DAS GEBET
KOBER'SCHE
VERLAGSBUCHHANDLUNG AG
BERN
Bô Yin Râ ist der Autorenname von
Joseph Anton Schneiderfranken
3. Auflage
Unveränderter Nachdruck der
2.Auflage 1955
© 1968 Kober'sche Verlagsbuchhandlung AG, Bern
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die der Übersetzung
in fremde Sprachen und der Verbreitung in Rundfunk und
Fernsehen
Druck: Schüler AG, Biel (Schweiz)
EUCH,
DIE IHR BETEN LERNEN
WOLLT
Nach altgeheiligter Kunde sollen die
OO
Schüler des weisen Zimmermanns,
OO
des hohen «
Rabbi»
aus Nazareth,
OO
vormaleinst zu ihm gekommen sein mit
OO
der Bitte:
«Herr, lehre uns beten!»
Darauf, ‒ so sagt uns der alte Bericht,
OO
‒ habe der gottgeeinte Lebenslehrer sie
OO
unterwiesen, nun nicht mehr, gleich den
OO
Nichterkennenden, die altgewohnten
OO
langen Litaneien herzuplappern, son‐
OO
dern nur jene wundersam schönen, ein‐
OO
fachen Worte zu gebrauchen, wie sie
OO
jetzt noch auf aller derer Lippen sind,
OO
die sich, nach dieser oder jener Glau‐
OO
bensform, zu des erhaben großen Gottes‐
OO
menschen liebeerfüllter Lehre bekennen
OO
oder zu bekennen meinen.
.Dennoch aber wissen bis auf den heu‐
OO
tigen Tag nur gar wenige Menschen
OO
wirklich zu «
beten», und noch seltener
OO
wird man einen finden, der da
erfaßte,
OO
was es besagen will, auf jene heilig‐ OO
hohe Weise zu «beten», die der große OO
Liebende befolgt wissen wollte. ‒ ‒
.Man kennt nun zwar die Worte, die OO
er, der alten Kunde nach, seine Schüler OO
gebrauchen hieß, ‒ allein, man «plap‐ OO
pert» jetzt auch diese Worte nicht OO
anders her, wie vordem andere, von OO
ihm nicht sonderlich gewertete Ge‐ OO
bete. ‒
.Es ändert nichts an der Entweihung, OO
wenn man auch in salbungsvollstem OO
Tonfall spricht, ‒ ja selbst das an‐ OO
dachtsvolle Nachempfinden des OO
im Denken sich erschließenden Sinnes OO
macht aus dem Nachsprechen jener herr‐ OO
lichen Worte noch keineswegs ein wirk‐ OO
liches «Gebet». ‒ ‒ ‒
.So dürfte es denn wieder nötig ge‐ OO
worden sein, zu lehren was das wirk‐ OO
liche «Beten» in Wahrheit ist, ‒ zu OO
lehren, wie aus Worten menschlicher OO
Sprache ein «
Gebet» erstehen kann,
OO
und was sich an tiefem Geheimnis im
OO
Gebete verbirgt!
Die heilige Priesterkunst, «
Gebete»
OO
zu schaffen und wirklich zu «
beten»,
OO
ist heute fast verloren gegangen, und
OO
wo sie etwa noch in Übung steht, dort
OO
wird sie
mechanisch,
lebensent‐
OO
laugt, oder
abergläubisch betrie‐
OO
ben. ‒
.Aber
dort auch, wo man noch zu
OO
beten
meint, sieht man im Gebete nur
OO
die
Bitte an die Gottheit, den Ausdruck
OO
des
Dankes, oder die
Lobpreisung
OO
und weiß nicht mehr, daß alles dieses
OO
zwar im Gebete zu finden sein
kann,
OO
aber mit nichten
das Wesen des Gebets
OO
ausmacht. ‒ ‒
.Man ahnt nicht mehr, daß auch ein
OO
Gefüge
herrlichster Worte des
Lo‐
OO
bes, des
Dankes oder der
Bitte erst
OO
wirklich «
gebetet» werden muß, be‐
OO
vor es zum «
Gebete» werden kann. ‒
OO
Daß «Gott» nur
in uns selbst für uns
OO
erreichbar ist, ‒ daß nur
in unserem
OO
Allerinnersten das Herz des reinen,
OO
ewigen Seins sich selber «
wiederzuge‐
OO
bären» vermag in unendlichfältiger,
OO
individueller Selbstzeugung ‒ das ist
OO
die erste und unumgänglichste Erkennt‐
OO
nis, zu der sich jeder erst durchgerungen
OO
haben muß, der wahrhaft «beten» ler‐
OO
nen will! ‒
.Zugleich aber muß er wissen, daß der
OO
urewige «
Vater», ‒ wie immer der
OO
Gläubige dieses Wort sich deuten mag,
OO
‒ weder
Dank noch
Lobpreis nach
OO
menschlicher Art
begehrt, ‒ und daß
OO
es
Lästerung wäre, wirklich zu glau‐
OO
ben, das Herz des Seins
erwarte erst
OO
menschliches
Flehen, um sich durch
OO
ein
solches «Bitten» schließlich «
er‐
OO
weichen» zu lassen, ‒ denn «
Bitten»,
OO
im Sinne des wahren
Betens, ist wahr‐
OO
lich etwas
sehr wesentlich Anderes
OO
als das
Erbettelnwollen, mit dem so
OO
mancher vor den «Gott» seiner Vor‐
OO
stellung tritt. ‒ ‒
.Ich betone hier das Wort vom «Gotte»
OO
der Vorstellung, da leider die aller‐
OO
meisten Menschen nicht weiter gelangen
OO
als bis zu solchem Gebilde ihrer Vor‐
OO
stellungskraft, weil sie aus unzureichen‐
OO
der oder irriger Belehrung meinen, der
OO
Weg zu Gott müsse hoch hinauf, aber
OO
immer nach
außen führen. ‒
.So können sie freilich lebendige
OO
Gottheit
niemals erfühlen, da sie ja
OO
dort nicht suchen, wo der lebendige
OO
ewige Gott für sie allein
erreichbar
OO
wäre. ‒ ‒
Es wurde jedoch, nach der alten Kunde,
OO
auch gesagt:
«
Suchet, so
werdet ihr finden!»
OO
«
Bittet, so
werdet ihr empfangen!»
OO
«
Klopfet an, so
wird euch aufgetan!»
OO
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
OO
.Hier wollen wir verweilen und in
OO
aller Stille harren, bis das Geheimnis,
OO
das in diesen Worten sich verbirgt, vor
OO
unserem inneren Auge sich entschleiern
OO
will...
.Ich aber will derweil versuchen, in
OO
Worten aufzuzeigen, was sich zeigen
OO
läßt!
*
«
Suchen» kann gewiß
nur dann zum
OO
Finden führen, wenn
dort gesucht
OO
wird, wo tatsächlich das Gesuchte auch
OO
verborgen liegt! ‒
.«
Bitten», in dem
hier gemeinten
OO
Sinne, der da jegliches «Erbetteln»
OO
völlig ausschließt, wird
Empfangen nur
OO
erwirken können, wenn der also Bit‐
OO
tende empfangs-
berechtigt ist! ‒
.«
Klopfen» aber, um im Hause Zu‐
OO
tritt zu erhalten, hat dann nur Aussicht
OO
auf Erfolg, wenn jener, der da klopft,
OO
auch völlig sicher ist,
wo er zu klopfen
OO
hat, und dorten dann in
solcher Weise
OO
anzuklopfen weiß, daß man im Hause
OO
ihn vernimmt und alsogleich erkennt
OO
als einen, der da Einlaß
zu erwarten
OO
hat! ‒
.Hier sind jedoch «
Suchen», «
Bit‐
OO
ten» und «
Klopfen» keineswegs zu
OO
trennen, denn nur
in ihrer Verei‐
OO
nung ergeben sie das ‒ «
Gebet»! ‒
OO
Wohl dem, der so zu «
beten» weiß!
OO
.Er wird «
erhört» sein, während er
OO
noch «
anklopft»!
.Er wird alsbald «
empfangen», wäh‐
OO
rend er noch «
bittet»!
.Er wird mit aller Gewißheit «
fin‐
OO
den», was er auf
solche Weise «
sucht»,
OO
daß es zu finden ist!
.In seinem Allerinnersten wird dieser OO
Betende erfahren, was des großen Le‐ OO
bensbringers Wort besagen will, das er OO
einst denen sagte, die er weit genug ge‐ OO
fördert glaubte:
.«Um was immer ihr den «Vater» in OO
meinem «Namen» bitten werdet, das OO
wird er euch geben!»
.Hell wird sich dem Beter offenbaren, OO
was das Preiswort enthält:
«Geheiliget werde Dein «Name»!»‐ OO
und endlich wird er erkennen, warum OO
der Meister einst in seinem «Namen» OO
bitten lehrte, denn:
«Alles, was der «Vater» hat, ist mein!» OO
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ OO
.So wird der also Betende denn auch OO
im klarsten Geisteslicht erkennen, daß OO
alles «um was immer» man den «Vater» OO
in seiner Selbstdarstellung «Namen» OO
bitten kann, schon von aller Ewigkeit OO
her gegeben und dargeboten ist, OO
obwohl es der «
Bitte» bedarf, um
OO
zeitlich auch «
in Erscheinung» zu
OO
treten, ‒ um
zeitlich Wahrnehm‐
OO
bares zu bewirken...
.Es lernt aber keiner solcherart «
be‐
OO
ten», außer denen, die ihren
Eigen‐
OO
Willen völlig mit des «
Vaters» Willen
OO
zu
vereinen wissen. ‒
.Wer dann aber, mit des ewigen «
Va‐
OO
ters» Willen
vereint zu «
beten»
OO
weiß, dem wird all sein Beten, ‒ um
OO
was immer er beten mag, ‒ ein Beten
OO
um «Flügel» sein: ‒ um jene Flügel,
OO
die da wahrlich «
höher tragen als
OO
Adlerschwingen»!
* *
*
Es ist das «Suchen», so wie es ver‐ OO
langt wird, wenn man «beten» OO
lernen will, wahrlich alles andere OO
eher, ‒ nur nicht etwa ein Grübeln OO
im Verstand! ‒
.Schon die Verheißung, daß der Su‐ OO
chende ‒ ganz selbstverständlich ‒ OO
«finden» werde, weist in ihrer lapi‐ OO
daren Einfachheit so zwingend darauf OO
hin, daß es sich hier um Anderes han‐ OO
delt als um das, was man gemeinhin OO
«inneres Suchen» nennt, was aber OO
allermeist nichts anderes ist, als Wühlen OO
und Erspürenwollen im Gehirn‐ OO
verstande, auf gutes Glück, und kei‐ OO
neswegs etwa des Findens sicher, wie OO
bestimmt verheißen wird. ‒ ‒
.«Suchen», so wie man gewöhnlich OO
in sich selbst nach irgend etwas sucht, OO
ist immer Ausdruck innerer Unruhe, OO
‒ und was auch immer Gegenstand OO
des Suchens sein mag: ‒ stets wird er OO
gesucht, um Ruhe durch sein Finden zu OO
erlangen. ‒
.Da könnte nun mancher meinen, auch OO
das andere «Suchen», dem da so sicher OO
«Finden» zugesprochen ist, habe doch OO
ebenso Ursache in einer Unruhe, die OO
zur Ruhe werden möchte?
.Das «Suchen» aber, das zum rechten OO
«Beten» nötig ist, setzt jene große OO
Ruhe voraus: ‒ jene Ruhe, die in sich OO
selbst begründet ist und nicht mehr OO
von außen her beeinflußbar gefunden OO
wird. ‒ ‒
.Es verlangt dieses «Suchen» stets OO
den ganzen Menschen, und nicht OO
nur den wie ein Spürhund immerfort OO
unruhig scharrenden Verstand!
.Es ist ein ruhiges Versenken in das OO
Innerste der Seele, ‒ ohne jede Er‐ OO
regung, ‒ ohne alles Begehren, ‒ und OO
ohne alle bange Ungeduld.
.Arge Torheit wäre es, wollte einer OO
vermeinen, daß durch heißes, stürmi‐ OO
sches Erzwingenwollen das Gesuchte OO
etwa eher gefunden werden könne!
.So kann man sich nur selbst betrügen, OO
um dann zuletzt, ermattet und ent‐ OO
täuscht, einen jeglichen Versuch zu «su‐ OO
chen» gleich im Anfang resignierend OO
aufzugeben...
.Vielmehr muß der Suchende hier OO
wissen, daß er bei seinem Suchen nur OO
sich selbst im Wege steht, solange er OO
nicht sucht wie einer, der des Findens OO
sicher ist, ‒ wie einer, der einen Ge‐ OO
genstand etwa verwahrt weiß an be‐ OO
stimmtem Ort und ihn dort finden OO
muß, wenn alles fortgeräumt wurde, OO
was den gesuchten Gegenstand zuerst OO
verdeckte.
.Man darf nicht den Grund zu solcher OO
Sicherheit nur in der Verheißung OO
sehen, daß der Suchende «finden» wird! OO
.Hier schließt das Suchen an sich OO
schon das
Findenmüssen ein, da gar
OO
nicht gesucht werden
kann, ohne daß
OO
alsogleich auch das Finden
folgt. ‒ ‒
OO
Bei
diesem «Suchen» ist der Suchende
OO
sich selbst der Gegenstand des Su‐
OO
chens!
.Je weniger jedoch er nach sich selbst
OO
verlangt, desto eher wird er sich sel‐
OO
ber
finden!
.Er darf sich
kein Bild oder
Gleich‐
OO
nis dessen machen, was er zu finden
OO
hofft!
.Sich selbst muß er in seine
OO
eigene grundlose Tiefe sinken
OO
lassen, ‒
furchtlos und
ohne Wi‐
OO
derstand!
.Aufrecht muß er sich in sich selbst
OO
versenken, und darf nicht aus der Ruhe
OO
kommen, auch wenn seine Füße den ge‐
OO
wohnten Halt verlieren!
.Vertrauend muß er sich in seine
OO
tiefste Tiefe ziehen lassen, voll Sicher‐
OO
heit, daß er hier keineswegs Vernich‐
OO
tung, sondern nur
sich selber finden
OO
kann!
.Kein vorerzeugtes Werk der
OO
Phantasie darf ihm die Blicke trü‐
OO
ben!
.Er darf nicht glauben, nun werde er
OO
«
Bilder» im Innern oder im Äußeren
OO
sehen, wie er sie noch niemals sah: ‒
OO
Visionen von anderen Wesen und
OO
verborgenen Welten!
.Er darf nicht
Erscheinungen er‐
OO
hoffen aus der
Geisterwelt!
In seine Tiefe sich versenkend, wird er
OO
zuerst alles im
Dunkel sehen um sich
OO
her, ‒ aber je tiefer er in sich eintaucht,
OO
desto mehr wird dieses Dunkel neuem
OO
wundersamen
Lichte weichen, bis er
OO
in seiner allertiefsten Tiefe dann
sich
OO
selbst durchleuchtet findet, ‒ bis er im
OO
innersten Abgrund seiner selbst zu
kri‐
OO
stallener Klarheit wird. ‒ ‒
.So wird sein Versenken ein stetes
OO
Finden sein vom ersten Augenblicke
OO
an, bis er zuletzt in sich gefunden hat,
OO
was sich
nicht sagen, sondern nur
OO
emp-
finden läßt, da auch das hellste
OO
Wort noch dunkel bleibt vor solcher un‐
OO
beschreiblich lichten inneren
Klar‐
OO
heit...
Wer da auf
solche Weise «
suchen»
OO
will, auf daß er
finde, der lasse zuerst
OO
seinen ganzen
Erdenkörper völlig zur
OO
Ruhe kommen, so daß ihm kaum mehr
OO
bewußt ist, daß ein tierischer Leib sein
OO
Bewußtsein «trägt».
.Dann aber schließe der Suchende
OO
langsam die Augen und verbinde beide
OO
Hände miteinander, bis er fühlt, wie ein
OO
lebendiger Kraftstrom in hoher
OO
Ruhe ihn durchkreist.
.Wie dieser Zustand intensiv belebter
OO
Ruhe
am besten zu erreichen ist, wird
OO
jeder für sich selbst bald finden...
.Der eine erreicht ihn nur, indem er
OO
sich
niederlegt, ‒ der andere im
OO
Sitzen oder
Niederknien, ‒ und
OO
wieder ein anderer wird ihn nur im auf‐
OO
rechten
Stehen erreichen können.
.Sobald der Zustand
lebenserfüllter
OO
Ruhe aber
erreicht ist, soll man sich
OO
weiter
nicht mehr um seines Körpers
OO
äußere Haltung kümmern!
.Jetzt muß man sich nur noch
im In‐
OO
nern zu fühlen trachten.
Nach einiger Zeit wird man sich
mehr
OO
und mehr im Innern fühlbar werden,
OO
bis allmählich eine Empfindung ins Be‐
OO
wußtsein Eingang findet, so, als sei man
OO
im Innern ganz von sich selbst «
er‐
OO
füllt».
.Es ist, als ob man selbst
ein Flüssi‐
OO
ges wäre, ‒ der Körper aber ein
Ge‐
OO
fäß, ‒ und als ob das Flüssige immer
OO
deutlicher sich selbst als
Inhalt des
OO
Gefäßes fühle...
.Die
Gedanken müssen dabei
ru‐
OO
hen, und es darf ihnen keinesfalls er‐
OO
laubt sein, den erfühlten Zustand nun
OO
geschwätzig zu zerdeuten. ‒
.Solange noch das Schwirren der
Ge‐
OO
danken anhält, lasse man es
ohne
OO
weitere Beachtung, bis es sich all‐
OO
mählich
von selber beruhigt. ‒
.Ist aber sodann die Empfindung seiner
OO
selbst im Innern
ein geschlossenes
OO
Ganzes geworden, dann hört ohnehin
OO
jedes weitere
Denken auf, weil das
OO
neue Bewußtsein seiner selbst alle
OO
Aufmerksamkeit
absorbiert.
Anfänglich wird es gut sein, sich vor‐
OO
erst mit dem erreichten
Empfinden‐
OO
können seiner selbst im Innern ‒
OO
als mit einem wahrlich schon sehr be‐ OO
deutsamen Resultate ‒ zu begnü‐ OO
gen. ‒
.Man kehre alsbald freudig zu seinen OO
Alltagspflichten zurück, sowie die OO
Empfindung sich abzuschwächen be‐ OO
ginnt!
.Niemals darf sie auch bei Er‐ OO
müdung etwa gewaltsam festge‐ OO
halten werden!
.Ist man aber nach und nach, ‒ möge OO
es Wochen oder auch Monate brauchen, OO
‒ endlich dahin gelangt, daß man jeder‐ OO
zeit, ohne sonderliche Mühe, in OO
der Stille seiner selbstgewählten Ein‐ OO
samkeit, sich selbst auf die eben ge‐ OO
schilderte Weise als «Inhalt» seines OO
Erdenleibes, ‒ geformt wie dieser, so OO
wie eine Flüssigkeit die Form des Ge‐ OO
fäßes annimmt, in die man sie gießt, ‒ OO
empfinden und erleben kann, dann OO
ist man würdig vorbereitet, nun das OO
«
Suchen» im Sinne wahren «
Betens»
OO
zu beginnen...
Jetzt muß sich der Suchende, klar er‐
OO
fühlten
Willens, ganz in die Hände
OO
seines
innersten Lebens geben und
OO
sich fühlend in dieses erahnten Lebens
OO
grundlose Tiefe sinken lassen, ‒ stets
OO
völlig
klar bewußt, und
ohne sich
OO
auch nur für Augenblicke jemals
OO
einer halbwachen
Träumerei anzuver‐
OO
trauen! ‒
.Tauchen
Gestalten und
Bilder im
OO
Innern auf, so ist ihnen
keinerlei Be‐
OO
achtung zu schenken, und besonders
OO
muß man sich davor hüten, sie etwa
OO
«
deuten» zu wollen!
.Noch
törichter wäre es, sie zu
be‐
OO
kämpfen, weil man sie dadurch nur
OO
stärken und festhalten würde...
.Wird man durch
Nichtbeachtung
OO
dennoch nicht von ihnen befreit, so ist
OO
es geboten
diesmal und
für diese
OO
Stunde, die Versenkung zu
unter‐
OO
brechen und sich
intensiver Tätig‐
OO
keit in der Außenwelt zu widmen,
OO
bis man, an einem
anderen Tage, sich
OO
wieder fähig glaubt, das Unterbrochene
OO
ungestört vollenden zu können.
.Erst wenn die Empfindung des Ver‐
OO
sinkens in die eigene innere Tiefe
völlig
OO
bildfrei wurde, darf man sich ihr un‐
OO
besorgt überlassen. ‒ ‒
Das unsagbare
Dunkel, das dann die
OO
Seele zuerst erschrecken will, ist
ge‐
OO
lassen und vor allem:
ohne jegliche
OO
Furcht zu ertragen, auch wenn es
oft‐
OO
mals ertragen werden muß, bevor der
OO
erste Lichtschein sich im Innersten er‐
OO
fühlen läßt!
.Sobald sich aber dann das Dunkel zu
OO
lichten beginnt, entfaltet sich auch
OO
mehr und mehr
ein neues,
inneres
OO
Bewußtsein, auf eine Art, in der man
OO
vorher noch
niemals bewußt gewesen
OO
war. ‒
.Nun wird dieses neue Bewußtsein
OO
klarer und klarer, bis es zuletzt den
OO
Willen des
Suchenden in untrenn‐
OO
barer
Einheit mit dem Willen des
OO
ewigen
Ur-
Seins erweist...
.Wer soweit gelangt ist, der weiß dann
OO
aus
eigener Erfahrung, was «
Finden»
OO
heißt, und die erste Bedingung des wirk‐
OO
lichen «
Betens» wurde von ihm
er‐
OO
füllt. ‒
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
OO
Wenn er nun die herrlichen und so ein‐
OO
fach sinnklaren Worte spricht, die einst
OO
der hohe Meister aus Nazareth seine
OO
Schüler «
beten» hieß, dann wird das
OO
erlangte neue Bewußtsein jedes dieser
OO
Worte nur noch als
Bekräftigung
OO
eigenen Willens empfinden. ‒
.Das ganze «
Gebet des Herrn» wird
OO
dem Suchenden nichts anderes mehr
OO
sein, als das vollendetste
Bekenntnis
OO
seiner eigenen untrennbaren
Einheit
OO
mit dem Willen des ewigen
Seins...
OO
.Was innerlich
erlebt ist, findet in
OO
diesem Gebete
Gestaltung in Worten
OO
menschlicher Sprache und wirkt aus der
OO
Gestaltung zurück in die eigene Seele,
OO
allwo es von selbst zur «
Bitte» wird,
OO
die ihre Gewährung
in sich selber
OO
trägt. ‒
.So wird der Suchende fortan
befreit
OO
sein von jenem törichten Wahn, als sei
OO
das Gebet ein Mittel, die Gottheit «
um‐
OO
zustimmen»...
.Er weiß nun, daß «
beten» nichts an‐
OO
deres heißt, als:
mit seinem eigenen
OO
Willen im Willen des ewigen Ur‐
OO
seins zu wollen, was allda
gewollt
OO
ist von allen Ewigkeiten her, auf daß
OO
es,
ausgelöst durch rechte «
Bitte»,
OO
nun
in Erscheinung trete, nun
sich
OO
auswirke und
bezeuge. ‒ ‒
.Sein
Suchen ist wahrlich zum «
Fin‐
OO
den» geworden!
.Er kann in aller Ewigkeit nicht mehr
OO
verlieren, was er auf solche Weise
in
OO
sich selber fand! ‒ ‒ ‒
* *
*
Hier wird es sich nun entscheiden,
OO
ob der bei dem
zweiten Erfor‐
OO
dernis angelangte Suchende auch schon
OO
in Wahrheit zur «Bitte»
berechtigt ist!
OO
.«
Bitte» ist hier kein Flehen um ir‐
OO
gend eine Gewährung, die gleichsam
OO
«
von außen her» zu erhoffen wäre!
OO
«
Bitte» ist hier
die Auslösung
OO
einer geistigen Kraft, die da be‐
OO
wirkt, daß in
Erscheinung tritt, was
OO
durch «Suchen» und «Finden» bereits
OO
zu eigen wurde. ‒
.Man
kann im wahren «
Gebete» um
OO
nichts anderes «
bitten», als um das,
OO
was bereits von Ewigkeit her im Willen
OO
des Urseins
gegeben ist.
.Man kann aber auch das also Gege‐
OO
bene nur dann
zu eigen erlangen, wenn
OO
man in der
Selbst-
Versenkung seinen
OO
Eigen-Willen dahingab und
einsinken
OO
ließ in den
Willen des ewigen
OO
Seins. ‒ ‒
.So ist dem
wahrhaft «
Betenden»
OO
schon vorher
gewährt, um was er
OO
bitten kann...
Gewiß kann jedoch auch das wirkliche
OO
«
Gebet» jeweils auf ganz
Bestimm‐
OO
tes und
Besonderes gerichtet sein, ‒
OO
aber die
Wirkungskraft der «
Bitte»
OO
ist
keineswegs ohne alle Gren‐
OO
zen! ‒ ‒
.Es wird diese Wirkungskraft
genau
OO
bestimmt durch das,
was sich der Bit‐
OO
tende ‒ aus
allem Gegebenen ‒ in
OO
Wahrheit
zu eigen zu machen wußte,
OO
so daß es gewiß keine Torheit war,
OO
wenn voreinst glaubensdurchflammte
OO
Zeiten zu der Überzeugung kamen, daß
OO
mancher Menschen Gebet zu
sicherer
OO
Wirkung führe, wo alles Beten An‐
OO
derer
nichts vermöge...
.Dabei bleibt es gegenstandslos, ob
OO
Jene, deren Gebet man für wirkungs‐
OO
kräftiger hielt, vom Geheimnis des wah‐
OO
ren «Betens»
verstandesmäßig un‐
OO
terrichtet waren, oder die Wahrheit
OO
nur dunkel erahnten. ‒
.Selbst wenn sie durch dumpfen
Aber‐
OO
glauben sich bewegen ließen,
unbe‐
OO
wußt das Richtige zu tun, konnten sie
OO
wahrlich ihr Gebet zu einer Wirkungs‐
OO
kraft steigern, die den anderen wie
OO
«Wundertat» erschien. ‒ ‒
.Dennoch wird aber auch von diesen
OO
Meistern des
wirklichen «
Gebetes»
OO
gar oft berichtet, daß ihr Gebet in die‐
OO
sem oder jenem Falle
nichts ver‐
OO
mochte, ‒ sei es um des
Unglaubens
OO
und der
Herzenskälte derer willen, für
OO
die sie beteten, oder suchten sie für
sich
OO
selbst etwas zu «erbeten», was sie nicht
OO
selbst für sich «erbeten»
konnten...
OO
Es wäre wahrlich denn auch
zuviel ge‐
OO
sagt, wollte man das
wahre «
Gebet»
OO
etwa «allmächtig» nennen, da doch OO
die Macht des ewigen Urseins in sich OO
selbst ihre Grenzen sieht, weil OO
ewige Gottheit nicht sich selbst ent‐ OO
gegenwirken kann. ‒
.Hingegen aber wissen auch nur die OO
allerwenigsten Menschen in heutigen OO
Tagen noch aus eigener Erfahrung, was OO
das wirkliche «Gebet» denn doch ver‐ OO
mag ‒ ‒ ‒
.Manchen wurde jedoch die Kraft des OO
«Gebetes» bekannt, obwohl sie gewiß OO
nicht ahnten, weshalb sie «Erhörung» OO
fanden, so daß sie dann auf ihre Art OO
sich Erklärung schufen, wo ihre unvoll‐ OO
kommene Einsicht ihnen keine Klarheit OO
bringen konnte.
.Sie waren in schwerer Seelen-Not, OO
ganz unbewußt, zur Versenkung in OO
ihre tiefste Tiefe, und damit zum «Fin‐ OO
den» gekommen, so daß ihnen hier zu OO
eigen wurde, um was sie alsdann ‒ in OO
gleicher Weise
unbewußt ‒ auch rich‐
OO
tig zu «
bitten» vermochten, und in
OO
selbiger Art erlernten sie das rechte
OO
«Klopfen», dem die Türe zum Tempel
OO
sich
öffnen mußte. ‒ ‒
.Da es aber
jedem Menschen hier auf
OO
Erden wahrlich
möglich ist, in rechter
OO
Weise, ganz
bewußt des hehren Tuns,
OO
zu «
beten», wenn er nur das «Beten»
OO
lernen mag, und nicht erst wartet, bis
OO
es ihn die Not des Leibes oder bittere
OO
Seelenqual vom
Unbewußten her einst
OO
lehren wird, ‒ so würde es heißen: gött‐
OO
liche Hilfe
verachten, wollte nicht je‐
OO
der, dem rechte Lehre geworden, fortan
OO
danach trachten, auch nach solcher Lehre
OO
zu tun...
Nun wird es freilich vielen gar befremd‐
OO
lich erscheinen, daß man das «Beten»
OO
lernen soll, gleich irgendeinem Kön‐
OO
nen das erlernbar ist?!
.Aber alle, die hier auf Erden einst OO
bewußt das «Gebet» als heilige Him‐ OO
melskunst übten, waren dazu nur OO
durch Lehre und eigenes Lernen ge‐ OO
langt. ‒ ‒
.Ja: ‒ es verrät uns die alte geheiligte OO
Kunde, daß jene Schüler des großen OO
Liebenden, die ihn zu bitten wußten, OO
daß er sie beten lehren möge, schon OO
manche hohe Einsicht erlangt haben OO
mußten, denn nur ihr Wissen, daß man OO
beten lernen könne, ließ sie jene Bitte OO
an den Meister tun.
.Gebetsformeln kannten sie ja wahr‐ OO
haftig genug, und sie baten auch nicht: OO
«Herr, lehre uns ein neues Gebet», OO
‒ sondern sagten klar und bestimmt: OO
«Herr, lehre uns beten!»
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ OO
.Selbst wenn die ganze alte Kunde OO
nur bloße Erdichtung wäre, hätte OO
doch hier der Dichter sich als ein Wis‐ OO
sender offenbart, denn nur ein solcher
OO
hätte diese eindeutig klaren Worte den
OO
Schülern des hohen Meisters in den
OO
Mund legen können. ‒ ‒ ‒
Hier ist jetzt geboten, zu lehren wie
OO
man «
bitten» muß um zu «
empfan‐
OO
gen».
.Mit aller Absicht wiederhole ich also
OO
nochmals, daß
jenes «Bitten», wie es
OO
das wirkliche «
Gebet» verlangt, fern
OO
sein muß allem Betteln und Flehen.
.Es gilt nicht, ein hartes Herz endlich
OO
zu erweichen, oder eine Gabe zu er‐
OO
quälen, die dem Bettelnden nicht zu‐
OO
kommt!
.Wer durch richtiges «Suchen» und
OO
«Finden» sich
Berechtigung schuf zur
OO
«
Bitte», der hat nur darauf zu achten,
OO
daß er gleichsam ‒
verständlich bitte:
OO
‒ daß er die rechte Haltung bewahre,
OO
die zur Auslösung der Kräfte führt,
OO
durch die das «Empfangen» Wirklich‐ OO
keit wird.
.Dieses «Bitten» ist eine gelassene, OO
völlig ruhige und sichere Gestaltung OO
eines präzisen Vorstellungsbildes, OO
das wie ein «Vorbild» dessen gelten OO
kann, um was man «bittet». ‒
.Sobald aber der Wille des Betenden OO
dieses Vorstellungsbild geschaffen und OO
zu größtmöglichster Festigkeit verdich‐ OO
tet hat, muß er sich mitsamt seinem OO
Werke ganz und gar dem ewigen OO
Willen des Urseins übergeben, über‐ OO
lassen und anvertrauen.
.Es kommt hier alles darauf an, daß OO
der ganze Eigen-Wille, mit dem «Vor‐ OO
bild», das er schuf, so in den Willen des OO
Urseins eingesenkt wird, daß auch OO
nicht die leiseste Willensregung noch aus OO
dem Meere des ewigen Willens hervor‐ OO
ragt, ‒ daß auch kein kleinster Teil des OO
«Vorbildes» bleibt, der nicht von den OO
Wogen dieses Meeres erfüllt und durch‐
OO
strömt würde.
.Ist nun das, um was auf
solche Weise
OO
bittend «
gebetet» wird, überhaupt im
OO
ewigen Willen des Urseins «
gegeben»,
OO
und hat es der also Bittende bereits
OO
durch sein «Suchen» und «Finden»
zu
OO
eigen erlangt, so ist auch die
Gewäh‐
OO
rung der Bitte
im selben Augenblick
OO
vollzogen in dem die absolute Versen‐
OO
kung in den Urwillen erfolgte, und es
OO
bedarf nur noch der im Irdischen un‐
OO
übersteigbaren
Zeit, auf daß die Wir‐
OO
kung des Gebetes in
Erscheinung tre‐
OO
ten könne, vorausgesetzt, daß der Bit‐
OO
tende zugleich auch nach rechter Weise
OO
«
anzuklopfen» versteht. ‒ ‒ ‒
Der
einzige, aber auch wahrlich
un‐
OO
überwindliche Widerstand, dem sol‐
OO
che «Bitte»
im Menschen selbst be‐
OO
gegnen kann, ist der
Zweifel! ‒ ‒
.Hinsichtlich der Gewährungsmög‐ OO
lichkeit kann gewiß der Betende nur OO
ahnen und tasten.
.Er kann nicht mit Sicherheit etwa OO
wissen, ob das Erbetene zu den Dingen OO
gehört, die im Urwillen schon seit aller OO
Ewigkeit gegeben sind, und ebenso‐ OO
wenig weiß er bestimmt, ob er schon OO
bis zum vollen Umfang seiner Bitte OO
«empfangsberechtigt» ist.
.So kann er denn auch nicht wissen, OO
ob er im einzelnen Falle schon Gewäh‐ OO
rung erlangte, und es wäre überheb‐ OO
liche Vermessenheit, sie unter allen OO
Umständen zu erwarten...
.Dennoch darf er keinen Augen‐ OO
blick daran zweifeln, daß ihm alles OO
gewährt sein muß, was ihm nach OO
Lage der Umstände gewährt werden OO
kann!
.Er muß die Frage: ‒ ob er wohl OO
«empfangen» werde um was er bittet, OO
restlos aus seinem Denken und OO
Fühlen verbannen! ‒ ‒
.Alles Wünschen und Hoffen muß OO
er gewissermaßen in sich «neutrali‐ OO
sieren»!
.Er muß sich dem Willen des Urseins OO
vorbehaltlos vereinen, ‒ muß ganz OO
mit diesem Willen verschmelzen, ohne OO
den leisesten Zweifel aufkommen zu OO
lassen an der Sicherheit der Gewäh‐ OO
rung, soweit Gewährungs-Möglichkeit OO
besteht! ‒
.Auch das will «gelernt» sein, und nur OO
wer es lernt, wird Herr über allen OO
Zweifel werden! ‒ ‒
.Je höher sich allerdings mit der Zeit OO
die Beweise häufen, dafür, daß die OO
rechte «Bitte» die Gewährung, so OO
wie sie erfolgen kann, in sich selber OO
trägt, desto leichter wird es werden, OO
allen Zweifel zu besiegen, noch bevor er OO
sich hemmend in den Weg stellen kann. OO
Hat er aber auch wirksam den Zweifel OO
überwunden, so darf doch der Betende OO
in seinem Vertrauen nicht überheblich OO
werden!
.Vor allem darf er nicht glauben, OO
selbst die Art und Weise bestimmen OO
zu können, nach der seiner Bitte Ge‐ OO
währung werden soll, noch darf er OO
sich vermessen, die dafür ihm genehme OO
Zeit gleichsam erzwingen zu wol‐ OO
len...
.Alles das steht ihm nicht zu!
.Er muß das alles jenen hohen Mäch‐ OO
ten überlassen, die aus ewigem Ur‐ OO
willen Auftrag haben, die Ge‐ OO
schicke derart unter ihrem geisti‐ OO
gen Einfluß zu halten, daß die Kette OO
des Geschehens jeweils gerade die Glie‐ OO
der aneinanderreiht, die nötig sind, um OO
ohne Beirrung irdisch-physischer OO
Gesetze Wirkungen herbeizuführen, OO
die im Reiche des Geistes, ‒ im OO
Reiche
ursprünglichster Ursachen,
OO
‒ veranlaßt werden...
.So kann es kommen, daß der
An‐
OO
schein entsteht, als habe eine «Bitte»
OO
keine Erhörung gefunden, während be‐
OO
reits
alle Kräfte in Bewegung sind,
OO
um die
Gewährung zu bewirken, die
OO
freilich auf
andere Weise dann erfolgen
OO
wird, als der Betende sie zu erhalten
OO
glaubte.
.Oft kommt für den Beter
erst nach
OO
langer Zeit der Tag herauf, an dem er
OO
endlich erkennen lernt, daß er, auf
bes‐
OO
sere Weise als er hoffen konnte, schon
OO
längst
Gewährung seiner Bitte fand...
OO
Die Verheißung, daß der Bittende mit
OO
Sicherheit «
empfangen» werde, darf
OO
aber gewiß nicht nur auf die Dinge
des
OO
irdischen Daseins bezogen werden,
OO
und wer sie nur aus der
irdischen
OO
Ansicht her betrachtet, der muß sich
OO
sagen, daß sie sich bewahrheiten OO
kann, auch wenn der Bittende An‐ OO
deres empfängt, als das, um was er OO
bittet. ‒ ‒
.Es ist aber in der hier vorliegenden, OO
und für die Lehre die hier vermittelt OO
werden soll, so instruktiven Verheißung OO
vor allem davon die Rede, daß das, OO
was von Ewigkeit her dem Erdenmen‐ OO
schen vorbehalten bleibt für alle Ewig‐ OO
keit, durch rechte Bitte «empfangen» OO
werden kann.
.Man soll Eines tun und das Andere OO
darum nicht unterlassen!
.Da die Dinge seines Erden-Lebens OO
dem Menschen der Erde vorerst am OO
heftigsten auf die Nägel brennen, soll OO
er wahrhaftig die Macht des «Gebetes» OO
gebrauchen, um auch Irdisches sich zu OO
erleichtern, oder seinem Nebenmen‐ OO
schen dann noch Hilfe darzubieten, OO
wenn alle äußere Möglichkeit, zu hel‐ OO
fen, sich längst erschöpfte, oder als un‐ OO
zureichend erweist. ‒
.Vor allem aber ist das «Gebet» OO
dem Menschen gegeben, um in den er‐ OO
neuten Besitz seines ewigen Erbes OO
zu gelangen: ‒ um das zu «empfan‐ OO
gen», was man, mit einem sehr ver‐ OO
fänglichen Wort, in der Sprache der OO
sogenannten «Gottesgelehrten» ‒ die OO
Gnade nennt. ‒ ‒
.Was hier aber in Wahrheit gemeint OO
war, von denen, die noch wußten OO
um was es sich handelt, ist alles andere OO
eher, nur nicht etwa ein Geschenk der OO
Willkür!
.Auch die ewige Urliebe, aus der OO
alles hervorgeht, was im «Sein» und OO
im «Dasein» ist, kann nicht ihre OO
eigene «Struktur» verändern, ‒ OO
kann nicht «Gesetz», das durch ihr OO
eigenes ewiges Sein besteht, negie‐ OO
ren um der Liebe willen, sondern muß OO
gesetzte Bedingungen
erfüllt sehen,
OO
wenn sie das ihr Entfremdete wieder in
OO
sich aufnehmen
können soll. ‒ ‒
.So ist es die wahre «
Bitte», die es
OO
dem Strom der ewigen Liebe wieder
OO
möglich macht, das Bewußtsein des
OO
Erdenmenschen zu durchfließen...
.Die «
Bitte», die kein Betteln und
OO
Abhandelnwollen, sondern ein ruhiges
OO
Sichdarbieten ist, in sicherster Ge‐
OO
wißheit, daß ihr das
Empfangen des
OO
göttlichen Liebes-Stromes nun nicht vor‐
OO
enthalten wird, ‒ nicht vorenthalten
OO
werden
kann. ‒ ‒ ‒
.Hier ist nichts anderes als eine geistige
OO
Gesetzmäßigkeit, die
Erfüllung
OO
braucht, bevor die
Auswirkung er‐
OO
folgt!
So, wie der
Suchende erst in sich sel‐
OO
ber
fand, was er vordem vergeblich im
OO
Äußeren suchte, so
empfängt nun der
OO
Bittende in sich selbst den nötigen OO
Lebensstrom der Liebe. ‒ ‒
.Vorher ist er einem Elektromotor zu OO
vergleichen, der zwar in allen Teilen OO
überprüft, nun zur Arbeitsleistung OO
fähig wäre, aber noch nicht vom Kraft‐ OO
strom der Zentrale durchflossen ist.
.Nun aber ist der Kontakt geschlos‐ OO
sen: ‒ der Motor ist durch den Strom OO
in Bewegung, ‒ aber nun wartet er OO
auf den Gebrauch seiner Arbeitslei‐ OO
stung, denn vergeblich würde ihn die OO
Kraft durchfließen, wäre keine Möglich‐ OO
keit, auch seine Bewegung nutzbar zu OO
machen. ‒
.In diesem Bilde zeigen sich gleichnis‐ OO
weise die drei Erfordernisse des wahren OO
«Gebetes».
.Dem «Suchen» und «Finden» ist OO
die technische Überprüfung des Mo‐ OO
tors bis in seine innersten Teile zu ver‐ OO
gleichen.
.Das «Bitten» und «Empfangen» OO
ist zu erkennen in dem Schließen des OO
Kontakts und der Durchflutung mit OO
elektrischem Strom.
.Dem «Anklopfen» und «Auftun» OO
aber ist das Anschließen des Motors OO
an die durch ihn zu betreibenden OO
Maschinen und die dadurch bewirkte OO
Tätigkeit sehr wohl vergleichbar.
.Doch, dieser Vergleich, entnommen OO
dem Bereiche der Technik heutiger Tage, OO
soll keineswegs mehr sein als ein Hin‐ OO
weis, der vielleicht meine Worte unter‐ OO
stützen kann.
.Wer diesen Hinweis nicht braucht, OO
oder wer sich dadurch gestört fühlen OO
sollte, daß ich mich nicht scheue, hier OO
ein Gleichnis aus dem Alltag zu gestal‐ OO
ten, der möge ruhig unbeachtet lassen, OO
was ich doch immerhin meiner Rede OO
einverwoben wissen möchte!
.So glaube ich, hier von dem zweiten OO
Erfordernis
wahren «
Gebetes» schon
OO
die Brücke zum
dritten hin gespannt
OO
zu haben und hoffe, daß alle, zu denen
OO
ich hier spreche, mir auch weiter über
OO
diese Brücke folgen werden.
* *
*
Es ist nicht Willkür, wenn in der OO
alten Verheißung nun das Bild vom OO
«Anklopfen» Aufnahme findet! ‒ ‒ OO
.Ist «Suchen» ein Versenken in sich OO
selbst, um da die innerste, tiefste OO
Tiefe zu finden, ‒ ist «Bitten» ein OO
Wollen in festem Vertrauen auf das OO
«Empfangen», ‒ so ist «Anklop‐ OO
fen», ‒ Pochen um Einlaß zu erreichen, OO
‒ ein äußeres, tätiges Verhalten, das OO
einer Forderung Ausdruck verleiht. ‒ OO
.Es ist dem, der «beten» lernen will, OO
gleichsam hier gesagt, daß er das Recht OO
zu fordern, zu verlangen, hat, ‒ so OO
vermessen das auch scheinbar klingen OO
mag, ‒ und daß er dieses hohe Recht OO
nur dann sich erwirkt, wenn er auch OO
tätig zu beten weiß: ‒ wenn auch sein OO
Tun den Bedingnissen wahren OO
«Gebetes» entspricht. ‒ ‒ ‒
.Das gilt für die ganze Einstellung bei OO
allem Beten, ‒ auch wenn es sich um OO
Dinge des äußeren Daseins han‐ OO
delt. ‒
.Er-hörung findet nur, wer wirklich OO
«anklopft», ‒ wirklich pocht, ‒ wer OO
seine gerechte «Bitte», sein Erwar‐ OO
ten durch das entsprechende tätige OO
Verhalten verstärkt, und dadurch an OO
sich zur Forderung werden läßt, die OO
Erfüllung findet aus Notwendig‐ OO
keit. ‒ ‒ ‒
.Der Beter darf sich nicht wundern, OO
wird er nicht erhört, trotzdem sein «Su‐ OO
chen» und «Bitten» vor seinen Augen OO
ihm durchaus einwandfrei erscheint, so‐ OO
lange er nicht ebenso auch richtig «an‐ OO
zuklopfen» weiß. ‒ ‒
.Noch fehlt dann die dritte Bedin‐ OO
gung vollkommenen «Gebetes»!
.Er betet vielleicht um Dinge, die ihm OO
selbst zuteil werden sollen, ‒ aber OO
dort, wo das Gebet mit ihm selber OO
rechnet, ‒ wo sein Ergreifen eben OO
dieser Dinge notwendig wäre, rührt er OO
keine Hand...
.Er will vielleicht durch sein Beten OO
einem anderen Menschen Hilfe sen‐ OO
den, aus materieller Not ihn zu OO
befreien suchen, aber ferne liegt es OO
ihm, aus eigenen Mitteln etwas OO
für ihn zu tun, oder Gelegen‐ OO
heiten zu erfassen, die dem An‐ OO
deren praktischen Nutzen bringen OO
könnten...
.Er möchte sich oder andere durch OO
sein Gebet befreit von Krankheit OO
sehen, aber er verschmäht den Arzt OO
und rührt sich nicht, nach einer OO
Heilgelegenheit zu suchen...
.In allen diesen und noch tausend OO
anderen Fällen fehlt Erfüllung jener OO
dritten Grundbedingung wahren «Ge‐ OO
betes», die in der Verheißung darge‐ OO
stellt wird unter dem Bilde eines Men‐ OO
schen der nicht nur außen steht und OO
wartet, bis man ihn hereinruft, OO
sondern der «anklopft», damit ihm OO
«aufgetan werde». ‒ ‒ ‒
.Auch in jener Art frommer Himmels‐ OO
anbettelei, die man so gemeinhin für OO
«beten» hält, fehlen die Hilfesuchenden OO
allermeist dadurch, daß sie das werk‐ OO
tätige «Beten» für gänzlich überflüssig OO
halten. ‒
.Es könnte sonst so manchem gehol‐ OO
fen werden, obwohl seine Vorstel‐ OO
lung von dem, was wirklich «be‐ OO
ten» heißt, noch nichts weiß, denn OO
dumpf und unbewußt dringt doch der OO
eine oder der andere durch seine In‐ OO
brunst zu einem, wenn auch unvoll‐ OO
kommenen, «Finden» und «Emp‐ OO
fangen» vor...
.Auch wenn sein «Anklopfen» ebenso OO
unzureichend erfolgen würde, könnte OO
es dennoch bewirken, daß das, was er OO
nach landläufiger Weise und guten Glau‐ OO
bens für «Beten» hält,
nicht umsonst
OO
gewesen wäre. ‒ ‒
.Es gibt aber auch unter denen, die
OO
noch
nicht erkennen, was wahrhaft
OO
«
Beten» heißt, daneben genugsam
OO
andere Menschen, die aus
innerem
OO
Gefühl heraus das Rechte in
allen
OO
drei Stücken
tun, auch wenn sie
weit
OO
mehr vermöchten, wäre ihnen das
OO
ganze Geheimnis des rechten Betens
OO
vertraut. ‒
Doch, auch das rechte «
Anklopfen»
OO
bezieht sich in der Verheißung durch‐
OO
aus nicht
nur auf das «
Beten» um
ir‐
OO
dische Dinge, sondern in
erster Linie
OO
soll es dazu führen,
Einlaß zu erlangen
OO
in den heilighehren
Tempel der Ewig‐
OO
keit, um hier
das Mysterium des
OO
Menschen: ‒ seinen Ausgang aus dem
OO
Lichte und seine Wiederkehr zum Licht,
OO
erschauernd zu erleben...
.Keiner kann in diesen Tempel Einlaß OO
finden, der nicht vordem im «Suchen» OO
und «Finden» sich bewährte, ‒ der OO
nicht vordem also «bitten» lernte, daß OO
er «empfangen» durfte. ‒ ‒
.Man weiß im «Innern», ‒ und es OO
ist auch hier das Innere des Tempels nur OO
im Menschen selbst zu suchen, ‒ OO
sehr genau, wer der ist, der draußen OO
«anklopft», und man wird ihm nicht OO
eher öffnen, als bis er die beiden an‐ OO
deren Bedingungen des rechten «Be‐ OO
tens» zu erfüllen wußte.
.«Anklopfen» heißt hier, sein Leben OO
aktiv so gestalten, daß jede Hand‐ OO
lung die berechtigte Forderung dar‐ OO
stellt, in das Innere des Tempels auf‐ OO
genommen zu werden, und wahrlich:
‒ wer in solcher Weise «anklopft», OO
dem wird «aufgetan», weil er selbst OO
die Bedingung dazu schafft. ‒ ‒
Man hat im Laufe der Jahrhunderte die OO
seltsamsten Heimlichkeiten hinter die‐ OO
sem Worte vom «Anklopfen» und OO
«Auftun» vermutet und gesucht, so OO
daß da und dort von hohlen, aber auch OO
von allzuklugen Köpfen die abstruse‐ OO
sten «Übungen» erfunden wurden, die OO
angeblich das rechte «Anklopfen» dar‐ OO
stellen sollen.
.Ich kenne auch heute gewisse Men‐ OO
schen, die, ehrfurchterfüllt, Orakelsprü‐ OO
che wirrer Schwärmer wie das kost‐ OO
barste Heiligtum bei sich verwahren, und OO
bescheiden genug sind, die Tatsache, OO
daß ihnen alles derartige «Üben» kei‐ OO
nerlei Erfolg einbrachte, darauf zu‐ OO
rückzuführen, daß sie es doch, bei allem OO
heißen Bemühen, wohl «nicht richtig OO
angestellt» hätten, weil ihr Orakel‐ OO
priester solchen Erfolg für sich er‐ OO
langt haben müsse, ansonsten er die OO
torheittriefenden Anweisungen ‒ O OO
sancta simplicitas! ‒ nicht nieder‐ OO
geschrieben haben könnte. ‒
.Stets gibt es neue Gläubige für der‐ OO
artigen Aberwitz, und immer wieder OO
stehen Mystagogen auf, die entweder OO
selbst betört, oder, weil anders ihr OO
Weizen nicht blühen will, mit ge‐ OO
heimnisvoller Geste der übelsten Narr‐ OO
heit Zutreiberdienste leisten.
.Daß solches möglich ist, wird nur OO
dadurch verstehbar, daß sehr vielen OO
Suchenden das wirklich von ihnen OO
Verlangte ‒ zu einfach und zu we‐ OO
nig widersinnig erscheint, weil sie OO
erst in glaubenswillige Erregung gera‐ OO
ten, wenn das Absurde Glauben von OO
ihnen fordert. ‒ ‒
.Der Menschenfreund erschrickt, wenn OO
er solche Verirrung sieht und möchte OO
mit allen Kräften die Betörten retten; OO
aber alle Hilfsbereitschaft ist hier am OO
falschen Ort.
.Man kann nur die
noch nicht Ver‐
OO
irrten
warnen und ihnen die Dinge,
OO
von denen sie vielleicht schon vom
OO
Hörensagen wissen, beim rechten Na‐
OO
men nennen. Man kann nur aufzuzeigen
OO
suchen, daß die Verheißung mit all die‐
OO
sen seltsamen «Übungen» recht durch‐
OO
sichtiger Erfindung
nicht das minde‐
OO
ste zu schaffen hat.
.«
Anklopfen», im Sinne der Ver‐
OO
heißung, heißt mit
Tat und
Wirken
OO
«beten», und wer sich dazu nicht ver‐
OO
stehen kann, der wird
vergeblich
OO
darauf warten, daß ihm «
aufgetan»
OO
werde! ‒ ‒
Nun darf man sich aber auch nicht der
OO
falschen Vorstellung ergeben, als sei das
OO
«
Auftun», im Sinne unserer Verhei‐
OO
ßung,
ein plötzliches Eröffnen un‐
OO
erahnter geistiger Herrlichkeit,
OO
‒ ein
sofortiges Offenbaren der
OO
geheimsten Weisheit, ‒ ein Auf‐ OO
stoßen aller Türen des Tempels, und ein OO
augenblickliches Wegziehen des verhül‐ OO
lenden Vorhangs, der das Allerheiligste OO
vor unbereiteten Blicken schützt!
.Auch der Tempel der Ewigkeit OO
hat seine Vorhallen, und der Neo‐ OO
phyte wird sich wahrlich schon glück‐ OO
lich preisen dürfen, wenn er ‒ bild‐ OO
lich gesprochen ‒ seinen Fuß in die OO
äußerste dieser Vorhallen setzen darf... OO
.Wer da mit großen Ambitionen OO
kommt und sich für würdig hält, wenn OO
auch nicht gleich ins Allerheiligste, so OO
doch in eines der es umschließenden OO
Sanktuarien einzugehen, dem wird ge‐ OO
wiß nicht «aufgetan» werden, daß er OO
auch nur die Vorhöfe schaue. ‒ ‒
.Doch wird hier keiner etwa «unge‐ OO
recht» behandelt!
.Hier hängt nichts von irgend OO
einer Willkür ab!
.Es ist alles durch geistiges
Gesetz
OO
geordnet, und dieses «Gesetz» ist kein
OO
ersonnenes Werk, sondern
folgerich‐
OO
tige Auswirkung geistigen Le‐
OO
bens, unwandelbar wie die Gottheit
OO
selbst,
deren Art und Wesen es den
OO
Wissenden offenbart, nachdem sie
OO
«Wissend»
wurden durch seine
Er‐
OO
füllung! ‒ ‒
Wohl ist die Gottheit auch
im Men‐
OO
schen selbst, ‒ wohl ist
im Inner‐
OO
sten des Menschen ihr hochheiliger
OO
Tempel, ‒ und wohl ist «Gott», wie
OO
immer man dieses Wort sich
deuten
OO
mag dem Menschen nur
in dem In‐
OO
nersten menschlicher Seele er‐
OO
reichbar und empfindbar!
.Aber
die meisten der Menschen ahnen
OO
nicht,
welche unendlichen Weiten
OO
ihre eigene, stets in ewigem Rhythmus
OO
schwingende «
Seele» umfaßt! ‒
.Die meisten ahnen nicht, welche un‐ OO
meßbaren Fernen zwischen ihrem OO
Bewußtsein und dem bewußten OO
Sein Gottes liegen, obwohl «Gott» OO
sie erfüllt und sie nur in «Gott» ihr OO
Dasein haben. ‒ ‒ ‒
.Sie stehen, für ihre Vorstellung, OO
mit Gott «auf Du und Du», ohne im OO
mindesten sich des Frevels bewußt zu OO
werden, den diese Vorstellung ent‐ OO
hält. ‒ ‒
.Es ist wahrlich schwer, ihnen beizu‐ OO
bringen, daß Gott, dem göttlichen OO
Leben nach, ihnen zwar das Aller‐ OO
nächste, ‒ dem bewußten gött‐ OO
lichen Sein nach aber das Aller‐ OO
fernste ist, ‒ daß eine «Jakobsleiter» OO
in ihnen selbst aufgerichtet werden OO
muß, auf deren Sprossen erst alle die OO
Lichtgrade geistiger Hierarchien OO
herabsteigen und sich die Hände reichen OO
müssen, soll erdenmenschliches Bewußt‐ OO
sein
wache Kommunikation mit
OO
dem ewigen, unvorstellbaren, göttlichen
OO
bewußten Sein erleben können, ohne
OO
Vernichtung fürchten zu müssen. ‒ ‒ ‒
OO
.Dummstolzer
geistlicher Hoch‐
OO
mut meint,
nichts dürfe sich zwi‐
OO
schen Gott und den Menschen
OO
stellen, ‒ aber hier ist nur die Bitte
OO
rechte Antwort: «Herr,
vergib ihnen,
OO
denn sie
wissen nicht, wie sie Dich
OO
schmähen!» ‒ ‒
Wer daher wirklich will, daß ihm «
auf‐
OO
getan» werde, wenn er
mit seinem
OO
ganzen Leben,
mit all seinem irdi‐
OO
schen Tun und Wirken «
anzuklop‐
OO
fen» wagt, der erwarte nicht etwa, daß
OO
«
Gott», ‒ in welcher Form er auch
OO
an Gott glauben mag, ‒
als ewiges
OO
Ursein an der Pforte stehen werde um
OO
ihm «
aufzutun»! ‒ ‒
.Wer richtig «
anklopfen» will, der
OO
muß vor allem soviel
Ehrerbietung
OO
vor der Gottheit in sich tragen, daß er
OO
beglückt wäre über alle Maßen, wenn
OO
ihm ‒ gleichnisweise gesprochen ‒
OO
auch nur der letzte Tempeldiener
OO
Gottes «auftun» wollte...
.Anders wird dem wahrhaft Betenden
OO
auch nie
eröffnet werden, was nur
in
OO
ihm selber «aufgetan» werden kann!
* *
*
Wenn etwa ein Mensch in sich des
OO
Glaubens wäre, daß durch das
OO
wirkliche «
Gebet» die ganze Erden‐
OO
menschheit
geistige Erneuerung
OO
finden könnte, so wäre er keineswegs
OO
einem Irrtum verfallen!
.Da aber «
die Menschheit» hier auf
OO
Erden nur aus vielen einzelnen
Men‐
OO
schen besteht, so kann auch solche Er‐
OO
neuerung nur vom
Einzelnen her er‐
OO
folgen, und wir wollen darum hier nur
OO
vom einzelnen Menschen reden,
OO
statt uns in das Ganze zu verlieren, wo‐
OO
bei für den einzelnen allzuviel verloren
OO
gehen müßte.
.Ist irgendwo auf dieser Erde
nur ein
OO
Einziger bereit und willens, sich durch
OO
wahres «
Gebet» zu
erneuern, so ist
OO
dadurch
auch für die ganze Mensch‐
OO
heit schon vieles gewonnen, denn wir
OO
Menschen stehen nicht vereinzelt für uns
OO
im leeren Raum, sondern, was durch den
OO
einen fließt im Guten wie im Schlechten,
OO
das fließt von ihm aus weiter
durch
OO
alle Menschenseelen, mögen sie
OO
auch an den weitesten Orten der Erde
OO
gerade ihr Werk tun, mögen sie darum
OO
wissen oder nicht...
Wenn ich in den vorangehenden Kapi‐
OO
teln so ausführlich darlegte, was zum
OO
wahren «Gebet»
gehört und um
was
OO
es sich beim rechten «Beten»
handelt,
OO
so geschah das vornehmlich auch des‐
OO
halb, weil so viele Menschen sich gar
OO
nichts
Bequemeres vorstellen können
OO
als das
Beten, ‒ weil so viele Men‐
OO
schen glauben, es sei schon gebetet, wenn
OO
sie in ihrer Vorstellung, in gar anmaß‐
OO
licher Vertraulichkeit, sich mit einem er‐
OO
träumten Etwas unterhalten, das sie ihren
OO
«Gott» nennen und dabei die selbstsug‐
OO
gestive Rückwirkung auf ihre Gefühle
OO
als billigen Trost in sich aufnehmen. ‒
OO
.Aus
solcher Art,
vermeintlich zu
OO
beten, kann freilich nur
Selbsttäu‐
OO
schung und ein vorübergehendes
OO
falschtönendes Gefühl der Erho‐
OO
benheit kommen, ‒ niemals wirkliche
OO
geistige Erneuerung, die der Betende so
OO
bitter nötig hätte.
Aber nichts wäre nun verkehrter, als
OO
wenn man sich etwa auf meine Dar‐
OO
legungen hin auch nur im mindesten
OO
entmutigt fühlen wollte.
.Es läßt sich wohl denken, daß dieser
OO
oder jener bereit wäre, sich zu sagen: ‒
OO
«Wenn rechtes Beten all' diese
Voraus‐
OO
setzungen in sich schließt, dann werde
OO
ich es
niemals lernen! ‒ Ich will vor
OO
meinem Gott mein Herz ausschütten
OO
und Trost in dem Gedanken finden, daß
OO
ich gehört, ja vielleicht auch erhört
OO
werde!»
.Wer aber dieses Buch bis hierher wa‐
OO
chen Sinnes las, und dennoch so sprechen
OO
kann, der hat meine Worte wahrlich
OO
nicht ganz verstanden!
Wenn ich die Erfordernisse rechten
OO
«
Betens» an Hand der Verheißung
OO
vom «
Suchen», «
Bitten» und «
An‐
OO
klopfen» aufzuzeigen suchte, so mußte
OO
ich gewiß ins Einzelne dringen, damit
OO
der Leser nicht mehr im Zweifel sei,
OO
daß es sich beim wahren «
Gebet» um
OO
etwas anderes handelt als um das
OO
frommgestimmte Hersprechen gewisser
OO
Gebetsformeln.
.So unterrichtet, wird jedoch der Ein‐
OO
sichtige gar bald
seiner selbst gewiß
OO
werden und wissen, was
für ihn nun
OO
daraus folgt. ‒
.Er wird sehen, daß es
erst dann
OO
möglich ist, wahrhaft zu «
beten», wenn
OO
eine
völlige Umstellung seines
Den‐
OO
kens,
Fühlens und
Handelns vor‐
OO
aufgegangen ist, so daß in ihm bereits OO
alle Vorbedingungen wirklichen «Ge‐ OO
bets» erfüllt sind, bevor er beginnt OO
zu «beten». ‒ ‒
.Nur um der Allzuängstlichen willen OO
betone ich hier ausdrücklich, daß ich OO
zwar geschildert habe, was beim wirk‐ OO
lichen «Gebet» erfolgt, daß dieses OO
alles aber ganz von selbst sich ein‐ OO
stellt, nachdem das ganze Leben so ge‐ OO
staltet wurde, daß es stets gebetsbe‐ OO
reit ist. ‒
.Denen, die sich das Beten nur als eine OO
Angelegenheit für Kopfhänger und Be‐ OO
trübte vorzustellen vermögen, muß ich OO
sagen, daß ein gebetsbereites Leben OO
wahrhaftig auf keine edle Freude zu OO
verzichten braucht und geradezu ein OO
Unterpfand steter Heiterkeit, ‒ OO
steter Glücksbereitschaft werden OO
kann. ‒ ‒
Was aber das «Ausschütten seines OO
Herzens» anlangt, so fühlt der Mensch OO
den es danach drängt, nur besonders in‐ OO
tensiv die Wahrheit, daß er nicht ein OO
völlig Abgetrenntes und nur auf OO
sich Verwiesenes im Weltenraume ist, ‒ OO
daß er trotz seiner kosmischen Iso‐ OO
lierung und Willensflucht aus dem OO
Geiste, immer noch ‒ wenn auch auf OO
passive Weise ‒ mit seiner Urhei‐ OO
mat: dem Reiche des wesenhaften rei‐ OO
nen Geistes, in Verbindung steht, und OO
daß die Hilfe, die von dort ausgehen OO
kann, einen weiteren Wirkungsbereich OO
umfaßt als alle Hilfe in der physisch‐ OO
sinnlichen Welt grobräumlicher OO
Dinge.
.Er irrt nur in der Auslegung seines OO
Gefühls, wenn er sich, ohne Zwi‐ OO
schenstufe, dem ewigen Ursein als OO
gleichsam persönlichen Partner gegen‐ OO
überzufühlen glaubt, und er irrt nicht OO
minder, wenn er dieses Selbstbe‐ OO
kenntnis seiner Not vor unsichtba‐ OO
ren Zeugen, das eine wahre, richtige, OO
heilige «Beichte» ist, als «Gebet» OO
betrachtet. ‒ ‒ ‒
.Eine solche «Beichte» jedoch ent‐ OO
spricht eingeborenem Bedürfnis der OO
menschlichen Natur und ist ein Befrei‐ OO
ungswerk der Seele von unschätz‐ OO
barer Lebensbedeutung, so daß jeder OO
Erdenmensch, wer er auch sei, von OO
Zeit zu Zeit sich vor den unsichtbaren OO
wahren «Priestern» derart ausspre‐ OO
chen sollte, um zum Empfang stets OO
neuer Kräfte aus dem Unsichtbaren fähig OO
zu werden. ‒
.Man soll nicht erst die schwerste Not OO
der Seele über sich hereinbrechen las‐ OO
sen, bevor man sich zu solcher wahren OO
«Beichte» entschließt, die stets ihre OO
ewigkeitsgültige «Absolution» in OO
sich selber trägt...
.Erst nach solcher «Beichte» und der
OO
durch sie erlangten
Befreiung der
OO
Seele sollte man in
wahrem «
Ge‐
OO
bete» bitten um das,
was man «
er‐
OO
beten» will! ‒ ‒ ‒
.Der Mensch, der dann auf rechte
OO
Weise also «
betet» wie gebetet werden
OO
muß, wird wahrlich
geistige Erneue‐
OO
rung erlangen, und diese Erneuerung
OO
ist immerfort
wieder vonnöten, wenn
OO
das Außenleben die Fühler der Seele
OO
taub geschlagen hat. ‒
«
Geistige Erneuerung» ist aber
nicht
OO
etwa eine Erneuerung des geistigen
OO
Lebensfunkens im Menschen, sondern
OO
Erneuerung der
Aufnahmefähigkeit
OO
der Seele für alle Einflüsse, die sie
aus
OO
dem Reiche des reinen Geistes,
OO
über die «Antenne» ihres eigenen gei‐
OO
stigen Wesenskernes, erreichen
können
OO
und erreichen
wollen. ‒
.Es ist kaum möglich, in Worten
OO
menschlicher Sprache die einzigartige
OO
Verbundenheit von «
Geistfunken»
OO
und «
Seele» im Erdenmenschen dar‐
OO
stellen, oder auch nur mit Hilfe von
OO
Bild und Gleichnis erklären zu wollen.
OO
.Obwohl unsere «
Seele» für uns «das
OO
einzig
Wirkliche» ist, das heißt: das
OO
Einzige, was für uns als ein Wirkendes
OO
wahrnehmbar wird im Innern, ist sie
OO
an sich doch nichts anderes als
eine
OO
organische und nach bestimmten
OO
rhythmischen,
harmonischen Ge‐
OO
setzen gebildete Gestaltung aus
OO
dem ewigen Ozean der Seelen‐
OO
kräfte, die gleichsam an dem in diesen
OO
Ozean versenkten «
Geistesfunken»
OO
ihren
Kristallisationsmittelpunkt
OO
hat. ‒ ‒
.Wahrnehmung des eigenen «
Gei‐
OO
stesfunken» in uns ist uns nur mög‐
OO
lich, soweit wir «
Seele» sind, und nur
OO
durch die bis ins Reingeistige eindrin‐
OO
genden
besonderen Kräfte der
OO
«Seele», die gleichsam als ihre «
Füh‐
OO
ler» betrachtet werden können...
.Alles
Geistige, was unser Erden‐
OO
bewußtsein erreichen will, muß seinen
OO
Weg nehmen über den ewigen «
Gei‐
OO
stesfunken» in uns, wo es durch die
OO
«
Fühler» der «
Seele» empfangen und
OO
aus der «
Seele» wieder durch bestimm‐
OO
te «
seelische Organe» unserer Ge‐
OO
hirnmembran übermittelt wird. ‒ ‒ ‒
OO
.Da nun aber auch,
umgekehrt, alle
OO
lauten Wahrnehmungen
des äußeren
OO
Erdenlebens durch das Gehirnbewußt‐
OO
sein die «
Seele» zum Mitschwingen
OO
bringen, so wird der unsagbar subtile
OO
Organismus der «Seele» fort und fort
OO
erschüttert, was nicht nur seine
Auf‐
OO
nahmefähigkeit für Geistiges bald
OO
mehr, bald weniger
herabsetzt, son‐
OO
dern zuweilen, und selbst
für längere
OO
Zeit, geradezu eine Art von «Läh‐ OO
mung» der «Seele» bewirken kann. ‒ OO
.Wer das in sich vielleicht schon er‐ OO
fahren hat, ‒ und es wird wenige geben, OO
die es nicht erfahren hätten, ‒ dem OO
brauche ich kaum zu sagen, wie dann OO
diese «Lähmung» der «Seele» wieder OO
auf das Gehirnbewußtsein zurück‐ OO
wirkt...
.So besteht immerwährende Wech‐ OO
selwirkung im Innern des Menschen OO
und eine Hygiene der «Seele» ist OO
wahrlich nicht minder wichtig als OO
hygienisches Verhalten in Bezug auf den OO
sichtbaren Erdenkörper und seine OO
Organe. ‒ ‒
.Wir brauchen ständig «geistige Er‐ OO
neuerung», im Sinne einer Erneue‐ OO
rung seelischer Spannkraft, damit OO
die «Seele» Geistiges aufzunehmen OO
und weiterzuleiten fähig bleibe, ‒ so OO
wie wir die Erneuerung unserer erden‐ OO
körperlichen Kräfte nicht entbehren
OO
können, wollen wir dem Erdendasein
OO
genügen. ‒ ‒
Es gibt aber keine
wirksamere Art zu
OO
steter
geistiger Erneuerung zu ge‐
OO
langen, als immerwährende
Gebetsbe‐
OO
reitschaft, ‒ als das «
Beten ohne
OO
Unterlaß», das aus ihr hervorgeht! ‒
OO
.Wer immerwährend
gebetsbereit
OO
ist, durch die ganze Einstellung seines
OO
inneren und äußeren: ‒ seines
be‐
OO
schauenden und
tätigen Lebens, für
OO
den gehört das wirkliche «
Beten»
OO
ebenso zu seinen Lebens-
Notwendig‐
OO
keiten wie seines
Erdenkörpers irdi‐
OO
sche
Ernährung, und es
bedarf keiner
OO
besonderen Anlässe mehr, um ihn
OO
zum «
Beten» zu bewegen, wenn es ihm
OO
andererseits auch gewiß niemals an sol‐
OO
chen Anlässen fehlen wird...
.Und es sind nicht nur die aneinander‐
OO
gereihten goldenen Kettenglieder be‐ OO
wußter, geformter Gebetshand‐ OO
lungen, die seinem Leben Weihe ver‐ OO
leihen! ‒
.Es ist sein steter Gebets-Wille, der OO
gleichsam auch dann an seinerstatt OO
«betet», wenn Alltagspflichten und OO
äußere Ablenkung das bewußt gestal‐ OO
tete «Gebet» unmöglich werden las‐ OO
sen. ‒ ‒
.Ist man einmal auf dieser Stufe ange‐ OO
langt, dann ist ein Tagewerk undenk‐ OO
bar, das ohne wirkliches «Gebet» be‐ OO
gonnen oder vollendet werden könnte. OO
.Doch, ‒ es ist gesagt: ‒ «Wenn du OO
beten willst, schließe dich ein in OO
deine Kammer!»
.So ist es denn keineswegs nötig, ‒ OO
ja, es würde gegen die «Scham der OO
Seele» verstoßen, ‒ daß die Umge‐ OO
bung des Betenden um seine Gebets‐ OO
handlungen weiß, es sei denn, daß OO
mehrere Menschen sich im gleichen OO
Gebetswillen zusammenfinden und OO
einer aus ihnen diesem Willen in Worten OO
Gestaltung zu geben sucht. ‒
.Dann müssen das aber auch Men‐ OO
schen sein, von denen jeder Einzelne OO
weiß, was wirkliches «Beten» ist, und OO
jeder muß sein Leben bereits zu steter OO
Gebetsbereitschaft erhoben haben, OO
‒ sonst wird gemeinschaftliches Beten OO
zur hohlen Geste, oder, besten‐ OO
falls, wie etwa bei gemeinsamem OO
«Tischgebet», zur Befolgung einer OO
frommen Sitte, die freilich ‒ einst OO
hervorging aus gemeinsamen Gebets‐ OO
handlungen solcher Menschen, die um OO
das Geheimnis rechten «Betens» wuß‐ OO
ten, und auch die Ernährung des Er‐ OO
denleibes nicht ohne «Gebet» lassen OO
wollten. ‒ ‒
.Dem Kinde aber gebe man ruhig OO
Gebetsformeln, die seinem Fühlen‐ OO
und Empfindenkönnen
angepaßt sind,
OO
ohne vorerst eine
innere Einstellung
OO
von ihm zu erwarten, die
seiner See‐
OO
lenkräfte Konzentration noch über‐
OO
steigt!
.Mit aller Behutsamkeit ist dann der
OO
heranwachsende Mensch zuerst in die
OO
Praxis des
wirklichen «
Betens»
OO
einzuführen, bevor ihm Aufschluß dar‐
OO
über wird, in
welcher Weise hier alles
OO
geistig ineinandergreift.
.So wird er, der bereits
praktisch
OO
beten
gelernt hat, nur noch
Vertrau‐
OO
tes vernehmen, wird ihm die ganze
OO
Lehre in ihrem Zusammenhange zu‐
OO
teil. ‒
Die
Wortgestaltung, die der des
OO
«
Betens» wahrhaft
Kundige seiner
OO
Gebetshandlung jeweilig geben will,
OO
bleibt
ihm allein anheimgestellt.
.Er kann mit gleicher Wirkung sich
OO
an gegebene Gebetsformeln halten, OO
die ihm vielleicht von der Kinderzeit OO
her schon lieb und vertraut geworden OO
sind, wie er auch aus der Fülle seines OO
Empfindens selbst die Worte formen OO
kann, und wenn auch ein solches Gebet, OO
seiner Wortfolge nach, nur ein ergriffe‐ OO
nes Stammeln darstellen würde.
.Obwohl aber wahrlich auch ein sol‐ OO
ches Stammeln zum «Gebete» wer‐ OO
den kann, soll doch nicht der Irrtum OO
entstehen, als solle wahres Gebet lieber OO
ein «Stammeln» als geformte Wort‐ OO
folge sein. ‒
.Es handelt sich hier um höchstes OO
Auswirken geistiger Gesetze und OO
seine Benützung, so daß schon die OO
Ehrfurcht vor dem Geistigen gebietet, OO
auch nach aller Möglichkeit nach for‐ OO
maler Vollendung der Gebetshandlung OO
zu streben...
.Und weit darüber emporragend sind OO
noch Wortfolgen möglich, die nach gei‐
OO
stigen Lautwerten geordnet, unsagbar
OO
wohltätig auf die Seele einwirken, so
OO
daß sich ihr «Gebet» gleichsam mit dop‐
OO
pelter Kraft erhebt. ‒ ‒ ‒
Um
was dann, wenn man wirklich «be‐
OO
ten»
kann, zu beten
ist, wird zwar
OO
jeder für sich zu wissen meinen, und
OO
doch ist es nötig, hier noch einiges zu
OO
sagen, soll nicht der gleiche Fehler ad
OO
infinitum begangen werden, den so viele
OO
begehen, die zwar
nicht um das
My‐
OO
sterium des rechten «
Betens» wis‐
OO
sen, aber nach ihrer frommen Art gut‐
OO
gläubig zu beten
meinen, wie sie es
OO
eben verstehen können.
.Da ist es denn fast jedem dieser ver‐
OO
meintlichen Beter geradezu
selbstver‐
OO
ständlich, daß er
zuerst um sein
ei‐
OO
genes Wohl und um das Wohl
derer zu
OO
beten habe, die ihm, ‒ wie man zu
OO
sagen pflegt, ‒ in seinem Erdenleben OO
«nahestehen»...
.Man hat zwar die Mahnung vernom‐ OO
men: ‒ «Betet für die, so euch has‐ OO
sen und verfolgen!» ‒ ‒ und am OO
Tage von Golgatha wird mit bedeutsa‐ OO
mer Betonung in den «römischen» Kir‐ OO
chen sogar für die «Ketzer», die OO
Juden und «Heiden» gebetet, aber ‒ OO
man denkt nicht daran, daß uns, vom OO
Standpunkt geistig Erwachter her OO
gesehen, auch unsere Feinde und Ver‐ OO
ächter, wie auch die fernsten Men‐ OO
schen, die wir niemals noch von An‐ OO
gesicht sahen, geistig ebenso ver‐ OO
bunden sind, wie unsere allernächsten OO
Blutsverwandten, auch wenn wir den OO
uns Unbekannten, und denen, durch OO
die uns arges Leid geschah, gewiß nicht OO
die gleiche Art und den gleichen Grad OO
der Liebe entgegenbringen können, OO
‒ was auch wahrhaftig kein göttliches OO
Gesetz «verlangt», weil es ja selbst
OO
die Unterschiedlichkeit
setzt und
be‐
OO
wirkt.
.Wer aber das
wirkliche «Beten»
OO
lernte, der wird fortan seinen Gesichts‐
OO
kreis
erweitern müssen, um
vor al‐
OO
lem und
zu allererst für zu
OO
«beten», was auf Erden Mensch
werden
OO
will, und Mensch zu
sein sich müht: ‒
OO
was unter der
Tierheit leidet, und was
OO
die Tierheit
zu bändigen sucht! ‒ ‒
OO
.Dann erst wird der Betende an
be‐
OO
stimmte Menschen-
Gruppen denken
OO
dürfen, ‒
danach an seine
Freunde
OO
und
Anverwandten, ‒
sodann an
OO
seine engste
Familie, ‒ und
zu aller‐
OO
letzt: ‒ auch an
sich selbst! ‒ ‒ ‒
OO
.Es ist genau die
umgekehrte Rei‐
OO
henfolge gegenüber
jener, die für un‐
OO
sere Lebenspflichten in
der Außen‐
OO
welt maßgebend ist, denn dort muß der
OO
Mensch zuerst
selbst festen Stand ge‐
OO
winnen, bevor er Verantwortung für OO
eine Familiengründung übernehmen OO
kann, ‒ muß zuerst für seine Familie OO
sorgen, bevor er Anverwandten und OO
Freunden helfen darf, ‒ und diesen OO
wieder muß er nicht mehr notwen‐ OO
dig sein, will er ferneren Menschen‐ OO
Gruppen helfen oder seine Kraft dem OO
Menschheits-Ganzen zur Verfügung OO
stellen. ‒
.Unbeschreiblich Bedeutendes OO
hängt für die ganze Menschheit da‐ OO
von ab, daß jeder, der wirklich «beten» OO
lernte, nun in solcher Weise zuerst für OO
Alle «betet», bevor er das «Gebet» OO
auch für seine weiteren und näheren OO
«privaten» Anliegen einsetzt, ganz ab‐ OO
gesehen von dem rein Persönlichen, OO
für das er die Hilfe des «Gebets» ge‐ OO
brauchen will...
.Es kann so im Laufe der Zeit wahr‐ OO
haftig zu geistiger Erneuerung im‐ OO
mer größerer Teile der Menschheit kom‐
OO
men, nur durch das «
Gebets»-Wirken
OO
weniger
Einzelner!
.Aber es wird hier nicht bei diesen
OO
wenigen Einzelnen bleiben, denn die
OO
Kraft des
wirklichen «
Gebetes»
OO
weiß in Bälde
alle zu erreichen, die be‐
OO
reits
reif und
gefestigt genug sind, um
OO
«beten»
lernen zu können...
.Derer aber sind wahrlich nicht we‐
OO
nige in heutigen Tagen zu finden! ‒ ‒
OO
Die noch
der Erde Bürde und Müh‐
OO
sal tragen, mögen aber auch
jene nicht
OO
vergessen, die
vor ihnen über diese
OO
Erde gingen, mit gleicher Mühsal und
OO
Bürde belastet. ‒ ‒
.Man wähne
nicht, nun seien sie aller
OO
Sehnsucht nach Hilfe
enthoben, oder,
OO
sie seien erdenmenschlicher Hilfe so ent‐
OO
rückt, daß solche Hilfe ihnen
nichts
OO
mehr nützen könne!
.Ach! ‒ es sind nur Allzuviele, OO
denen die Hilfe durch wirkliches «Ge‐ OO
bet» gar dringend nötig wäre, da sie OO
nun in einer seelischen Entwicklungs‐ OO
Phase stehen, die ihnen nicht mehr er‐ OO
laubt, selbst tätig ihr Schicksal zu OO
fördern! ‒ ‒ ‒
.Wenn in einem alten geheiligten Bu‐ OO
che die Worte stehen: «Es ist ein OO
heiliger und heilsamer Gedanke, OO
für die Verstorbenen zu beten, auf OO
daß sie erlöst werden!» ‒ so darf OO
man hier wahrlich sicher sein, daß nur OO
einer diese Worte schreiben konnte, der OO
hinter die dichte Verhüllung sah, die OO
dem nicht dafür bereiteten Erdenmen‐ OO
schen den Blick in «das Land ohne Wie‐ OO
derkehr» unmöglich macht...
.Und wenn ich hier jeden, der da OO
«beten» lernen will, bitte, daß er, so‐ OO
bald er es kann, sein wirkliches «Ge‐ OO
bet» auch für die von dieser Erde OO
Geschiedenen ein-setze, so spreche ich OO
kraft meines sichersten «Wissens», OO
und keineswegs etwa beeinflußt durch OO
irgendwelche erdenmenschlichen Vor‐ OO
stellungen vom Leben nach dem Erden‐ OO
tode!
.Aber auch hier möge man daran den‐ OO
ken, zuerst für Alle zu «beten», bevor OO
man die Kräfte des wahren «Gebetes» OO
auf Einzelne lenkt! ‒ ‒
.Es trage aber auch keiner etwa Sorge, OO
daß sein «Gebet» für Einzelne viel‐ OO
leicht vergeblich sein könne, weil OO
diese Einzelnen der Hilfe nicht mehr OO
bedürftig seien!
.Hier ist nur zu sagen, daß es unter OO
denen, die noch irgend ein heute auf OO
Erden Lebender kannte, oder deren sich OO
seine Eltern erinnerten, keine einzige OO
Seele ist, die nicht auf ihrem Wege noch OO
Förderung dankbar begrüßen würde, OO
auch wenn sie nicht zu denen gehört, OO
denen solche Hilfe durch wahres «Ge‐ OO
bet» geradezu «Erlösung» werden OO
kann. ‒ ‒ ‒
.Auch in jenem Seelenzustand, in dem OO
sich die «Seele» frei vom Erdenkör‐ OO
per erlebt und den der Sprachgebrauch OO
das «Jenseits» nennt, ist geistige OO
Erneuerung, in gleichem Sinne wie OO
ich das Wort schon vordem erläuterte, OO
eine stete Notwendigkeit, denn im‐ OO
mer noch erschüttert, nachwirkend, OO
erdenhaftes Bewußtsein die «Seele», OO
während sie zugleich in neuen Erleb‐ OO
nissen vibriert, die sie passiv hinneh‐ OO
men muß, ohne, wie einst auf der OO
Erde, durch den Erdenkörper aktiv OO
daran teilnehmen zu können. ‒ ‒ OO
.Die Wenigen aber unter den Geschie‐ OO
denen, die aktiv in der Welt des Geistes OO
heimisch waren schon zu ihren Er‐ OO
denzeiten, würden die Hilfe des wah‐ OO
ren «Gebetes» wahrlich für Andere OO
gut zu gebrauchen wissen, würde sie
OO
ihnen etwa zugelenkt...
.Es darf jeder darauf vertrauen, daß
OO
nichts verlorengeht, was da jemals die
OO
Liebe über die Grenze der physisch‐
OO
sinnlichen Welt ins «
Jenseits» sendet.
.Gilt das wahrhaftig schon von jeder
OO
liebedurchdrungenen
Empfindung, ‒
OO
von jedem liebeerfüllten
Gedanken, ‒
OO
so erst recht von der wahrhaft
wun‐
OO
dersamen Hilfe, die durch Ausübung
OO
wahren «
Gebetes» möglich wird! ‒ ‒
OO
So wirkt die rechte Art zu «
beten»,
OO
wie ich hier in diesem Buche «
beten»
OO
lehre, nicht nur
über die ganze Erde
OO
hin, sondern noch
weit über diese
OO
physisch-sinnliche Erscheinungswelt
hin‐
OO
aus!
.Das wirkliche «
Gebet» verbindet
OO
alles Seelische, das den Geistesfunken
OO
in sich trägt, im
sichtbaren wie im
OO
unsichtbaren Kosmos, und bringt OO
Kraftströme zur Wirksamkeit, die, OO
auf dem Wege über die ihnen gesetzten OO
Stationen, in Wahrheit zuletzt das Herz OO
des absoluten ewigen Seins errei‐ OO
chen, um von dort aus mit «Gnade» OO
gleichsam «geladen» zurückzufluten OO
auf den Betenden und alles, worauf sein OO
«Gebet» gerichtet ist...
.Das wirkliche «Gebet» läßt die OO
«Himmelsleiter» erstehen, die im OO
Innern des Menschen dann aufragt, OO
hinauf bis zum innersten Urseins-Wil‐ OO
len, ‒ jene «Himmelsleiter», die es OO
den hohen Hierarchien des Geistes mög‐ OO
lich macht, das ewig leuchtende Licht OO
herabzubringen bis in des Erdenmen‐ OO
schen irdisches Erleben! ‒ ‒ ‒
.Das wirkliche «Gebet» ist die OO
höchste Verherrlichung der ewigen OO
Liebe, ‒ liebend dargebotene Ver‐ OO
einungsmöglichkeit mit der ewigen OO
schöpferischen Allgewalt, die aus der
OO
Urliebe ewig neues
Leben zeugt...
OO
.So ist es für den Erdenmenschen wahr‐
OO
lich nur
Erfüllung heiligster
Pflicht,
OO
wenn er sich strebend müht das wahre
OO
«
Beten» zu lernen.
.Heil und
Segen wird
ihm und
aller
OO
Seele aus solchem «
Beten» ersprießen,
OO
und mehr und mehr wird sich durch sol‐
OO
ches
wirkliches «Gebet»
der Erde
OO
Antlitz geistig neu gestalten, zum
OO
Wohle derer, die einst
nach uns kom‐
OO
men. ‒ ‒ ‒
.Bereiter der
Zukunft sind alle, die
OO
wahrhaft zu «
beten» wissen! ‒
.Sie sind die
Vorläufer und
Weg‐
OO
bereiter des neuen Menschen, der
OO
schon mit Ungeduld auf Erden
Dasein
OO
verlangt, aber erst erscheinen
kann,
OO
wenn er die Erde für seine
neue Weise
OO
Mensch zu sein,
bereitet findet! ‒ ‒
OO
.Ihm wird das wirkliche «
Beten» auf
OO
Erden
Heimat schaffen, ‒
ihm: ‒
OO
dem
neuen Menschen, der da alles
OO
was dermalen noch zerspalten und zer‐
OO
rissen ist,
vereinigt, weil er nur noch
OO
aus der lebt! ‒ ‒ ‒
* *
*
Heilige Heerschar!
Hüte heute
Meinen neuen Tag!
Hohe Hilfe helfe
Mir,
Dem Vertrauenden,
Tun meine Tat!
Rein ist mein
Fühlen: ‒
Es
bleibe rein!
Straff mein
Denken: ‒
Es
bleibe gestrafft!
Klar meine
Rede: ‒
Sie
bleibe klar!
Ich unterwerfe
Mein
Denken
Der
Liebe!
Ich unterwerfe
Meine
Worte
Der
Liebe!
Ich unterwerfe
Mein
Handeln
Der
Liebe!
*
I
Dank dem
Erzeugenden
Für das
Erzeugte! ‒
Geweiht sei Speise,
Geweiht sei der Trank
Urewiger Liebe!
II
Gabe der Erde,
Erhalte der Erde
Was
ihr gehört! ‒
Werde
Segen
Leibhaftem Leben!
III
Kraft des Lebens!
Wirke das
Wunder: ‒
Wandle,
Was ich
vernichte,
Was ich
zerstören muß,
Mich zu erhalten, ‒
In weisen Willen!
*
O Glück der
Ruhe!
Glück der
Stille!
Glück der
Nacht!
Nach
Tagesmühe,
Tageslärmen,
Tagesdrängen,
Müd' gemacht,
Sehnt
Seele sich
Und
Leib,
Nun
auszuruhen
Auszuklingen
Auszuschwingen.
Nun ist
vollbracht
Der
Erde Werk!
Seele!
Kehr'
bei dir selber ein!
Lerne
Den Leib nun
vergessen!
Laß ihn
Auf seinem Lager
ruhn!
Hehrer Hüter heilige Hut
Hütet ihn vor Schaden.
Du aber, ‒
Seele, ‒
Bete
Unterdessen!
*
Frei!
Frei geworden,
Fressender Frage!
Frei geworden,
Wühlender Wünsche!
Also befreit,
Will ich
Herr
Dir Sein, ‒
Will dich
Beherrschen,
Du,
Mein Glück!
Dank dem,
Das dich
Mir
sandte!
Dank dem,
Das mich
Dich schaffen ließ!
Doch ‒
dienen ‒
Will ich
Dir
nicht!
Willst du an mir
Den
Knecht,
So wirst du mich
Verlassen müssen, ‒ ‒
Denn ich will
Frei sein,
Auch von
dir!
*
Helft mir!
Helft mir,
Wenn ihr
Helfen
könnt!
Helfende Mächte!
Hilfreiche Helfer!
Ihr wißt,
Wie harte
Not
Mich schlägt, ‒
Wie
Sorge
Boshaft
Mich bedrängt!
Ihr
werdet
Hilfe
bringen, ‒
Wenn ihr
Könnt!
Doch: ‒
Ist es euch
Versagt,
Die Last von mir zu heben,
Die mein Rücken trägt, ‒
Dann
Helft mir nur
Sie
tragen!
Geh' ich auch
gebückt,
So will ich doch nicht
Fallen!
Will willig
Tragen,
Was ich tragen
Muß, ‒
Und will nicht
Murren,
Will nicht
Klagen!
*
Urewige Liebe!
Löse
Aus
Not
Und
Bindung,
Aus
Blindheit
Und
Nacht,
Aus
Qual
Und
Bann,
Was
meine Liebe
Und
meine Kraft
Nicht lösen kann!
Ergieße
Du
Aus
Deiner Kraft
Macht in müden Willen,
Selbst das Leid
Zu stillen,
Soweit es
Wille
Stillen
kann!
Sende
Hilfe
Hoher
Helfer, ‒
Wehrender Wächter!
Übel
weiche!
Drangsal
fliehe!
Weh'
vergehe!
Not
Sich wende!
Böses
Ende!
Gefahr
Und Betörung
Vorüberziehe!
Finsternis
Schwinde!
Licht
Überwinde!
Daß diese Seele
Werde
frei, ‒
Bald
Aller Bande
Ledig sei!
*
Hohe Helfer!
Lichteslenker!
Mächtig,
Unsichtbar
Um mich zu sein. ‒
Euch rufe ich
Aus meiner Pein!
Ich rufe um
Rettung!
Ich
will nicht
Verloren sein!
Ach!
Daß doch
Einer
Bei mir sei, ‒
Mache mich
Von mir selber
Frei! ‒ ‒
Einer
Aus Euch!
Mich
fasse,
Nicht lasse, ‒
Mich
rette
Aus böser Bindung
Qualvollen Banden!
Mich löse
Aus Drang und Trieb!
Daß er
verjage
Höllische Plage,
Die
Urteil trübt,
Betörung übt,
Unheil verhängt
Zum Argen drängt,
Sinn verwirrt,
Willen beirrt!
Helfe mir
Hüter!
Halt' meine Hand!
Bis ich mich
Selbst
Dem Wahn
Entwand!
*
Lenker im
Lichte!
Seht mich
bereit!
Bereit im
Willen!
Bereit
Alle Mühe
Zu überwinden!
Zur
Tat
Bereit!
Pflicht erkennend
Werde ich
wirken,
Was
werden will
Aus meiner Kraft!
Was ich
vermag,
Und nicht vermag,
Kommt nun zutag.
Daß
Eure Kraft
Vollendung schaffe,
Wenn ich erschlaffe, ‒
Ist meine
Bitte:
Ist mein
Gebet!
Laßt mich
Nichts schlecht tun!
Laßt alles mich
Recht tun!
Laßt mich
nicht wanken!
Lenkt meine Gedanken!
Lehrt mich
Vollbringen!
Lasset das Werk
Durch mich
Gelingen!
Ihr hohen Helfer!
Ihr Lenker
Im Licht!
*
Nicht mehr
beten,
Nicht mehr
rufen, ‒ ‒
Schreien...
Kann ich nur
Um Licht!
Verwirrt,
Verirrt,
Vermag ich nicht
Mich noch
Zurechtzufinden
Im tiefen Dunkel
.um mich her.
Zerquält,
Verängstet,
Schreie ich: ‒
Schreie
Um Licht!
Lichte Liebende
Laßt nicht
allein
Mich in Marter
Wilder Verzweiflung!
Trostberaubt!
Selbst vom
Scheine
Scheinbaren Trostes
Längst
verlassen!
O betet
Ihr für mich,
Die Ihr
Im
Lichte lebt, ‒
Denn
ich ‒ ‒
Kann nicht mehr
Beten!
Hört mich!
Erhöret
Meinen Schrei!
Ich
schreie zu Euch, ‒
Schreie
Aus meiner tiefen,
Tiefen
Not
Um Licht, ‒
Auf daß ich...
Wieder...
Beten könne!!
*
Kalt, ‒
Starr, ‒
Verstummt, ‒
Liebe ich
Dennoch,
Was ich
vordem
Liebte: ‒
Einst
warm
Belebt, ‒
Beredten Mundes...
Ehedem
Lichter
Seele
Lebenslang
Träger
Und
ausdruckswillige
Darstellung.
Schaurig, ‒
Noch
unerfaßlich, ‒
Daß
dieses nun
Verwesen muß! ‒ ‒
Daß diese lieben Formen
Nun
vernichtet werden! ‒ ‒ ‒
Grauenvoll
Fühle ich
Irdische Vergänglichkeit:
Nun aber
Betet
Meine
Liebe
Für
dich
Du lichte
Seele, ‒
Der dieses Kalte,
Starre,
Nicht mehr dienen kann, ‒
Daß dir sogleich
Die hohen Helfer
Sich
erkennbar zeigen,
Damit du
Ohne Säumen
Deinen Weg zum
Lichte findest: ‒
Selbst Licht wirst,
Wie du
Licht
Von Anbeginn
Einst warst!
Leitet,
Lenkt
Und
lehret,
Ihr leuchtenden Lehrer
Erhabenster Lichtwelt!
Führet
Zu höchstem Ziele: ‒
Zu
lichter Vollendung
In ewigem Geiste, ‒
Was ich
liebe
Mit aller Liebeskraft,
Jetzt, ‒ wie
einst!
*
Fragende Augen, ‒
Nie gewesen,
Nie wiederkehrend, ‒
Noch
fasset ihr
nicht
Was sich euch zeiget
In irdischem Licht!
Möge
Segen
Euch erregen,
Voll Vertrauen
Bald zu schauen,
Sonnendurchhellt,
Eure Welt!
Möge reinen
Geistes Walten
Seele sich in euch gestalten, ‒
Was noch «
schläft» in euch
Entfalten!
Liebende Schützer
Schützt dieses Kind! ‒
Lenket sein Werden
Hier auf Erden
In lichte Bahn!
Führt dieses Leben!
Leitet sein Streben
Durch lange,
Freudige
Erdenzeit
Stets näher ewigem
Leuchten entgegen! ‒
Behütet es
Auf allen Wegen,
Bis es
beglückt
Einst, ‒
Der Erde entrückt, ‒
Mit Euch vereint,
Im Lichte aufersteht
Für alle Ewigkeit!
*
Dank Dir
Quelle aller Freude, ‒
Urewiges Licht
Lebenspendender Liebe, ‒
Dafür,
Daß ich
Erleben durfte,
Was heute mich
Beglückt, ‒
Mich aller Klage nun
Entrückt, ‒
Erfüllung ward
Hoffen und
Traum!
Noch
fasse ich kaum,
Daß das Erlangte sich
Als
Wirklichkeit erweist.
Ihr aber:
Liebende,
Im Geist,
Ihr,
Die ihr
Weg
Und
Weise kennt,
Ihr,
Die Euch
Liebe
Helfen heißt, ‒
Sendet mir,
Helfer,
Eure Kraft!
Lehrt mich
Erkennen
Wie ich
Meiner Freude
Würdig werde!
Laßt mir zum
Segen sein
Was diesen Tag mir hellt!
O laßt mich nicht
Allein!
Allein mit meiner
Freude!
Schützet,
Schützer
Meine Seele,
Daß nicht
Übermut
Sie nun befällt!
*
Innerstes Leben!
Sein meiner selbst!
Du
lichter Stern
Urgöttlichen Lichtes
Im Erdendunkel!
Du,
Dessen «
Bild»
Ich bin, ‒
Irdisch verflochten
Dem Irdischen, ‒
Mich selbst
Nicht fassend: ‒
Nur
in Dir
Von
Dir
Gefaßt!
Weit
Ward ich mir, ‒
So, wie ich bin
In Dir, ‒
Weit ward ich mir
Entrückt!
Wo ist mein
Weg? ‒
Mein Weg
Zu mir, ‒
So wie ich
Ewig
Bin
In Dir!?
O
helfe mir!
Lass' nicht
Dein «
Bild»
Durch Irdisches
Ver-
bilden!
O laß
zurück mich
Zu mir selber
Finden! ‒ ‒
Zu Dir,
Du
Licht in mir!
Löse
Meine Selbstverflechtung!
Befreie
Aus des Irrtums Knechtung,
Was nur
mit Dir
Vereint
Das
Leben finden kann!
*
Von allem Trost verlassen
Rufe ich,
Rufe ich zu Dir: ‒
Du Licht der Ewigkeit!
Du Licht des Lebens, ‒
Licht der Liebe!
Lass'
nicht
In schwarzer Lichtnot
Nachten
Seele
Und Sinn!
Erhelle
Das
Trübe!
Erlichte
Das
Dunkel!
Laß mich
Erleuchtung
Erlangen
In Dir!
Sende,
Die in Deinem Lichte
Leuchten
Mir
Auf meinen Weg!
Heiße sie achten
Auf mein Suchen:
Mein Suchen
Nach Licht!
Willig folge ich
Führender Hand!
Willig ersteige ich
Steile Pfade!
Entführet mich
Führer
Finsterem Land!
Führt mich
Ins Licht: ‒
In das Leuchten
Der Gnade!
*
Väter im Lichte, ‒
Heilige Helfer, ‒
Hilfreich nahe
Allem,
Was nach Rettung ringt!
Inbrünstig ‒
Bebenden Herzens ‒
Sei
Dank
Euch dargebracht!
Aus drohender Nacht
Zum Lichte erwacht, ‒
Aus Not errettet,
Gefahr entrissen,
Losgekettet
Aus feindlicher Macht, ‒
Sei nun mein Leben
Euch übergeben!
Eurer Wacht
Sei anvertraut,
Was Ihr
In mir
Aus meinem Streben
Nun
auferbaut!
Lasset des
Dankes
Tempel werden
All mein Dasein nun
Auf Erden!
*
Schaffende,
Bauende,
Werkwissende
Meister!
Weist mir
Rechte Weise
Wie ich
Wirkend
Werk
Vollende!
Ihr,
Die ihr
Maß
Und
Zahl
Erkennt, ‒
Verborgenstes
Bei
Namen nennt, ‒
Gebt
Einsicht,
Kraft
Und auch
Geduld!
Begnadet mich
Aus hoher Huld!
Daß nichts mir
Mißlinge!
Daß alle Dinge
Die
Werk
Ergeben,
Sich unter meiner Hand
Vollenden wollen
Und
zum Werk
Erheben! ‒ ‒ ‒
*
Laßt mich nicht
Im Nichts
Versinken!
Nicht
Im Schein
Ertrinken!
Soll mich nicht
Gedanke
Binden, ‒
Soll ich
Wahrhaft
Weisheit
Finden, ‒
Muß ich
Hilfe
Mir erbitten,
Weise Wissende,
Bei
Euch!
Die Ihr
Allein
Mir
Wege wißt
Aus Irrung
Und Verwirrung.
Weist
Wissend Liebende
Liebreich
Licht!
Laßt mich
Erkennen
Wahres Wesen
Wahrhaftiger
Wirklichkeit!
Aus Trug
Und Schein
Führt mich,
Ihr Leuchtenden,
In ewig wahre
Weisheit ein!
*
Vater aller,
Die Dich
glauben!
Der
Du bist,
Da
Du
Dich
glaubst! ‒
Der
Du
Glaubend
Leben zeugest
Wie
Du
Glaubend,
Selbst Dich zeugend,
Selbst Dir
Licht
Und Leben bist!
Erwecke Glauben
Auch in mir,
So, daß ich
Wahrhaft
glauben lerne, ‒
Glauben,
Gleich Dir!
Überlichte,
Über-
zeuge mich
Aus Dir!
Zeuge
Leben, ‒
Zeuge
mich
In mir!
Lass'
mich
Glaubend
Dich erlangen!
Daß ich nicht,
Von Nacht umfangen,
Beute werde
Meiner Glaubensnot!
*
Hart bedrängt
Durch zähen Zweifel,
Vater,
Rufe ich zu
Dir!
Sende bald
Durch Deine Boten
Deine hohe
Hilfe mir!
Gib verstörtem Herzen
Gnade! ‒
Licht im Urlicht,
Leite Du
Licht
Aus Deines Leuchtens Fülle
Mir auf meine
Erdenpfade!
Daß ich
klar
Das Rechte sehe,
Trug von Wahrheit scheiden lerne,
Mich nicht
weiter noch
Entferne
Und nicht
Irre Wege gehe!
*
Noch ist mein Glaube,
Wie Röhricht im Winde,
Immerfort schwankend...
Bald aufgerichtet,
Bald niedergedrückt...
Bald kann ich
Glauben,
Gleich einem Kinde. ‒
Bald ist mir alles
Wieder entrückt.
Sehnend
Suche ich
Sicheren Grund,
Um fest
Wie ein Fels
Zu stehen...
Bin
Denkensmüde
Bin
Herzenswund, ‒
So kann es nicht
Weitergehen!
Ihr
Die Ihr
In Gewißheit lebt!
Helft mir
Aus solcher Pein!
Gebt meinem Glauben
Festen Stand!
Führet mich,
Führer,
An fester Hand
In Eure
Gewißheit ein!
*
Willig
Will ich
Auf mich nehmen,
Was mein
Wille
Nicht mehr
Wendet, ‒
Auch wenn das,
Was mich
Verwundet,
Meine Erdentage
Endet!
Alles
Was ich
will
Und
hoffe,
Ist,
Daß diese Erdenplage
Die ich mit
Geduld
Ertrage,
Mir noch soviel
Kraft belasse,
Daß ich stets
In Klarheit fasse: ‒
Wie alles Leid
Mich nur befreit
Aus Erdenhörigkeit.
*
Euch,
Die ihr
Erdenleibes ledig,
Nun
Seelenleibhaft euch
Erlebet, ‒
Nahe noch
Irdischem,
Dennoch
Erdentrückt, ‒
Euch
Leite Liebe
Lichter Leitung zu!
Liebe
Löse
Irdischen Bann!
Lichtes
Vertrauen
Lehre euch fassen
Hilfreiche Hände
Erdnah verharrender
Hoher Helfer, ‒
Heiliger Liebender!
Erdhafte Hemmung
Bleibe zurück!
Wahn
Werde
vergessen!
Wille werde wach!
Enthaftet
Aller Haftung,
Frei
Aller Fesselung,
Folget
In Freude
Weiser Führung
Leuchtender Führer!
Daß bald euch
Erleuchte
Ewiges Licht!
*
ENDE