DIE
WEISHEIT
DES JOHANNES
KOBERSCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
BASEL
Um den Forderungen des Urheberrechts zu entsprechen,
sei hier vermerkt, daß ich im zeitbedingten Leben den
Namen Joseph Anton Schneiderfranken führe, wie ich
in meinem ewigen geistigen Sein urbedingt bin in den
drei Silben:
BÔ YIN RÂ
Copyright by
Kober'sche Verlagsbuchhandlung Basle 1952
Druck: Conzett & Huber, Zürich
 
AUS ALLEM DIESEM FOLGET, OO
DASS ICH EUCH DAS TESTA‐ OO
MENT JOHANNIS ABER UND OO
ABERMAL EMPFEHLE, DESSEN OO
INHALT MOSEN UND DIE OO
PROPHETEN, EVANGELISTEN OO
UND APOSTEL BEGREIFT...
GOETHE AN HERDER
20. FEBRUAR 1786
VERBORGENER Ströme glocken‐ OO
tiefes Rauschen tönt stetig fort OO
durch die Jahrtausende, und aller OO
Lärm des lauten Tages kann dieses tiefe OO
Rauschen nicht vor denen bergen, die es OO
hören wollen.
Zwar sind die Ohren derer, die den Lärm OO
erzeugen helfen, fast taub geworden, so OO
daß sie nur noch hören können, was mit OO
schrillen Lauten sie zuallernächst umtost; OO
allein, zu jeder Zeit gab es denn doch OO
auch Menschen, die sich den lauten Märk‐ OO
ten fernehielten und in stiller Mitter‐ OO
nacht den heilig ernsten, fernen Klängen OO
lauschten, die aus Urseinstiefen sich ver‐ OO
nehmen lassen.
Zu Zeiten aber werden diese Wenigen zu OO
Vielen, und ihre Ohren werden so ge‐ OO
schärft, daß sie die urgrundfernen Klänge OO
selbst im wildesten Getöse ihrer lärm‐ OO
berauschten Umwelt 
deutlicher emp‐ 
OO
finden als den grellen Lärm, der sie daran 
OO
zu hindern sucht.
Wir leben im Anbruch einer solchen 
OO
Zeit!
Tagtäglich mehrt sich die Zahl der Hören‐ 
OO
den!
Sie stört nicht mehr das heisere Schreien 
OO
der Jahrmarktsrufer, nicht das Brüllen 
OO
wilder Tiere noch das Kastagnettenklap‐ 
OO
pern toller Tänzer, und lächelnd über‐ 
OO
hören sie das Schellenklingeln bunter 
OO
Narrenkappen.
Sie hören nur den 
einen, heilighehren 
OO
Glockenton ‒ hören allein auf das stete 
OO
klangtiefe Rauschen der 
Ströme der 
OO
Ewigkeit ‒ und suchen räumlich wie 
OO
zeitlich in Nähe und Ferne ihresgleichen: 
OO
suchen Menschen, die bekunden können, 
OO
daß auch sie das gleiche tiefe Rauschen 
OO
allerorten hören.
Mü
de sind heute die Besten aller bloßen 
OO
Weisheit der Gehirne.
Längst lockt die Akrobatik des Gedan‐ 
OO
kens nur noch junge Greise oder alte 
OO
Kinder.
Die geistreichen Schlüsse pfauenstolzer 
OO
Klügler gelten kaum noch als billige 
OO
Scheidemünze unter der ewig kindischen 
OO
Menge, und man erhandelt nur zu‐ 
OO
weilen noch damit ihre Gunst, so wie der 
OO
Seefahrer die Gunst der Wilden gewinnt 
OO
durch bunte Gläser und glitzernde Per‐ 
OO
lenschnüre.
Wer aber, dem 
Erwachen nahe, des 
OO
Erdenlebens Wert in 
Tat und 
Wirken 
OO
sucht, der verlangt nach 
anderer Er‐ 
OO
kenntnis: verlangt nach einem 
Inne‐ 
OO
werden sicherster 
Gewißheit, die 
OO
nicht schon morgen wieder 
Ungewiß‐ 
OO
heit wird ‒ der nicht die Resultate 
OO
fremder Forschung früher oder später 
OO
ihre Fundamente unterwühlen können.
Zu allen Zeiten gab es Menschen, denen 
OO
solche Gewißheit wurde.
Sie wird nicht 
erschlossen und nicht 
OO
erklügelt, und keines Menschen Hirn 
OO
kann sie 
erdenken!
Nicht Reichtum äußeren 
Wissens ist 
OO
vonnöten, um sie zu erhalten!
Wer du auch sein magst und wie hoch 
OO
man auch dein Wissen werte ‒ 
Ge‐ 
OO
wißheit wirst du eher nicht erlangen, 
OO
als bis du lernst, der schillernden Viel‐ 
OO
fältigkeit deines Denkens zu entsagen! 
OO
Du hast aus «Gedankengängen» ein 
OO
 
Labyrinth dir geschaffen, in dem du 
OO
dich selbst verloren hast.
Du kannst dich nur wiederfinden, wenn 
OO
du zurück zum 
Eingang dieses Laby‐ 
OO
rinthes findest ‒ dorthin zurück, wo 
OO
einst dein Denken 
einfach war wie 
OO
eines 
Kindes Denken!
Auch die Menschen ferner Vorzeit kamen 
OO
anders nicht zu Weisheit und Erkenntnis. 
OO
Es leuchtet heute noch das 
gleiche 
OO
Licht, davon man staunend Kunde bei 
OO
den alten Sehern findet; allein, wenn du 
OO
im Dunkel der 
Gedankengänge dich 
OO
ergehst, wirst du es leichthin leugnen 
OO
können, da sich seine Strahlen dorthin 
OO
nicht ergießen.
Die Alten waren zu Zeiten wahrlich weit 
OO
mehr «Herren der Erde» als diese neue‐ 
OO
ren Geschlechter, die sich durch ihr Er‐ 
OO
 
klügeln und Ersinnen stolzerfüllt die 
OO
Kerkermauern selber aufeinandertürm‐ 
OO
ten, die ihnen dann den Blick in die Un‐ 
OO
endlichkeit verbauten...
Mit sicheren Instinkten wußten sie zu 
OO
sichten und zu sondern und nahmen 
OO
voller 
Ehrfurcht jeweils in Besitz, was 
OO
ihre Ahnen ihnen darzubieten hatten als 
OO
unvergängliches, gewisses Weisheitsgut. 
OO
So konnte aus der alten Tempel Trüm‐ 
OO
merstätten stets das Heilige gerettet wer‐ 
OO
den, und mochte auch in jedem neuen 
OO
Sanktuarium ein neues Kultbild sich er‐ 
OO
heben, so blieb es letzten Endes doch 
OO
der 
gleichen Gottheit hüllendes 
OO
Symbol und war den Eingeweihten sol‐ 
OO
cherart vertraut.
Die Menschen des nun schwindenden 
OO
Geschlechts jedoch ‒ die selbst weit 
OO
tiefer, als sie ahnten, durch gar mannig‐ 
OO
fachen Aberglauben wateten, und die ihr 
OO
Wähnen, 
Meinen und 
Vermuten 
OO
anmaßlich als 
Wissen proklamierten ‒ 
OO
sahen in jedem Gottesbilde alter Zeiten 
OO
nur den «Götzen», sahen in seinem Kulte 
OO
nur der Alten «Aberglauben» und be‐ 
OO
merkten nicht, daß neben jedem Gottes‐ 
OO
kulte tiefgeheime 
Weisheit schreitet, 
OO
die freilich nur den 
Mündigen allein 
OO
sich offenbart. ‒ ‒
So ist denn auch die alte Sendschrift, die 
OO
man das «
Evangelium Johannis» 
OO
nennt, gar Vielen in den jüngstvergange‐ 
OO
nen Tagen und wohl auch noch in dieser 
OO
heutigen Zeit zu nicht viel mehr als 
OO
einem 
Märchenbuch geworden, an‐ 
OO
gefüllt mit poesiegetränkten Zeugnissen 
OO
längst überlebten Aberglaubens...
Allmählich frei nun von der Furcht, das OO
«Wort der Schrift», das früher als OO
ein Werk des Geistes Gottes galt, OO
auf seine zeitliche und erdgebo‐ OO
rene Gestaltung hin zu prüfen, hatte OO
man der alten Heidenlehren Spur darin OO
gefunden, und da man weiterhin ent‐ OO
deckte, daß auch das wundersame Gottes‐ OO
menschenbild des alten Buches mancher OO
alter Götterbilder Züge in sich eint, so OO
ward den Neueren ‒ soweit sie sich nicht OO
«Christen» nennen ‒ des ganzen Buches OO
Inhalt: frommes Hirngespinst.
Viel mochte dazu beigetragen haben, daß OO
man die alte Kunde nur in einer Form OO
besitzt, die allzudeutlich zeigt, daß vieler OO
Überformer törichtfrohe Arbeit ihr erst OO
die Gestaltung gab, die sie nun trägt.
Verderblich war es auch, daß man in OO
alter Zeit schon darauf ausgegangen war, OO
diese «Sendschrift» als ein Werk des 
OO
Jüngers, den der Meister «
liebte», 
OO
darzustellen, und somit alles tat, um sie 
OO
den 
älteren Berichten anzugleichen, 
OO
die von des hohen Meisters Erdenleben 
OO
‒ Wahrheit und Dichtung nach Gefal‐ 
OO
len ineinandermengend ‒ legendenhafte 
OO
Kunde bringen.
Man konnte so nicht mehr erkennen, daß 
OO
dieses alte Buch ‒ einst über ein Men‐ 
OO
schenalter nach des Meisters Tod ent‐ 
OO
standen ‒ wohl jene Sagenkunden von 
OO
des hohen Meisters Erdenwallen 
nutzte, 
OO
daß aber sein ursprünglicher Verfasser 
OO
wahrlich 
anderes erstrebte, als der 
OO
alten Wunderbücher Zahl zu mehren.
Hier ist nun darzulegen, daß die alte 
OO
Sendschrift, die einst frühe Überformer 
OO
dem «
Johannes», den der Meister 
OO
«liebte», zugeschrieben haben, die OO
Schrift eines «Wissenden» ist, der für OO
seine Getreuen schrieb, die längst «von OO
Mund zu Ohr» von einer Lehre OO
wußten, die wahrlich «frohe Bot‐ OO
schaft» allen war, die sie dereinst er‐ OO
reichte.
Aus gleichem gesicherten Wissen ist hier OO
auszusprechen, daß jener, der die Send‐ OO
schrift erstmals niederschrieb, noch im OO
Besitz von alten Schriften war, die in OO
getreulicher Abschrift Worte aus des OO
hohen Meisters eigenen Send‐ OO
schreiben gaben, wie sie der Jünger OO
Johannes nach des Meisters Tode in OO
Verwahrung nahm und seine eigenen OO
Schüler davon Abschrift nehmen ließ.
Des weiteren ist hier zu sagen, daß der OO
Jünger, den der Meister «liebte», als ein‐ OO
ziger unter den «Aposteln» um die tief‐ OO
sten Dinge wußte, die zu seines Meisters OO
Sendung in Beziehung standen.
Nach des Meisters Tode aber sammelte OO
er um sich die Wenigen, die da von OO
Anfang an die Lehre geistig faßten.
Als er dann selbst gestorben war, erhielt OO
sich dennoch die Vereinigung dieser we‐ OO
nigen Getreuen, verwahrend tiefes, ge‐ OO
heimes Wissen, das sich dem äußerlichen OO
Kultkreis nie bequemen konnte, der sich OO
alsbald gerundet fand als Frucht der Pre‐ OO
digt jener anderen Jünger, von denen OO
sich der Auserwählte schon gar bald nach OO
seines Meisters Tod in wachsender Ent‐ OO
fernung stets gehalten hatte, so sehr auch OO
die Legende, die der äußere Kult OO
sich schuf, bemüht ist, ihn den Ihren OO
eng verbunden zu erweisen.
Den Nachfolgern dieser Schüler des OO
Apostels ‒ die aber sehr zu unter‐ OO
scheiden sind von des Täufers Jün‐ OO
gern, der den gleichen Namen trug: OO
Jehochanan ‒ galt die Sorge dessen, OO
der die Schrift geschrieben hat, von der OO
ich hier zu reden haben werde.
Ihnen war wahrlich nicht zu kommen mit OO
jenen Wundersagen, die heute sich OO
in dem der Nachwelt dargebotenen und OO
überaus verdorbenen Buche finden, auch OO
wenn aus diesen Wundersagen manches OO
spricht, das Nachgeborenen das Bild des OO
Meisters hellen kann.
Sie wußten von einem Geisteswun‐ OO
der, das alle Wundersagen der Berichte OO
weit in Schatten stellte, und dieses OO
Geisteswunder kannten sie aus eigenem OO
Erleben. ‒ ‒ ‒
So sehr sie aber auch des hohen Meisters OO
Lehre, wie sie durch Johannes einst OO
verstanden worden war, als heiligstes Ver‐ OO
mächtnis hüteten, so trugen sie doch OO
keineswegs Bedenken, wo immer sie in OO
Lehren ihrer Zeit verborgener Wahr‐ OO
heit Fäden fanden, solche Wahrheit OO
auch dem Tempelvorhang einzuweben, OO
der in ihren Sanktuarien das Geheimnis OO
wahrte vor profanen Blicken.
Nur wenn man dieses alles wohlbeachtet, OO
ist auch heute noch ‒ trotz aller frem‐ OO
den Hände, die des ersten Schreibers Nie‐ OO
derschrift verdarben ‒ das bruchstück‐ OO
haft Erhaltene dem inneren Werte nach OO
zu fassen, soweit es töricht enger Kor‐ OO
rektur schon in der ersten Zeit entging. OO
So aber auch ist zu verstehen, daß der OO
Dichter diese Sendschrift über alle an‐ OO
deren alten Glaubenskunden stellt, wäh‐ OO
rend neuere Forschung allen Scharf‐ OO
sinn aufzubieten sucht, um durch den OO
wild überwachsenen Garten der Erkennt‐ OO
nis, den sie lichten soll, auch nur 
einen 
OO
leidlich gangbaren Weg zu bahnen. ‒ ‒ 
OO
Und fragt man mich nun, aus welchem 
OO
Wissen ich mir selbst 
Gewißheit holte, 
OO
das in diesem Buche Darzulegende vor 
OO
aller Mit- und Nachwelt zu vertreten, so 
OO
muß ich als Erstes den Irrtum im Keime 
OO
zerstören, als gäbe ich hier etwa Früchte 
OO
eigenen «Erforschens».
Die Wege, die hier zur 
Gewißheit 
OO
führen, sind so eng und steil, daß jedes 
OO
eigene Gepäck, und sei es auch ein Schatz 
OO
des Erdenwissens höchster und sublimster 
OO
Art, zurückgelassen werden muß, soll 
OO
nicht der Fuß auf diesen Höhenpfaden 
OO
straucheln. ‒
Es gibt ein «
Wissen», das 
allein von 
OO
diesen Dingen mit 
Gewißheit wissen 
OO
kann!
Hier sind «Beweise» denen nur erlang‐ OO
bar, die seit der Urzeit solche Art zu OO
«wissen» pflegen und den Bestä‐ OO
tigten in jedem Menschenalter weiter‐ OO
geben, was sie selbst auf gleiche Art er‐ OO
langten: ‒ die Fähigkeit des Wis‐ OO
sens aus der Selbstverwandlung, OO
wobei der Wissende zum Wissen aus OO
dem Gegenstand des Wissens wird. ‒ OO
Aus solchem Wissen aber rede ich.
Ich will Gewißheit geben und weiß, OO
daß anders Gewißheit nicht erlangbar ist. OO
Es liegt mir ferne, zum Glauben an meine OO
Worte überreden zu wollen.
Wer da ergründen will, ob ich der Wahr‐ OO
heit Wort und Stimme leihe, suche in OO
sich selbst ‒ in seinem Allerinner‐ OO
sten ‒ Bestätigung.
Er wird nicht vergeblich seine Zeit dar‐ OO
auf verwenden, das, was ich ihm zu zei‐ OO
gen habe, so zu sehen, 
wie ich es ihm 
OO
zeigen muß...
Zuweilen mag es also scheinen, als ob 
OO
ich von dem Gegenstande dieses Buches 
OO
mich zu weit entferne, und auch Wieder‐ 
OO
holung wird sich kaum vermeiden lassen. 
OO
Es ist nicht meine Absicht, nach System 
OO
und Regel zu verfahren.
Die alte 
Sendschrift, die den Namen 
OO
des «
Johannes» trägt, soll hier nicht 
OO
etwa einen 
Kommentar erhalten.
Es gilt hier nur, die 
reine Lehre auf‐ 
OO
zuzeigen, deren Kenntnis der Schreiber 
OO
bereits 
voraussetzen durfte bei sei‐ 
OO
nen Getreuen.
Und weiter will ich hier dem Irrtum 
OO
steuern, daß die alte Sendschrift 
glei‐ 
OO
cher Glaubensmeinung Zeugnis sei wie 
OO
die drei 
älteren Berichte über des 
OO
«Gesalbten» Leben, denen man in alter 
OO
Zeit sie schon zur Seite stellte, nachdem 
OO
sie dafür zubereitet worden war.
Es wird auch nötig werden, hier so man‐ 
OO
ches Textwort nun in helleres Licht zu 
OO
stellen, als wenn es nur des 
Beispiels 
OO
halber oder als ein Mittel der 
Verstän‐ 
OO
digung beiläufige Erwähnung finden 
OO
sollte, wo es denn füglich auch in 
her‐ 
OO
kömmlicher Lesart und Bedeutung 
OO
seinem Zweck entsprochen hätte.
So möge nun die hohe 
Weisheit, die 
OO
trotz aller späteren Verdunkelung noch 
OO
aus dem alten Texte strahlt, den man das 
OO
«
Evangelium Johannis» nennt, ein 
OO
Leitstern werden allen Suchenden, ‒ 
OO
ein Leitstern, der ihnen den Weg
zum Geiste erhellt! ‒
*
BEKENNERN seines Namens einst 
OO
zum 
Gotte geworden, und denen, 
OO
die das Tiefste seiner Lehre nie er‐ 
OO
faßten, eine Beute erdenferner Phanta‐ 
OO
sie, ward späterer Zeit der hohe Meister, 
OO
der die «frohe Botschaft» brachte, in 
OO
einem Bilde überliefert, das nur in dürf‐ 
OO
tigster Kontur noch schwache Spuren 
OO
seiner erdenhaften Züge zeigt.
Und doch muß jedem, der des hohen 
OO
Meisters wahre Liebe fassen will, zu‐ 
OO
erst die 
irdische Erscheinung des 
OO
«Gesalbten» deutlich werden, will er 
OO
nicht 
Phantasiegebilden sich er‐ 
OO
geben und in weichlich frommen 
Träu‐ 
OO
men sich berauschen.
Er, von dem man das Wort berichten 
OO
konnte:
«WAS NENNST DU MICH GUT?
NIEMAND IST GUT, AUSSER GOTT!» 
OO
 
‒ wie wäre er im 
Innersten er‐ 
OO
grimmt, hätte jemals einer derer, die 
OO
ihm nahe waren, es gewagt, ihm göttliche 
OO
Ehren zu erzeigen und ihn einen 
Gott 
OO
zu nennen...
Und wie er die Wechsler und Verkäufer 
OO
aus den Tempelhöfen ihres Gottes trieb, 
OO
so hätte er jeden «mit einer Geißel aus 
OO
Stricken» davongejagt, der ihm gesagt 
OO
haben würde: «Meister, auch 
dir wird 
OO
man einst Tempel bauen!» ‒ ‒ ‒
Er war sich wahrlich seiner geistigen 
OO
Würde wohlbewußt, so sehr er dann zu 
OO
Zeiten auch sich klein und zaghaft fühlen 
OO
mochte.
Wo wäre auch der Mensch zu finden, der 
OO
stets nur im Bewußtsein seiner ganzen 
OO
Kraft und seines 
höchsten Wertes 
OO
sich bekundet hätte?! ‒
Ist sein Bewußtsein überlichtet in der OO
hohen Geisteseinung mit dem «Vater», OO
den das Urwort aus dem Urlicht OO
offenbart ‒ dem großen «Alten», der im OO
«Anfang» ist: dem Menschen der OO
Ewigkeit in seiner urgegebenen Zeu‐ OO
gung ‒, dann wird sein Wort «gewal‐ OO
tig», und er fühlt sich über alles Irdische OO
emporgehoben. ‒ Der Leuchtende OO
des Urlichts zeigt sich dann in seiner OO
höchsten Geistesmacht. ‒
In Stunden erdenhafter Bindung aber OO
scheut er keineswegs davor zurück, auch OO
seine tiefste Seelenangst zu offen‐ OO
baren, und seine hohe Einsicht droht ihn OO
scheinbar zu verlassen.
«MEINE SEELE IST JETZT IN BE‐ OO
DRÄNGNIS. WAS SOLL ICH SAGEN? OO
VATER, RETTE MICH AUS DIESER OO
STUNDE!» OO
Er entzieht sich keineswegs dem Um‐ OO
gang mit anderen Menschen, auch OO
wenn sie durchaus nicht seine Anhänger OO
sind: ist fröhlich mit den Freudigen OO
und trauert mit den Betrübten.
Sein Mitgefühl macht ihn zum Schützer OO
der Armen und Unterdrückten, zu OO
denen er selbst gehört; aber gleichzeitig OO
wird er manches Reichen und Vor‐ OO
nehmen Freund.
Gern nimmt er Gastfreundschaft OO
an, selbst dort, wo er weiß, daß man OO
kaum an seine Sendung glaubt und ihn OO
nur geladen hat, um einen so seltsamen OO
Gast zu sehen.
Wo immer er Güte des Herzens fin‐ OO
det, ist er voll des liebendsten Verstehens; OO
nur Heuchelei und Herzenshärte OO
läßt ihn böse Worte finden.
Er drängt seine Lehre keinem auf; doch OO
wo er fühlt, daß man nach ihr ver‐ OO
langt, auch wenn man sie bewußter‐ OO
weise noch nicht kennt, dort gibt er, OO
was die Hörer ‒ seiner Meinung nach ‒ OO
wohl fassen sollten.
Er geht nicht auf Ehrungen aus; aber OO
wenn man ihn ehrt, so fühlt er sich OO
aller Ehrung wert, und wenn ein OO
enger Geist unter seinen Begleitern über OO
Verschwendung zetert, weil kostbare Salbe OO
dazu dienen muß, des Meisters Füße zu OO
erfrischen, statt daß man sie verkaufte, OO
um der Armen Not zu lindern, so OO
spricht er in Gelassenheit das Wort:
«ARME HABT IHR ALLEZEIT OO
BEI EUCH, MICH ABER HABT IHR OO
NICHT ALLEZEIT.»
Wobei er keineswegs ‒ wie die OO
spätere Auslegung will ‒ den baldigen OO
Tod vor Augen sieht, sondern lediglich OO
daran denkt, daß er nicht oft an dem 
OO
gleichen Orte weilt.
Nichts Menschliches war ihm fremd, und 
OO
er wußte gar wohl um den Kampf der 
OO
Geistnatur im Menschen mit des 
OO
Menschentieres schwer besiegbaren 
OO
Gelüsten.
«IHR 
VERURTEILT NACH DEM 
OO
SCHEINE, 
ICH ABER 
VERUR‐ 
OO
TEILE NIEMANDEN; DENN AUCH 
OO
DER 
VATER VERURTEILT KEI‐ 
OO
NEN.»
Von seiner Sendung durchdrungen, er‐ 
OO
klärt er: man möge den «Tempel» ‒ die 
OO
herrschende Priesterlehre ‒ stürzen, und 
OO
«in drei Tagen» wolle er sich erkühnen, 
OO
ihn wieder «aufzubauen».
Die ihn so sprechen hörten, wußten sehr 
OO
genau, 
wovon er sprach, auch wenn sie 
OO
diese Worte wohlverwahrten, um ihn der 
OO
Tempellästerung dann schuldig zu 
OO
befinden.
Doch läßt er sich gerne auch 
mißver‐ 
OO
stehen, wo er weiß, daß alle Erklärung 
OO
ihm doch nicht 
das Verstehen bringen 
OO
würde, das er sucht. ‒
Im vollen Bewußtsein seiner geistigen 
OO
Sonderstellung unter den Menschen sei‐ 
OO
ner Zeit kann er selbstherrlich sagen: 
OO
«
IHR SEID VON 
UNTEN, 
ICH 
OO
BIN VON 
OBEN.
IHR SEID AUS 
DIESER WELT, 
OO
ICH ABER BIN 
NICHT AUS 
OO
DIESER WELT.»
Aber er wußte auch wie keiner derer, 
OO
die ihm nahe waren, 
woher ihm seine 
OO
hohe Würde kam ‒ wußte um seine jahre‐ 
OO
lange geistige 
Schulung, ‒ wußte um 
OO
das harte 
Ringen in 
sich selbst, 
OO
dem er endlich die 
Gewißheit dankte, 
OO
aus der er nun zu sprechen und zu 
OO
lehren hatte, «anders als die Schrift‐ 
OO
gelehrten». ‒
Das hohe Mysterium seiner Sendung war 
OO
nur wenigen bekannt, und selbst die 
OO
Wenigen erfaßten es nicht, bis auf den 
OO
Einen, den er «
liebte».
Nur dieser 
Eine wußte auch um seines 
OO
Meisters geistigen 
Werdegang und um 
OO
die tiefste 
Begründung seines Rech‐ 
OO
tes, zu 
lehren.
Als nach des Meisters Tode dann «die 
OO
Herde sich zerstreute», sammelte dieser 
OO
Jünger um sich, was 
seiner Artung war, 
OO
und gab sein Wissen denen weiter, die 
OO
in seiner Schulung sich bewährten.
Erst eine spätere Zeit, die längst den 
OO
äußeren Kult im steten Wachsen sah, 
OO
der aus vorhandenen alten Riten sich ge‐ 
OO
staltet hatte und aus dem Bilde des hohen 
OO
Meisters sich den 
Kultgott schuf, 
OO
sprengte den kleinen Kreis der 
Geisti‐ 
OO
gen, die von 
Johannnes einstens aus‐ 
OO
gegangen waren.
Als «Ketzer» gebrandmarkt, gingen sie 
OO
in der Verborgenheit unter, und mit ihnen 
OO
das 
Bild des Meisters, der 
nie in 
OO
seinem Leben sich als «
Messias» aus‐ 
OO
gegeben hatte und es als Schändung sei‐ 
OO
ner selbst betrachtet hätte, sich auf die 
OO
gänzlich 
anders zu verstehenden Pro‐ 
OO
phetenworte zu beziehen, in denen
Spätere, nach seinem Tode, ihn
«vorherverkündet»
wähnten. ‒
*
HIER wird mir Auftrag nun und 
OO
Pflicht, des hohen Meisters 
OO
Werden aufzuzeigen, der ‒ 
OO
so verborgen auch sein Dasein der 
Ge‐ 
OO
schichte blieb ‒ durch jene sagenhaf‐ 
OO
ten Kunden seines Lebens und den Kult, 
OO
der alter Götterlehren dunkle Mystik 
OO
unter 
seinem Namen neu erblühen ließ, 
OO
zu einem 
Zeichen des 
Widerspruchs 
OO
wurde bis auf den heutigen Tag.
Ich werde hier berichten, was dem Schau‐ 
OO
enden sich zeigt, der aus 
Gewißheit 
OO
künden kann, was äußerem Erfassen 
OO
längst entzogen ist.
Geboren zu 
Nazareth in Galiläa ‒ 
OO
nicht etwa «Nazoräer» nur genannt nach 
OO
einer mystischen Sekte ‒, wurde er von 
OO
seinem Vater schon im zartesten Kindes‐ 
OO
alter samt der Mutter mit nach 
Ägypten 
OO
 
genommen, allwo zu jener Zeit gerade das OO
Handwerk des Vaters gut gelohnte Arbeit OO
fand. Aus dem, was so tatsächlich einst OO
geschehen war, wurde später die sagen‐ OO
hafte «Flucht nach Ägypten». ‒ OO
Nach wenigen Jahren dann: zurückge‐ OO
kehrt zu seinem Heimatort, half er, so‐ OO
bald er halbwegs herangewachsen war, OO
seinem Vater bei der Arbeit und lernte OO
so, fast noch im Spiel, die ersten Hand‐ OO
reichungen tun, soweit sie seinen Kräften OO
angepaßt erscheinen mochten.
So wurde er schon in früher Jünglings‐ OO
zeit des Vaters Gehilfe, wurde ein Zim‐ OO
mermann, was in jenen Zeiten heißen OO
wollte, daß er nicht nur bauen lernte, OO
was aus Holz zu bauen ist, sondern auch OO
alles gröbere Haus- und Ackergerät aus OO
Holz zu fertigen wissen mußte. Zum Er‐ OO
werben auch nur der geringsten äußeren OO
Gelehrsamkeit war weder 
Zeit vorhan‐ 
OO
den, noch entsprach es 
Sitte und 
Ge‐ 
OO
wohnheit, daß ein armer junger Hand‐ 
OO
werksmann nach derlei Dingen strebe.
Erst als sein 
geistiger Entwicklungs‐ 
OO
gang ‒ von dem ich nun zu künden 
OO
haben werde ‒ längst 
vollendet war, 
OO
erlernte er durch Anleitung gelehrter 
OO
Freunde, die er dann gewonnen hatte, die 
OO
Kunst des 
Schreibens in den Zeichen 
OO
seiner Muttersprache.
Mit seiner 
geistigen Entfaltung aber 
OO
ging es also zu:
Vom Vater hatte er nur die 
Gebete ge‐ 
OO
hört, die jeder fromme Jude zu beten 
OO
pflegte.
An jedem Sabbat hörte er die übliche 
OO
Erklärung des Gesetzes, das von 
OO
den Alten überkommen war.
Auch hier war ihm, der selbst 
nicht in 
OO
den Schriften 
lesen konnte, nur sehr 
OO
weniges erschlossen.
Wohl aber ward ihm schon seit früher 
OO
Jugend, wenn er müde von der 
Arbeit, 
OO
aber nicht im 
Geist ermüdet, wachend 
OO
noch auf seinem armen Lager ruhte, ge‐ 
OO
heimnisvolle 
geistige Belehrung, die er 
OO
selbst den Eltern streng verborgen hielt, 
OO
durch die er aber mehr und mehr die 
OO
Weisheit des Gesetzes zu erkennen 
OO
glaubte, die ‒ wie er meinte ‒ jene 
OO
Anderen erkannten, die in den Schriften 
OO
selbst zu lesen wußten.
Wohl 
verriet er sich dann und wann, 
OO
wenn er die Älteren in der Gemeinde, am 
OO
Sabbat oder an den hohen Festen, über 
OO
Fragen des Gesetzes reden hörte und aus 
OO
der inneren Belehrung her die rechte 
OO
Antwort fand, so daß die spätere Legende, 
OO
die den 
Knaben zu 
Jerusalem im 
OO
Tempel unter 
Schriftgelehrten 
OO
lehrend zeigt, im Grunde doch auf wirk‐ 
OO
lichem Geschehen baut, wenn auch die 
OO
Tempelpriester zu Jerusalem gewiß nicht 
OO
diese ersten Hörer seiner Weisheit waren. 
OO
Die erste Begegnung mit einem der 
OO
«
Leuchtenden des Urlichts», de‐ 
OO
ren hoher Bruder er später werden sollte, 
OO
da er 
der Artung nach zu ihrem Kreis 
OO
gehörte, längst 
bevor er durch das 
OO
irdische Auge das Licht der Erdensonne 
OO
sah, wird ihm in seinen späteren Jüng‐ 
OO
lingsjahren schon 
zu Capernaum, wo 
OO
er zu jener Zeit in wochenlanger Arbeit 
OO
bei Verwandten seines Vaters lebte und 
OO
einen Auftrag seines Vaters auszuführen 
OO
hatte.
Noch wußte er vorerst nicht, wer jener OO
war, der da in abendlicher Feierstunde OO
ihm am See begegnet war, den er dann OO
oftmals wieder an der gleichen Stelle traf OO
und der ihm mehr und mehr das Herz OO
zu öffnen und den Blick ins Innerste des OO
Seins zu hellen wußte.
Bald aber mehrten sich Begegnungen OO
von gleicher Art, so daß es ihm kaum OO
noch absonderlich erschien, von diesen OO
offenbar dem gleichen Kreise Zugehören‐ OO
den so aufschlußreiche Lehre zu emp‐ OO
fangen; nur hielt er alles sehr geheim, da OO
es ihm also aufgetragen worden war. So OO
hatte er mehrere Jahre zugebracht im OO
steten Wachsen seiner inneren Erkennt‐ OO
nis, als einer der Männer, die er nun wie OO
alte Freunde kannte, wenn er auch in OO
Ehrfurcht sich vor ihnen neigte, ihm einst OO
die Eröffnung machte: es sei nun für ihn OO
an der Zeit, eine geregelte Schulung OO
zu beginnen, obwohl er dadurch keines‐ OO
wegs von seiner Hände Arbeit abgehalten OO
werde.
Als Zweck der Schulung wurde ihm be‐ OO
zeichnet, daß er durch sie befähigt wer‐ OO
den solle, nicht nur selbst die Weisheit OO
des Gesetzes bis ins Letzte zu erkennen, OO
sondern daß er Anderen auch alsdann OO
die gleiche Weisheit zeigen könne, damit OO
die Vielen, die nach einer Seelenspeise OO
in den Schriften suchten, nicht nur der OO
Schriftgelehrten dürre Auslegung OO
erhielten, die ähnlich sei, als wenn ein OO
Hungernder nach Brot verlange und OO
man reiche ihm einen Stein.
Von da an stand er nun bewußt unter OO
kontinuierlicher geistiger Leitung derer, OO
zu denen er dem Wesen nach gehörte. OO
Sein Tagwerk konnte ihn nicht hindern, OO
diese Schulung durchzuführen und jede 
OO
Prüfung zu bestehen, die sie von ihm 
OO
forderte.
Sobald er zu straucheln begann oder 
OO
angstvolle Zweifel ihn bedrohten, trat 
OO
einer seiner Lehrer unvermerkt stets 
OO
wieder ihm zur Seite, stärkte seinen Glau‐ 
OO
ben und verscheuchte die Dämonenwelt, 
OO
die vordem ihn in Schrecken setzen 
OO
wollte.
In jahrelanger Geistesschulung war er 
OO
endlich so herangereift, daß ihm die 
OO
letzten Schuppen von den Augen fielen 
OO
und er selbst sich nun in seiner hohen 
OO
Sendung sah.
In klarer Sternennacht, auf einer Felsen‐ 
OO
höhe nahe seinem Wohnort, erhielt er 
OO
seine Weihe als ein 
Meister der Licht‐ 
OO
erkenntnis, als ein 
Liebender im 
OO
Lichte, als ein 
Leuchtender unter 
OO
Leuchtenden...
Nun wußte er 
sich selbst als «
Weg», 
OO
‒ nun wußte er 
sich selbst als 
OO
«
Wahrheit», ‒ nun wußte er 
sich 
OO
selbst als «
Leben» aus der Sonne 
OO
aller Sonnen, aus dem Lichte, das die 
OO
Ewigkeit erhellt. ‒
Von diesem Tage an begann er nun von 
OO
dem, was ihm geworden war, auch Ande‐ 
OO
ren aufs deutlichste mitzuteilen.
Nun sprach er im Bewußtsein seiner 
OO
inneren 
Berechtigung und suchte an 
OO
der Hand der alten Schriften, die ihm 
OO
geistig jetzt erschlossen waren, den tief‐ 
OO
sten Sinn der alten Seherworte aufzu‐ 
OO
zeigen, obwohl er noch sein Handwerk 
OO
weiter trieb wie ehedem.
Seine Zuhörer aber staunten sehr über 
OO
 
seine Rede und wußten sich nicht zu er‐ OO
klären, woher denn ihm, dem Ungelehr‐ OO
ten, solches Wissen komme.
So unerhört erschien den Freunden und OO
den Anverwandten die Verwandlung sei‐ OO
nes Wesens, daß sie ihn, trotz aller Tiefe OO
seiner Worte, «von Sinnen» wähnten OO
und er sich schließlich nicht mehr in der OO
Heimat halten konnte.
So zog er denn von dannen, um sich an OO
anderem Orte, wo man ihn nicht kannte, OO
durch seiner Hände Arbeit zu ernähren OO
und durch sein Wort die Seelen zu er‐ OO
wecken. Aber wohin er auch kam, konnte OO
nicht seines Bleibens sein; denn man hörte OO
ihn Dinge sagen, die nie gesagt worden OO
waren, und die Schriftkundigen waren OO
voll des Neides darüber, daß viele ihm OO
mehr zu glauben schienen als ihnen. OO
Nun irrte er geraume Zeit umher, bis er OO
sich wieder nach 
Capernaum wandte, 
OO
das ihm lieb geworden war. Es hatte 
OO
sich ja dort die erste Begegnung einst 
OO
ereignet mit einem seiner hohen Brüder, 
OO
die ihm auch jetzt Verheißung gaben, 
OO
daß er allda die gesuchte Ruhe finden 
OO
werde.
Dort in 
Capernaum sollte ihm nun die 
OO
Freundschaft eines begüterten Mannes 
OO
werden, der ihn mit Freuden aufnahm 
OO
und begeistert seinen Reden lauschte. 
OO
Im Hause dieses Mannes fand er dann 
OO
auch andere, gelehrte Freunde, und in 
OO
diesem Zufluchtsorte lernte er durch sie 
OO
seiner Sprache Schriftzeichen lesen und 
OO
schreiben.
Das 
Ansehen, das er hier bei den 
OO
Wohlgeachteten genoß, hatte allmählich 
OO
ringsum seinen Ruf verbreitet.
Da nun in jener Zeit das Volk des Glau‐ OO
bens war, daß ein solcher Weiser auch OO
über geheime Künste verfüge, durch die OO
er alle Krankheit heilen könne, so OO
kam bald dieser und bald jener in des OO
vornehmen Mannes Haus und bat, daß OO
der weise Rabbi ihn heile.
Anfänglich widersetzte sich der Meister OO
solchem Begehren und schickte die Kran‐ OO
ken zu den Ärzten.
Dann aber mehrte sich der Ansturm, und OO
von Erbarmen erfaßt, ging er zu den OO
Kranken hinaus, um sie zu trösten. Aber OO
es geschah, daß viele von denen, die er OO
berührt hatte, schon bald darauf sich OO
geheilt fühlten, so daß der Meister zu‐ OO
erst selbst nicht wußte, was er von sol‐ OO
chen Dingen halten sollte.
Es war ihm aber fernerhin nicht mehr OO
möglich, sich den Bitten der Kranken zu OO
entziehen, die nichts von ihm verlangten, OO
als daß er sie nur berühren möge.
Selbst von weit her wurden Kranke zu OO
ihm gebracht, und der Glaube an seine OO
«Wunderkraft» erstarkte mehr und mehr. OO
Bekannte sich nachher einer als geheilt, OO
so betonte stets der Meister selbst, daß OO
nur sein eigener Glaube ihm geholfen OO
habe.
Auch verbot er jedem strenge, von seiner OO
Heilung weiterzuerzählen, da er dem An‐ OO
drang kaum mehr sich gewachsen fühlte. OO
Im Laufe der Zeit jedoch erkannte er, OO
daß ihm eine Kraft des Heilens inne‐ OO
wohne und daß nicht der Glaube der OO
Geheilten nur allein ihrer Heilung Ur‐ OO
sache war.
Zwar konnte er nicht alle Krankheit OO
heilen; aber der Geheilten Zahl ward OO
trotzdem täglich größer.
Geraume Zeit des Tages brauchte er, um 
OO
allen die Hände aufzulegen, die er heilen 
OO
sollte.
Bis spät in die Nacht aber fand er Zu‐ 
OO
hörer um sich versammelt, die seiner 
OO
neuen Gesetzesauslegung lauschten, und 
OO
unter diesen fand er auch die Ersten, die 
OO
ihm geeignet schienen, seine besonderen 
OO
Schüler zu werden.
Ihnen 
allein aber suchte er zu offen‐ 
OO
baren, woher 
ihm selbst seine Weis‐ 
OO
heit geworden war.
Lange schon hatte er erkannt, daß er 
OO
nun kaum mehr sein 
Handwerk weiter 
OO
betreiben könne.
Doch da er wußte, daß er stets das Nötige 
OO
im Überflusse finden würde, wenn er ‒ 
OO
getreu dem 
geistigen Gesetze ‒ es 
OO
seinem «
Vater» überließe, ihn zu näh‐ 
OO
ren und zu kleiden, so kam keine Sorge 
OO
in ihm auf, und schließlich bat er 
OO
seinen Gastwirt, ihn nun ziehen zu las‐ 
OO
sen, damit er auch an anderen Orten leh‐ 
OO
ren könne.
Die Gegnerschaft der ersten Tage schien 
OO
ihm nun längst nicht mehr bedenklich. 
OO
Die ersten Schüler aber, die zu 
Caper‐ 
OO
naum von ihm gefunden worden waren, 
OO
wollten ihn nicht lassen und folgten ihm. 
OO
Jeder von ihnen nahm auf seine Weise 
OO
in sich auf, was der Meister ihnen zu 
OO
geben hatte.
An manchen Orten, seines Rufes als 
OO
Heiler wegen, mit seinen Schülern 
OO
freudig aufgenommen, mußte er 
OO
doch auch an anderen Orten 
schroffste 
OO
Zurückweisung erfahren, und für 
OO
die Menschen seines 
Heimatortes 
OO
blieb er der anmaßende «
Narr», den sie 
OO
schon zu Anfang in ihm gesehen hatten. 
OO
Das Volk aber nannte seine Heilungen 
OO
‒ dort, wo sie erfolgen konnten ‒ 
OO
«
Wunderwerke», und man verstand 
OO
ihn nicht, wenn er in solchen Fällen stets 
OO
betonte, daß nur der 
eigene Glaube 
OO
und die 
ausströmende Kraft aus 
OO
dem 
Körper des Heilenden solche 
OO
«Wunder» wirke.
Den alten Lehren seines Volkes gab er 
OO
eine 
Auslegung, durch die sie auch 
OO
vor 
höherer Erkenntnis noch bestehen 
OO
konnten, und nur wo er sterilen Formel‐ 
OO
kram die Gläubigen bedrücken oder den 
OO
düsteren Stammesgott der Vorzeit Opfer 
OO
fordern sah, sprach er das Wort:
«
DEN ALTEN WARD GESAGT...
ICH ABER SAGE EUCH...!»
Nachdem er so fast ein Jahr in Galiläa OO
heilend und lehrend mit wechselndem OO
Erfolg umhergezogen war, glaubte er zu OO
erkennen, daß nur in Jerusalem sei‐ OO
nem Worte der rechte Nachhall werden OO
könne, und durch die Freunde von OO
Capernaum bereits bei deren Freun‐ OO
den in der Heiligen Stadt aufs beste an‐ OO
gekündigt, schloß er sich mit seinen OO
Schülern den Pilgern an, die zum Oster‐ OO
feste nach Jerusalem wallten.
Die vornehmen Freunde nahmen ihn OO
gastlich auf; aber sein erstes Auftreten OO
schon zog ihm den Haß der Tempel‐ OO
priester zu.
So verließ er bald die Stadt, kehrte aber OO
nicht nach Galiläa zurück, sondern blieb OO
in ihrer Nähe, um immer wieder kurze OO
Zeit in ihr zu verweilen, mied sie aber OO
doch mehr und mehr, nachdem er immer OO
deutlicher gewahr geworden war, daß 
OO
seine vornehmen Freunde ihn kaum schüt‐ 
OO
zen könnten, falls er der 
Priester‐ 
OO
schaft in die Hände fiele, die er gar 
OO
hart in seinen Reden angegriffen hatte. 
OO
Er 
heilte und 
lehrte, wo er auch war, 
OO
so wie ehemals in Galiläa.
Es konnte darum nicht fehlen, daß er 
OO
stets größerer Kreise 
Hoffnung wurde, 
OO
besonders unter den Armen und Entrech‐ 
OO
teten, die auf die knechtende Priester‐ 
OO
herrschaft noch weniger gut zu sprechen 
OO
waren als auf die fremden Unterdrücker. 
OO
So kam es denn, daß alles Volk immer 
OO
mehr des Glaubens wurde, daß er der 
OO
in alten Schriften vermeintlich 
Verheis‐ 
OO
sene sei, der aus der Priester- und der 
OO
Römer Knechtschaft nun die Armen be‐ 
OO
freien müsse.
Die aus dem immer ruhelosen Haufen OO
der Hauptstadt also dachten, hatten er‐ OO
fahren, daß der Meister kurze Zeit vor OO
dem Osterfeste wieder nach Jerusalem OO
kommen werde, und sie bereiteten alles OO
vor, um ihn, sobald er käme, zum Kö‐ OO
nige auszurufen, da sie der Priester OO
Macht nur durch die römischen Kohorten OO
gesichert sahen, der Römer Gewalt OO
aber aus ihrer Enge her nicht begreifen OO
konnten.
Als der Meister nun kam, zog man ihm OO
vor die Tore mit großem Jubel entgegen OO
‒ Männer, Weiber und Kinder ‒, und OO
ihre Sprecher verlangten von ihm, daß OO
er sie gegen die Bedrücker führe.
Überwältigt von allem, was er sah, ver‐ OO
ließ ihn hier die Sicherheit des inneren OO
Bestimmens, und so wie Moses nach OO
der Sage zweifelte, ob er dem Volke OO
Wasser schaffen könne, so 
glaubte er 
OO
vielmehr für kurze Augenblicke, die 
OO
Macht, die man ihm zuerkennen wollte, 
OO
könne 
seiner Sendung Stütze 
OO
werden.
Nur allzubald sah er den Irrtum ein, so 
OO
daß er kaum die Stadt betreten hatte, als 
OO
er dem aufgeregten Haufen sich entzog 
OO
und in dem Hause eines seiner vorneh‐ 
OO
men Freunde Zuflucht suchte, bis die 
OO
Menge durch der Römer Wachtsoldaten 
OO
auseinandergetrieben war.
Allein, die Folgen seines kurzen Schwan‐ 
OO
kens ließen sich auf 
geistigem sowie 
OO
auf irdischem Gebiet nicht mehr ver‐ 
OO
meiden.
Längst schon den Priestern des Tempels 
OO
als bitterer Mahner 
verhaßt und um 
OO
seines Ansehens bei dem Volke willen 
OO
gefürchtet, hatte er jetzt selbst die 
OO
Gelegenheit geschaffen, ihn bei der römi‐ 
OO
schen Obrigkeit zu verklagen als einen, 
OO
der sich gegen ihre Herrschaft wende: 
OO
einen 
Aufwiegler des Volkes, der 
OO
des Volkes 
König werden wolle.
Es war die römische Obrigkeit wahr‐ 
OO
haftig Tumulte unter diesem Volke ge‐ 
OO
wohnt und hätte auch den neuesten am 
OO
liebsten übersehen; allein, bei solcher 
OO
Art der Klage war es nicht mehr möglich, 
OO
die Verhaftung des Beschuldigten zu 
OO
unterlassen.
Der weltkluge römische Prokurator, der 
OO
deutlich sah, aus welchen Gründen man 
OO
ihn hier gebrauchte, fühlte in seinem 
OO
Stolze sich verletzt und suchte der Nöti‐ 
OO
gung zu einem Urteilsspruche sich zu 
OO
entziehen.
 
So schob er die Vernehmung denen zu, OO
die Klage erhoben hatten.
Er ahnte nicht, wie sehr willkommen es OO
jenen war, den Gehaßten nun scheinbar OO
mit besten Gründen auch nach ihrem OO
Gesetze zu verurteilen.
Es gab seiner Worte genug, die man frü‐ OO
her nicht zu ahnden wagte und die ihn OO
nun des Todes schuldig erscheinen las‐ OO
sen konnten. Überdies hatte er ja «den OO
Tempel gelästert»: was wollte man OO
noch mehr! Da ihnen aber eines Todes‐ OO
urteils Vollstreckung unter der Rö‐ OO
mer Macht entzogen war, so brauchten OO
sie nur darauf zu beharren, daß er das OO
Volk verführe und sich zum Könige OO
ausrufen lassen wolle, um die römische OO
Gerichtsbarkeit zu zwingen, den haß‐ OO
geborenen Richterspruch an ihrer Stelle OO
auszuführen.
Die Folge war, daß der Gehaßte starb am 
OO
römischen Kreuzesgalgen, nachdem ihn 
OO
römische Söldner aus aller Welt und 
OO
jüdische Tempelknechte schon fast zu 
OO
Tode gepeinigt hatten.
Hier aber, als sein Erdenwirken schon 
OO
beendet schien, vollbrachte erst der Mei‐ 
OO
ster jene größte 
Liebestat, durch die 
OO
er allen, die da Geistiges erschauen, über 
OO
alle Menschengröße hoch erhaben bleibt 
OO
für alle Zeiten, als der 
Größte aller 
OO
Liebenden, die je die Erde trug ‒ und 
OO
keiner kann je nach ihm kommen, der 
OO
ihn an Liebeskraft erreichen würde... 
OO
In dieser letzten Stunde ist es ihm ge‐ 
OO
lungen, das 
Menschentier in sich der 
OO
Macht des 
Geistigen zu 
absoluter 
OO
Einheit des Empfindens zu ver‐ 
OO
einen, so daß er die Vernichter seines 
OO
Erdenlebens noch in der Vernichtung OO
lieben konnte wie sich selbst.
Die unsichtbare Erde, die diesen Erd‐ OO
ball in sich trägt gleichwie das Ei den OO
Dotter, ist seit jener heilighohen Stunde OO
der Macht des «Fürsten dieser Welt» OO
‒ des unsichtbaren, aber nur seiner OO
selbst und nicht im Geiste bewuß‐ OO
ten, vergänglichen Gewaltigen, der OO
in dem liebeleeren Dunkel der Materie OO
sich selbst erlebt und alles in sein eige‐ OO
nes Erleben ziehen möchte ‒ für alle OO
Zeit entwunden...
So wie er selbst in dieser Stunde über‐ OO
wunden wurde, kann alle Macht der OO
Finsternis auf dieser Erde nunmehr über‐ OO
wunden werden, durch jene, die um OO
solche Macht des Menschen wissen und OO
«guten Willens» ‒ wollend aus OO
der Liebe ‒ sind.
Wüßte die Menschheit der Erde um 
OO
ihre Macht ‒ wahrhaftig, sie würde 
OO
schon seit fast zwei Jahrtausenden der 
OO
Erde Angesicht verwandelt haben, so daß 
OO
den Menschen, die in diesen Tagen noch 
OO
der Erde Not erleiden, ein Erdenzustand 
OO
dargeboten wäre, der ihnen wie des Him‐ 
OO
mels Seligkeit erscheinen müßte. ‒
Zwar wird auf dieser Erde 
nie ein 
OO
«
Garten Eden» sich erschaffen lassen; 
OO
allein, was hier sich dennoch wandeln 
OO
läßt, ist so gewaltig, daß späte Enkel 
OO
sicherlich in gleicher Weise voll Entsetzen 
OO
stehen, finden sie die Spuren 
heutigen 
OO
Geschehens unter Menschen ‒ wie jeden 
OO
heute Lebenden das Grauen packt, wenn 
OO
er die Gräber jener Menschtierahnen 
OO
öffnet, die, wie die Funde zeigen, ihrer 
OO
Feinde Hirne aus den Schädeln saugten 
OO
und das Mark aus ihren Knochen fraßen. 
OO
 
Erst wenn diese Menschheit erkennen 
OO
wird, 
was sie vermag, sobald sie, 
aus 
OO
der Liebe wirkend, dieser Erde An‐ 
OO
gesicht zu wandeln sucht, wird jene
Liebestat auf Golgatha ihr end‐
lich fruchtbar werden. ‒
*
DAS GRÖSSTE, was ein Mensch 
OO
der Erde je vollbringen konnte, 
OO
ward noch im 
Kreuzestod 
OO
dereinst auf Golgatha vollbracht: ‒ 
des 
OO
Erdenmenschen Schicksal ward 
OO
gelöst aus kosmischer Verhaf‐ 
OO
tung! ‒
Es ist nun weiter zu berichten, was 
nach 
OO
des Meisters Erdentod sich noch ereig‐ 
OO
nete, da hier die 
Wahrheit durch das 
OO
Werk der frommen 
Phantasie schon 
OO
in den allerersten Zeiten 
Übertün‐ 
OO
chung leiden mußte, durch die das 
OO
wirkliche Geschehen aller späteren 
OO
Zeit 
verborgen bleiben sollte. ‒
Wohl trägt die fromme Mär in sich der 
OO
Wahrheit 
Kern, und wer ihn unter 
OO
seiner Hülle fassen kann, wird nicht be‐ 
OO
trogen sein.
 
Wohl ist der Leuchtende aus seinem OO
Erdengrabe «auferstanden»; allein, OO
die irdische Erscheinung konnte OO
ihm in seiner «Auferstehung» nicht OO
mehr Träger seines Wesens sein.
Wohl ist der Leuchtende auch heute OO
noch bei dieser Erde und seinen Brüdern, OO
die in irdischer Erscheinung wirken, sicht‐ OO
bar in der geistigen Gestaltungsform, OO
die seiner erdenhaften Daseinsform, in der OO
ihn seine Jünger kannten, voll entspricht. OO
‒ Allein, dies alles kann gewiß nicht hin‐ OO
dern, daß dem irdischen Geschehen OO
nach des Meisters Tode für die Nachwelt OO
noch Bedeutung innewohne.
So sei denn dargestellt, was sich dem OO
Schauen zeigt, da doch der Kern des OO
frommen Glaubens, der die Menschen OO
durch Jahrhunderte hindurch beglückte, OO
in diesen Tagen kaum der Hülle mehr OO
bedarf, ja 
durch die Hülle in Gefahr 
OO
gerät, von denen 
nicht erkannt zu 
OO
werden, die ihn suchen. ‒
Es folge hier nun der Bericht:
Die vornehmen Freunde des Meisters 
OO
hatten sogleich nach seinem Tode alles 
OO
aufgeboten, um seinen 
Leichnam 
OO
durch den römischen Prokurator zu er‐ 
OO
halten, da vorher alles vergeblich gewesen 
OO
war, was sie unternommen hatten, um 
OO
den Todesgang ihm zu ersparen.
Der Prokurator aber ‒ des Meisters 
OO
Freunden ohnehin wohlgesinnt und voll 
OO
Verachtung gegenüber der Tempelprie‐ 
OO
sterschaft, die ihn zu zwingen wußte, 
OO
einen Mann zu richten, der ihm nie und 
OO
nimmer eine Staatsgefahr zu bilden schien 
OO
‒ gewährte nur zu gerne nun den Freun‐ 
OO
den ihren 
Toten, nachdem er vorher 
OO
trotz dem besten Willen nicht imstande 
OO
war, den 
Lebenden ihnen zu retten. 
OO
Als aber die Tempelpriester davon hör‐ 
OO
ten und mit Sicherheit wußten, daß ihnen 
OO
kein Gehör beim 
Prokurator würde, 
OO
bestürmten sie den 
Obersten der 
OO
Stadtwache und erreichten, daß er 
OO
ihnen Wächter stellte, die das Grab be‐ 
OO
wachen sollten; denn sie fürchteten sehr, 
OO
daß des Toten Anhang sonst bei 
OO
dem Grabe weheklage und seine 
OO
Wut sodann gegen die Priester 
OO
richte. So erhielt das Grab nun eine 
OO
römische Wache, die den Auftrag hatte, 
OO
jede Ansammlung dort zu verhüten.
Es lebten aber zu der Zeit die hohen 
OO
Brüder des Meisters ‒ die ihn einst 
OO
geschult und als der Ihren einen 
voll‐ 
OO
endet hatten zu seinem 
Priester‐ 
OO
königtum ‒ verborgen noch an nahen OO
Orten im judäischen Gebirge, und wäh‐ OO
rend seines Wirkens war der hohe Meister OO
ihnen oftmals in der Einsamkeit begegnet, OO
hatte oft sie an den Stätten ihrer Ab‐ OO
geschiedenheit besucht.
Sie wußten, was ihm widerfahren war, OO
und hatten ihn nicht retten können; denn OO
seine geistige Schuld: daß er ‒ wenn OO
auch für Augenblicke nur ‒ die äußer‐ OO
liche Macht auf Erden sich zur Seite OO
stellen wollte, hatte sein Geschick ent‐ OO
wunden jener hohen Geistesleitung, der OO
sie unterstanden und die auch ihn einst OO
führte, bevor er sich bei jenem Einzug OO
in Jerusalem für kurze Zeit betören ließ OO
durch das bestürmende Begehren derer, OO
die in ihm den Retter aus der äußeren OO
Bedrängnis sahen.
Die Wandlung der Gesetze in der un‐ OO
sichtbaren Erde, die er dann 
selbst 
OO
durch seine Liebestat auf Golgatha 
voll‐ 
OO
brachte, hätte 
sein Endesschicksal ihm 
OO
erspart, wenn 
vor ihm ein 
Anderer 
OO
ihr Vollbringer gewesen wäre.
Da aber diese Wandlung erst in seiner 
OO
letzten Stunde sich 
durch ihn vollbrin‐ 
OO
gen ließ, so mußten seine hohen Brüder, 
OO
schmerzerfüllt und doch im Innern ju‐ 
OO
belnd seines Siegs gewärtig, ihn den Lei‐ 
OO
densweg betreten lassen. ‒ ‒
Sie wußten nun um sein 
Grab, und 
OO
ihnen war er 
lebend nahe in seiner 
OO
geistigen Gestaltung.
So taten sie, was zu tun war, völlig 
mit 
OO
seinem Einverständnis und 
nach 
OO
seinem Willen, damit kein törichter 
OO
Kult um seinen 
Erdenleichnam sich 
OO
bilde.
 
Es war einer unter ihnen, der die Kunst OO
verstand, bei bloßer Wechselrede Men‐ OO
schen in magischen Schlaf zu bannen.
Dieser ging voran zu des Grabes Wäch‐ OO
tern, und da er wie ein Großer der OO
Römer gekleidet war, so gaben die Wäch‐ OO
ter ehrfurchtsvoll Antwort seinen Fragen, OO
bis ihre Zungen nur noch lallen konnten OO
und sie zuletzt in tiefen Traumschlaf OO
niedersanken.
Nun war die Zeit gekommen, die anderen OO
Brüder, die in der Nähe harrten, herbei‐ OO
zurufen.
Mit einiger Mühe öffnete man das Grab OO
und nahm den Leichnam sorglichst her‐ OO
aus. Dann legte man ihn, umbunden mit OO
seinen Leichenbinden, auf zwei lange OO
Tücher, die man mitgebracht hatte, so daß OO
er gleichsam auf dem einen saß, indes OO
das andere den Oberkörper hielt.
In monderhellter Nacht trug man sogleich OO
die geliebte schwere Bürde mit vieler OO
Mühe weit hinauf in das Gebirge, bis OO
zu einer Felsenschlucht, die man schon OO
vorher ausersehen hatte ‒ allwo ein OO
Scheiterhaufen tags zuvor bereitet OO
worden war und zwei der hohen Brüder OO
harrten.
Es waren aber diese Brüder vornehme OO
Männer aus fremdem Stamme ‒ einst OO
weit her vom Osten gekommen ‒, und OO
nach ihres Stammes Weise wurde der OO
teure Leichnam nun hier verbrannt, OO
wo man gesichert war vor jeglicher Stö‐ OO
rung. Das Licht des Mondes dämpfte zu‐ OO
dem jeden Feuerschein, und weit und OO
breit war dazumal in jener Wüstenei kein OO
Mensch gesiedelt, so daß man auch ein OO
Feuer nicht beachtet hätte, wäre nicht die OO
Schlucht schon Schutz genug gewesen, es OO
vor Entdeckung in der Weite ringsherum 
OO
zu hüten.
Als dann im lichten Frührot die Glut 
OO
erlosch, sammelten sorglich die hohen 
OO
Brüder jeden Überrest, der noch ver‐ 
OO
blieben war, und trugen ihn, in Tücher 
OO
eingehüllt, auf langer Wanderung dem 
OO
Jordan zu, um dort das Letzte, das noch 
OO
von des Meisters irdischer Erscheinung 
OO
stammte, in dieses Flusses Fluten zu ver‐ 
OO
senken, so wie es in ihrem Stamme Brauch 
OO
und Sitte war.
Sie blieben darauf, zurückgekehrt, noch 
OO
geraume Zeit an ihren verborgenen Orten 
OO
im Gebirge und suchten von dort aus 
OO
dann und wann die Schüler des Meisters 
OO
auf, die nach seinem Scheiden aus der 
OO
Sichtbarkeit noch in seiner 
geistigen 
OO
Gemeinschaft blieben.
Zwölf Monde später aber verließen sie 
OO
dauernd die Gegenden Palästinas, wan‐ 
OO
derten gen 
Osten: ihrer Heimat zu ‒ 
OO
nahe dem höchsten Gebirge der Welt... 
OO
Sie waren 
wirklich jene «Könige» aus 
OO
Morgenland ‒ die 
Priesterkönige 
OO
und 
königlichen Priester ‒, die 
OO
einst den «Stern» des jungen Zimmer‐ 
OO
manns aus Galiläa «fern im Morgenland 
OO
gesehen» hatten und gekommen waren, 
OO
ihn zu schulen, bis er seine Sendung 
OO
selbst erfassen konnte, auch wenn sie 
OO
nicht, wie jene spätere Sage will, schon 
OO
zu des 
Kindes Wiege knieten, um ihm 
OO
ihre Gaben darzubringen. ‒
Die Sage formte nur auf ihre Art, was 
OO
einst die Wenigen, die in des Meisters 
OO
nächster Nähe waren, durch ihn selbst 
OO
erfahren hatten und später denen, die bei 
OO
ihnen Lehre suchten, in tief geheimer 
OO
Rede anvertrauten.
Sie formte es wohl altem, fernem 
Vor‐ 
OO
bild gleich, und dennoch wahrte sie der 
OO
Wahrheit Züge; denn wenn auch 
sie‐ 
OO
ben dieser hohen Brüder einst zu jener 
OO
Zeit das öffentliche Wirken ihres neuen 
OO
Bruders aus der Nähe sahen, so waren 
OO
doch nur 
drei von ihnen seine eigent‐ 
OO
lichen 
Lehrer ‒ und 
drei der Leuch‐ 
OO
tenden sind jeweils nötig, soll ein 
neuer 
OO
Ring der goldenen Kette ein‐ 
OO
geschmiedet werden, die von den 
OO
ersten Tagen dieser Menschheit an sich 
OO
stets erneuern muß in jedem Menschen‐ 
OO
alter. ‒
Der Schreiber jener alten Kunde, die 
OO
man das «
Evangelium Johannis» 
OO
nennt, 
wußte von allen diesen Dingen 
OO
und redete zu Menschen, die aus ge‐ 
OO
heimer Lehre vieles davon kannten.
Das Wissen um des Meisters hohe 
Lehre 
OO
setzt seine Sendschrift schon 
voraus, 
OO
und wenn die Lehre auch den 
Wissen‐ 
OO
den aus manchem Wort entgegenleuch‐ 
OO
tet, so war sie doch den 
Außenstehen‐ 
OO
den noch immer dicht genug verhüllt. 
OO
Verhüllung aber forderte das geistige 
OO
Gesetz zu jener Zeit.
Doch auch in des 
Geistes Wirken gibt 
OO
es der 
Ebbe Zeiten und Zeiten der 
Flut: 
OO
‒ Zeiten der 
Verhüllung und der 
OO
Offenbarung.
So ist es denn heute möglich, da zu 
OO
reden, wo man vordem 
schweigen 
OO
mußte.
Doch ist auch 
heute keine Gefahr, daß 
OO
etwa 
Unberufene dem stillen Tem‐ 
OO
pel göttlicher Verborgenheit sich nahen 
OO
könnten.
Die den Weg zu 
finden wissen, der zu 
OO
diesem Tempel führt, werden stets nur 
OO
die Erwählten sein, die aus 
reinster 
OO
Herzensinbrunst suchen, bis ihnen 
OO
die ersehnte 
Führung wird 
im eige‐ 
OO
nen «
Ich».
Geheimnisvoll Verborgenes wird ihnen 
OO
sich enthüllen; doch was auch immer 
OO
noch im Laufe der Jahrtausende sich 
OO
dieser Menschheit 
offenbaren mag, 
OO
wird stets weit tieferes 
Geheimnis in 
OO
der Ferne zeigen, und 
niemals wird die 
OO
Gottheit sich dem Erdenmenschen als 
OO
Gegenstand 
begrifflichen Erfas‐ 
OO
sens überlassen. ‒
Nur 
Bild und 
Gleichnis dürfen von 
OO
der letzten Wahrheit Kunde bringen!
Wer aber solche Wahrheit nicht mehr 
OO
außen sucht; wer da erkannt hat, daß 
OO
sie nur im 
Innersten des 
Innern 
OO
Menschen faßbar werden kann «
von 
OO
Angesicht zu Angesicht», dem 
OO
zeigen Bild und Gleichnis 
Weg und 
OO
Weise, in das Innerste des Innern zu 
OO
gelangen.
Dort kann ihm, ist er ein Berufener, 
OO
noch vieles sich eröffnen, was ich hier, 
OO
und so vor 
jedem Menschenohr, 
ver‐ 
OO
schweigen muß: ‒ sei es, daß Men‐ 
OO
schenwort die Weite dessen nicht um‐ 
OO
spannt, was hier zu sagen wäre, sei es, daß 
OO
solches Wissen keinem nützen würde, der 
OO
es nicht aus dem 
Innersten erlangt, 
OO
wo es allein 
für ihn erfaßbar werden 
OO
kann. ‒
Was ich zu sagen habe, ist mir selbst 
OO
genau umrissen.
 
Ich kann nur darzustellen suchen, was 
OO
mir darzustellen 
aufgetragen ist, da‐ 
OO
mit das 
Licht erneut die Finsternis 
OO
durchdringe.
Es sind in diesen Tagen allerorten 
viele, 
OO
die nach Licht verlangen ‒ 
weit mehr 
OO
als je zu einer früheren Zeit ‒, 
OO
und heute ist geschriebenes Wort, das 
OO
sie allein mit Sicherheit erreichen kann, 
OO
längst nicht mehr in Gefahr, durch 
Ab‐ 
OO
schrift umgeformt und so 
gefälscht 
OO
zu werden.
Wohl ihnen allen, wenn mein Wort zu 
OO
ihren 
Herzen findet und sie der 
Fin‐ 
OO
sternis entreißt, damit sie auf den 
OO
Weg gelangen, den höchste Liebe
schuf, und so zur Auferstehung
in sich selbst! ‒
*
DER ALTEN Sendschrift erste OO
Formung wiederherzustellen, OO
ist auch dem Schauenden un‐ OO
möglich, dem sich dagegen der ursprüng‐ OO
liche Inhalt zeigt in geistigem Erschauen OO
seiner urgegebenen Bedeutung und OO
keineswegs etwa in Worten jener alten OO
Sprache, in denen ihn die Urschrift OO
dargeboten hatte. ‒ Geistiges Erschauen, OO
das nur bei wachen, ‒ ja fast überwachen OO
Sinnen erreichbar ist, erfordert von dem OO
Schauenden, der noch an die Gesetze OO
dieser Erde durch die irdische Erschei‐ OO
nungsform gebunden ist, so unerhörte OO
Kräfte, um die Einstellung auf das OO
Erschaubare auch festzuhalten, daß über‐ OO
dies hier auch der Wert des Resultats in OO
keinerlei Verhältnis stehen würde zu dem OO
Aufwand, den die Erreichung dieses Re‐ OO
sultats verlangte, wenn man der ganzen OO
Urschrift ursprünglichen 
Sinn in lük‐ 
OO
kenloser Folge wiedergeben wollte. Die 
OO
Wenigen allein, die solches Schauen aus 
OO
Erfahrung kennen ‒ und nur den 
OO
noch im Erdenkleide hier auf dieser Erde 
OO
Wirkenden der «
Leuchtenden des 
OO
Urlichts» ist ein solches Schauen mög‐ 
OO
lich ‒, wissen um die Kraftausgabe lan‐ 
OO
ger Jahre, die da Vorbedingung ist, um 
OO
in des 
eigenen Erlebens Helle zu er‐ 
OO
blicken, was ein Menschengeist der Vor‐ 
OO
zeit in sich trug, als er sein Werk zu for‐ 
OO
men suchte.
Was so erschaut wird im 
Erleben 
OO
‒ nicht etwa 
von außen her ‒, muß 
OO
dann erst 
neue Formung finden in den 
OO
Worten dessen, der es schaut, um so in 
OO
seiner eigenen Redeweise des 
ersten 
OO
Formers 
wahre Meinung aufzuzeigen, 
OO
in einer Wortform, die den Menschen OO
seiner Tage sich erschließen kann, selbst OO
wenn er dabei keineswegs darauf ver‐ OO
zichtet, sich auch der Worte zu bedienen, OO
die er in den Textfragmenten noch er‐ OO
halten sieht in ursprünglicher Ge‐ OO
staltung.
Es würden jene, die «das Wort der OO
Schrift» für «göttlich» halten, nur OO
frevelhafte «Schriftverfälschung» OO
wittern, und jene anderen, die ohnedies OO
aus eigener Erforschung wissen, wie es OO
in Wahrheit um die «Göttlich‐ OO
keit» des alten, arg entstellten Textes OO
steht, würden gleichwohl eine neue OO
Wiedergabe, die sich, ohne äußeren «Be‐ OO
weis» für ihre Findungen, als Resultat OO
des geistigen Schauens zu beken‐ OO
nen hätte, bestenfalls als Träumerei be‐ OO
werten. ‒
Ich werde dennoch ‒ wenn auch nur im OO
Bruchstück ‒ manches aus dem alten OO
Texte hier in diesem Buche wiedergeben OO
müssen und werde es hier wiedergeben, OO
so wie es sich dem Schauenden dem OO
Sinne nach enthüllt. Es sei mir aber OO
ferne, frommen Glauben anzutasten, OO
der den arglos Gläubigen beglückt und OO
ihn ‒ ist er es wert ‒ auch in der wun‐ OO
derlichsten Form zur Wahrheit füh‐ OO
ren kann.
Gleich ferne liegt mir die törichte Ab‐ OO
sicht, was ich in diesem Buche bringe, OO
der gelehrten Forschung zu emp‐ OO
fehlen, obwohl ich in mir selber gute OO
Gründe finde, um hier auszusprechen, OO
daß sicherlich noch manche alte Hand‐ OO
schrift ihres Finders harren dürfte, aus OO
der sich meiner Wiedergaben Richtigkeit OO
dereinst erweisen lassen wird...
Hier sei zuerst nun aufgezeigt, wie jene OO
Glaubenseiferer des neuen Kultes, denen OO
einst die alte Sendschrift in die OO
Hände fiel, mit ihrem Texte skrupellos zu OO
schalten wußten.
Der unbekannte Verfasser dieser Send‐ OO
schrift hatte einst ‒ dem Sinne nach OO
‒ geschrieben:
«IM ANFANG IST DAS WORT, UND OO
DAS WORT IST IN GOTT, UND GOTT OO
IST DAS WORT.
ALLES HAT DASEIN NUR IN IHM, OO
UND AUSSER IHM IST NICHTS OO
IM DASEIN: AUCH DAS GERINGSTE OO
NICHT. IN IHM HAT ALLES LEBEN, OO
UND SEIN LEBEN IST DER MEN‐ OO
SCHEN LICHT.
DAS LICHT LEUCHTET IN DER OO
FINSTERNIS, UND DIE FINSTERNIS OO
KANN ES NICHT AUSLÖSCHEN. OO
ES IST IN DER WELT, UND DIE WELT OO
IST AUS IHM GEWORDEN; ABER OO
DIE WELT ERKENNT ES NICHT. OO
ES IST IN SEINEM EIGENEN; ABER OO
DIE IHM EIGEN SIND, NEHMEN OO
ES NICHT AUF.
ALLEN ABER, DIE ES AUFNEH‐ OO
MEN, GIBT ES MACHT, GOTT‐ OO
GEZEUGTE ZU WERDEN: DIE OO
NICHT GEZEUGT WERDEN AUS OO
DEM BLUTE, NICHT AUS DES OO
WEIBES WILLEN, NICHT AUS OO
DES MANNES WILLEN, SONDERN OO
AUS GOTT GEZEUGT, AUS DER OO
FÜLLE DER GNADE UND WAHR‐ OO
HEIT.» OO
Hier war einst der Zusammenhang durch OO
nichts anderes unterbrochen, und es OO
war lediglich Absicht des Verfassers, OO
durch diese Worte, die sich im engsten OO
Anschluß an die damals verbreitete Lehre OO
vom «Logos» hielten, den Getreuen, an OO
die seine Sendschrift gerichtet war, einen OO
deutlichen Hinweis zu geben, in welchem OO
Sinne er das nun Folgende aufgefaßt OO
wissen wollte.
Und dann erst begann er die Erzählung OO
von dem Täufer, die er bereits in den OO
alten Schriften vorgefunden hatte, auf OO
seine Weise zu verwerten, da er nicht nur OO
zu den Jüngern des Täufers, die OO
zu jener Zeit noch zu finden waren, sich OO
im Gegensatze wußte, sondern auch OO
den Seinen zeigen wollte, daß weder die OO
strenge Askese, die der Täufer als ein OO
Abgesandter einer mystischen Sekte einst OO
gepredigt hatte, das Heil gewähre, noch OO
die Wassertaufe des neuen Kultes, OO
der sich nach dem hohen Meister OO
nannte. Daneben aber wollte er dem Irr‐ OO
tum wehren, als sei der hohe Meister ‒ 
OO
wie es ältere Sage wollte ‒ erst des Täu‐ 
OO
fers 
Schüler gewesen, bevor er selbst 
OO
zu lehren begann.
Darum läßt er des 
Täufers Jünger die‐ 
OO
sen verlassen, als er selbst bekennen muß, 
OO
daß er zwar mit 
Wasser taufe, jener 
OO
Jehoschuah aber mit 
Geist zu taufen 
OO
wisse.
Dies nun sagten ‒ dem 
Sinne nach 
OO
‒ die ursprünglichen Worte:
«ES WAR EIN MENSCH, DER NANNTE 
OO
SICH 
JEHOCHANAN.
UND DIES IST ZU BETHANIA GE‐ 
OO
SCHEHEN, JENSEITS DES JORDANS, 
OO
WO JEHOCHANAN TAUFTE.
JEHOCHANAN SPRACH:
ICH TAUFE MIT 
WASSER; ABER 
OO
ES IST EINER IN EURER MITTE UND 
OO
 
IHR KENNT IHN NICHT: DER WIRD OO
TAUFEN MIT GEIST!
NICHT WERT FÜHLE ICH MICH, IHM OO
AUCH NUR DIE RIEMEN SEINER OO
SANDALEN ZU LÖSEN.
EINES ANDERN TAGES ABER STAND OO
JEHOCHANAN DA MIT ZWEIEN SEI‐ OO
NER JÜNGER.
UND ALS ER DEN JEHOSCHUAH OO
VORÜBERGEHEN SAH, SPRACH ER; OO
DIESER IST ES!
ICH KANNTE IHN SELBST NICHT; OO
ABER DER MICH BEAUFTRAGT HAT, OO
MIT WASSER ZU TAUFEN, SPRACH OO
ZU MIR:
WENN DU EINEN SEHEN WIRST, ZU OO
DEM EIN GEIST HERABKOMMT OO
UND ER BLEIBET IN IHM: DER IST OO
ES, DER MIT GEIST ZU TAUFEN OO
KOMMEN WIRD.
UND JEHOCHANAN BEZEUGTE UND 
OO
SPRACH:
ICH SAH EINEN GEIST AUF IHN 
OO
SICH NIEDERSENKEN, WIE SICH 
OO
EINE TAUBE NIEDERLÄSST, UND 
OO
DER GEIST BLIEB IN IHM.
UND DIE ZWEI JÜNGER HÖRTEN 
OO
IHN DAS SAGEN UND FOLGTEN DEM 
OO
JEHOSCHUAH.»
Läge die 
Urschrift heute einem Über‐ 
OO
setzer vor, so könnte er vielleicht die 
OO
Form der Sätze anders wiedergeben, 
OO
vermöchte aber keinesfalls zu anderer 
OO
Bedeutung zu gelangen.
Es war dem Verfasser der alten Send‐ 
OO
schrift 
keineswegs daran gelegen, daß 
OO
sich die Form, in der er die Erzählung 
OO
gab, mit den Berichten deckte, die aus 
OO
ihr sich die Bestätigung zu schaffen such‐ OO
ten, daß der Täufer in dem Meister den OO
«Messias» erkannt und bekundet habe. OO
Es fehlt hier auch vieles, das man an OO
gleicher Stelle in der heute überlieferten OO
Textgestaltung findet.
Was hier aber fehlt, ist in dem über‐ OO
lieferten Texte Zutat der gleichen OO
Gehirne, die den Urtext so zu ändern OO
wußten, daß des Täufers schon Erwäh‐ OO
nung geschieht in den Worten, die der OO
ganzen Sendschrift Auftakt bilden.
In mannigfacher Abwandlung suchten sie OO
den Urtext den ihnen heiligen früheren OO
Berichten anzugleichen.
Was in der ersten Zeit des neuen Kultes OO
«Abschrift» hieß, war nichts als Para‐ OO
phrase, und jeder Schreiber, der aufs OO
neue Abschrift nahm, hielt es für durch‐ OO
aus gut und richtig, den Text so zu ver‐ OO
ändern, daß er seiner eigenen Glau‐ OO
bensmeinung Stütze wurde.
Auf solche Weise ist der Text der ganzen OO
Sendschrift oftmals umgestaltet worden, OO
bevor der Text entstand, der aller über‐ OO
lieferten Gestaltung nun zugrunde liegt.
Man kann bedauern, daß die Urschrift OO
nicht erhalten ist; allein, man darf OO
nicht ‒ durch seine Wünsche bestimmt OO
‒ das heute Überlieferte nach Möglich‐ OO
keit zu retten suchen, sondern muß sich OO
klar darüber werden, daß weit mehr OO
davon Veränderung und Zutat ist, OO
als das Erhaltene ausmacht, was noch OO
originale Züge trägt. ‒ ‒
Nur wer die Lehre in sich aufgenommen OO
haben wird, die einst der hohe Meister OO
den Getreuen gab und die noch in dem OO
kleinen Kreis lebendig war, an den der OO
Urschrifttext dereinst erging, der wird mit OO
aller Sicherheit erfühlen, was noch 
Ur‐ 
OO
schriftprägung trägt und was da 
OO
fromme 
Fälschung ist.
Solange sich nicht wohlverwahrte alte 
OO
Texte finden lassen, die der Urschrift 
OO
immerhin noch 
näher stehen als das 
OO
heute Überlieferte, wird dies der
einzige Weg sein, hier zur
Klarheit zu gelangen.
*
DES hohen Meisters 
reine Lehre, 
OO
die er allein nur den Ge‐ 
OO
treuen gab, reicht wahrlich 
OO
weiter als die Lehren 
ethischer Natur, 
OO
die er 
vor allem Volke sprach, und 
OO
als jene, die man später aus der «Heid‐ 
OO
nischen» Weisen Schriften nahm, um sie 
OO
in des hohen Meisters Mund zu legen. ‒ 
OO
Es war diese reine Lehre nicht seines 
OO
Denkens Frucht, und nicht in frommer 
OO
Verzückung der 
Ekstase hatte er sie 
OO
erlangt.
Was er zu geben hatte an die wenigen 
OO
Getreuen, die «
das Geheimnis des 
OO
Reiches Gottes» erfassen sollten, 
OO
stammte aus dem Weisheitsgut der gei‐ 
OO
stigen Gemeinschaft, der er zugehörte. 
OO
Uraltes, 
heiliges Wissen: ‒ jedem 
OO
derer, die es hier in diesem Erdenleben, 
OO
 
als der geistigen Gemeinschaft Glieder, 
OO
in sich selbst erlangen, nur in 
wache‐ 
OO
stem Erleben faßbar ‒ formte er auf 
OO
seine Weise und in 
seiner Sprache, so 
OO
wie da 
jeder der «
durch Selbstver‐ 
OO
wandlung Wissenden» stets nur die 
OO
gleiche 
Wahrheit künden kann, in Bil‐ 
OO
dern und in einer Sprache, die ihm selbst 
OO
zu eigen wurden, auch wenn in solcher 
OO
Sprache und in solchen Bildern manches 
OO
wiederkehren mag, das alter Prägung ist. 
OO
So wußte er die Schüler, die ihm folgen 
OO
konnten, einzuführen in das Innerste des 
OO
Seins und ihnen eine Vorstellung von 
OO
Gott zu übermitteln, die sehr wesentlich 
OO
sich von der öffentlichen Priesterlehre 
OO
unterschied.
Er sprach zu Menschen, die aus keiner 
OO
hohen Schule kamen und denen es ge‐ 
OO
nügte, wenn er ihnen von dem 
Urlicht, 
OO
das sich selbst als 
Urwort spricht, zu 
OO
sagen wußte:
«
GOTT IST 
GEIST, UND DIE IHN 
OO
ANBETEN: IM 
GEISTE MÜSSEN SIE 
OO
DIE WAHRHEIT ANBETEN.»
Was er den Getreuen aber unermüdlich 
OO
zu zeigen sich mühte, war der 
Weg, um 
OO
in das 
Reich des Geistes zu ge‐ 
OO
langen, in dem «viele Wohnstätten» 
OO
sind ‒ vielerlei Möglichkeiten des Er‐ 
OO
lebens ‒ je nach der Höhe der An‐ 
OO
schauungsweise, zu der sich des Menschen 
OO
Geistiges, ist es einmal erweckt, zu er‐ 
OO
heben vermag.
Nicht immer ist es im gleichen 
Sinne zu 
OO
verstehen, wenn der Meister vom «Reiche 
OO
Gottes» spricht!
Wohl sagt er, daß das Reich der Him‐ 
OO
mel im Menschen sei; allein, er weiß OO
auch zu sagen, daß keiner das Reich OO
Gottes «sehen» könne, der nicht «von OO
neuem geboren» werde. Hier wird OO
Verwirrung nur vermieden, wenn man OO
weiß, daß einmal nur von der Art des OO
Menschengeistes gesprochen wird, der OO
latent die Erlebnismöglichkeit in OO
sich enthält, durch die ihm das Reich des OO
Geistes Gewißheit werden kann, doch OO
ohne die Fähigkeit, sich in den höchsten OO
Regionen geistiger Welten bewußt wie OO
hier im Erdenleben und noch wäh‐ OO
rend dieses Erdenlebens zu empfinden OO
‒ und ein andermal von dem höch‐ OO
sten Ziele des Menschengeistes: daß er OO
nach diesem Erdenleben und vielleicht OO
erst nach einer langen Vorbereitung in OO
der geistigen Welt eine neue Lebens‐ OO
form erlange, in der er erst sich selbst OO
im 
Innersten des geistigen Reiches 
be‐ 
OO
wußt und wirkend erleben kann. ‒ 
OO
Es sind hier 
verschiedene aufein‐ 
OO
anderfolgende 
Zustände im Auge zu 
OO
behalten.
Der erste ist die 
Erweckung des Men‐ 
OO
schengeistes aus seinem Schlafe im Men‐ 
OO
schentiere, wodurch er, aus der Nacht der 
OO
Nichterkenntnis erwachend, 
ahnend 
OO
erfühlt, daß er 
nicht von dieser 
OO
Erde ist: daß er aus einem Lebensreiche 
OO
stammt, in dem das Leben 
anderer Ge‐ 
OO
setze Formung ist als hier in dieser 
ir‐ 
OO
dischen Erscheinungswelt. ‒ Hieraus 
OO
ergibt sich als zweites dann das Entgegen‐ 
OO
streben, dem 
Urlicht zu, aus dem, 
OO
durch des Geistes hierarchisch geordnetes 
OO
Leben stufenweise weitergeleitet, letzten 
OO
Ursprungs das Leben des Menschengeistes OO
in ewigem Sein sich findet.
Diesem Entgegenstreben aber kann noch OO
während dieses Erdendaseins Erfül‐ OO
lung werden, indem ein «Geistes‐ OO
funke», ein Strahl aus dem Urlicht OO
‒ durch alle hierarchischen Stufen gei‐ OO
stigen Lebens herabgeleitet ‒, im Men‐ OO
schengeiste und aus dieses Menschen‐ OO
geistes Kräften einen geistigen Orga‐ OO
nismus schafft, durch den sich der OO
Menschengeist vereinigt findet mit OO
diesem göttlichen «Geistesfunken» oder OO
«Strahl» des Urlichts, den er erkennt OO
als seinen «lebendigen Gott».
Nun ist ihm sicherste Gewißheit ge‐ OO
worden, was vorher nur ahnendes Er‐ OO
fühlen war: ‒ er ist sich seines Lebens OO
im Geiste und aus dem Geiste be‐ OO
wußt!
Noch aber ist er keineswegs fähig, OO
auch jenes hohe Geistesreich bewußt OO
und handelnd betreten zu können, OO
aus dem er einst sich selbst durch seine OO
Willensneigung löste in jenem «Fall» OO
aus hohem Leuchten, der ihn an diese OO
irdische Erscheinungswelt verhaftet OO
hat. ‒
Hierzu ist anderes vonnöten; und wenn OO
er auch der Erde irdische Gestaltung OO
einstens nicht mehr trägt und sich in OO
Geistesform nach seines Körpers Erden‐ OO
tod bewußt und lebend findet in den OO
niederen Regionen geistigen Lebens, so OO
bleibt ihm dennoch jenes höchste, OO
innerste der geistigen Erscheinungs‐ OO
reiche ‒ «das Reich Gottes» im höch‐ OO
sten Sinne ‒ so lange verschlossen, bis OO
er in ihm «aufs neue geboren» wird: OO
aus geistigem Samen neu gezeugt ‒ OO
aus den Urwassern des 
Lebens im 
OO
Geiste.
«
Geburt» in 
irdische Erscheinungs‐ 
OO
welt ist die Frucht der Weiterzeugung 
OO
tierischen Lebens und ermöglicht 
OO
allein Bewußtsein und Handeln in die‐ 
OO
ser 
irdischen Erscheinungswelt.
Wer nicht in sie 
geboren wird, kann 
OO
anders nicht in sie hineingelangen: ‒ sie 
OO
ist ihm nicht erschlossen, auch wenn er 
OO
um sie wüßte.
So auch kann in keine der 
geistigen 
OO
Erscheinungswelten ‒ und alles, was im 
OO
Reiche des Geistes lebt, ist sich nur er‐ 
OO
faßbar als geistige 
Erscheinung ‒ 
OO
ein Menschengeist hineingelangen, er sei 
OO
denn 
hineingeboren.
Ursprü
nglich ist nun der Menschengeist 
OO
in jenes innerste «Reich Gottes», aus 
OO
Gott gezeugt, von Ewigkeit her «geboren», OO
ließ aber den geistigen, gottgebore‐ OO
nen Organismus ‒ in diesem Bilde ge‐ OO
sprochen ‒ im innersten Reiche des OO
Geistes zurück, allwo er wieder der Kraft OO
der Gottheit sich verschmolz, so daß eine OO
individuelle «Wiedergeburt» erfol‐ OO
gen muß, soll sich der Menschengeist in OO
jenem «Reiche Gottes» einst be‐ OO
wußt und handelnd finden können. OO
Vorher ist der Menschengeist, auch bei OO
höchster Entfaltung durch das Erden‐ OO
leben, nur seiner selbst und seines OO
lebendigen Gottes bewußt und fin‐ OO
det sich nach dem «Tode» des Erden‐ OO
körpers nur in jenen niederen geisti‐ OO
gen Welten, deren Organismus ihm OO
keimhaft erhalten blieb, auch nach OO
seinem Falle in tierische Erscheinungs‐ OO
welt ‒ als einzige geistige Daseinsform, OO
die er hier noch besitzt und zu entfalten OO
vermag durch seine Haltung im Erden‐ OO
leben. Von diesem höchsten und letzten OO
Ziele allein aber läßt der Verfasser der OO
alten Sendschrift den Meister sprechen: OO
«WENN EINER NICHT WIEDERGE‐ OO
BOREN WIRD AUS DEM WASSER IM OO
GEISTE ‒ AUS GEISTIGEM SA‐ OO
MEN ‒, SO KANN ER IN DAS REICH OO
GOTTES NICHT EINGEHEN.»
Und zur Bekräftigung und Verdeut‐ OO
lichung läßt er den Meister weiter sagen: OO
«WAS AUS DEM FLEISCHE GE‐ OO
BOREN IST, DAS IST FLEISCH; UND OO
WAS AUS DEM GEISTE GEBOREN OO
IST, DAS IST GEIST.»
Damit nur ja kein Zweifel sei, daß hier OO
die Erzeugung eines wirklichen Or‐ OO
ganismus erfolge, wie aus dem Fleische, OO
so aus dem Geist...
Die einzigen Menschen auf dieser Erde 
OO
aber, denen schon 
während ihres 
OO
Erdenlebens diese «Neugeburt» im Geiste 
OO
ward und die daher, 
zugleich mit ihrer 
OO
Erlebnisfähigkeit in 
irdischer Erschei‐ 
OO
nungswelt, bewußt im innersten Reiche 
OO
des 
Geistes leben und handeln, sind 
OO
des Urlichtes Leuchtende, deren 
OO
der hohe Meister aus Nazareth einer war. 
OO
‒ Nur ein solcher vermag in Wahrheit 
OO
von sich und seinen Brüdern zu sagen:
«WIR REDEN, WAS WIR 
WISSEN, 
OO
UND WAS WIR 
GESEHEN HABEN, 
OO
BEKUNDEN WIR.»
Oder auch jenes andere, später einer hin‐ 
OO
zugekommenen Erzählung eingefügte und 
OO
dort kaum mehr kennbare Wort:
«
IHR BETET AN, WAS IHR 
NICHT 
OO
 
WISSET, 
WIR ABER 
WISSEN, WAS 
OO
WIR ANBETEN.»
Dem hohen Meister gleich, muß 
jeder 
OO
der im 
Urlicht Leuchtenden be‐ 
OO
kunden:
«ICH UND DER VATER SIND 
EINES. 
OO
WER 
MICH SIEHT, DER SIEHT 
OO
AUCH DEN 
VATER.»
Denn eine 
andere Selbstdarstellung 
hat 
OO
der «Vater» im Urwort 
nicht auf dieser 
OO
Erde, als den 
Leuchtenden des Ur‐ 
OO
lichts, den er sich als Selbstdarstellung 
OO
bereitet hat und dem er, noch während 
OO
der Leuchtende in 
irdischer Erschei‐ 
OO
nung lebt, die 
Geistesform aus sich 
OO
erzeugte, die ihn bewußt werden ließ in 
OO
geistiger Erscheinungswelt, ohne ihn 
OO
dieser Erdenwelt zu entziehen. ‒
Er ist wahrhaftig des «
Vaters» im 
OO
Urwort «eingeborener 
Sohn» gewor‐ 
OO
den! ‒ ‒ ‒
Aus seinem bewußten Selbsterleben als 
OO
geistiger «Sohn» des ewigen, geistigen «Va‐ 
OO
ters» im Urwort: ‒ aus seinem Bewußt‐ 
OO
sein in 
geistiger Erscheinungswelt ‒ 
OO
kündet der hohe Meister die reine Lehre. 
OO
«WOHL 
KENNT IHR MICH UND 
OO
WISSET UM MEINE 
HERKUNFT; 
OO
ABER NICHT 
VON MIR SELBST 
OO
BIN ICH GEKOMMEN ‒ NICHT WAS 
OO
ICH 
IRDISCHER HERKUNFT NACH 
OO
BIN, BERECHTIGT MICH ZUR LEHRE 
OO
UND LÄSST MICH SOLCHERART ZU 
OO
EUCH REDEN ‒, SONDERN ES 
OO
SANDTE MICH EIN 
WAHRHAF‐ 
OO
TIGER, EINER, DEN IHR NICHT 
OO
KENNT.» 
OO
«WENN ICH AUCH 
VON MIR SEL‐ 
OO
BER ZEUGNIS GEBE, SO IST DOCH 
OO
MEIN ZEUGNIS 
WAHR, WEIL ICH 
OO
WEISS, WOHER ICH KAM UND WO‐ 
OO
HIN ICH GEHE.»
«JA, DER MICH GESANDT HAT, IST 
OO
MIT MIR, UND ER LÄSST MICH 
OO
NICHT ALLEIN, DA ICH ALLEZEIT 
OO
TUE, WAS IHM WOHLGEFÄLLT.»
Und in der unwiderlegbarsten Gewiß‐ 
OO
heit, daß er in seiner Umgebung der 
OO
Einzige ist, der da weiß, was nötig ist, 
OO
damit der Erdenmensch sich einst «an 
OO
seinem Letzten Tage» in dieser Erschei‐ 
OO
nungswelt bereitet finde zu ewiger «Ge‐ 
OO
burt» in 
geistiger Erscheinungswelt, 
OO
spricht er das gewaltige Wort:
«ICH BIN DER 
WEG, DIE 
WAHR‐ 
OO
HEIT UND DAS 
LEBEN. NIEMAND 
OO
KOMMT ZUM 
VATER AUSSER 
OO
DURCH 
MICH!»
Denn das 
Geistgezeugte, das er den 
OO
«
Sohn» nennt und als das er 
sich 
OO
selbst erlebt als 
Leuchtender des 
OO
Urlichts, ist für 
allen Menschengeist 
OO
das 
Gleiche, und 
in ihm allein 
OO
wird dem Menschengeiste 
unvergäng‐ 
OO
liches Leben in der 
Geisteswelt. 
OO
Dieses Leben erlebt er selbst, und von 
OO
ihm kann er künden:
«WAS MIR MEIN VATER GEGEBEN 
OO
HAT, IST GRÖSSER ALS ALLES, UND 
OO
NIEMAND KANN ES DER HAND MEI‐ 
OO
NES VATERS ENTREISSEN.»
Aber 
nicht für sich selbst allein 
OO
will er im unvergänglichen 
Leben sein, 
OO
und so spricht er das Wort:
 
«WER AN 
MICH GLAUBT, DER 
OO
GLAUBT NICHT 
MIR, SONDERN 
OO
DEM, 
DER MICH GESANDT HAT. 
OO
ICH BIN ALS 
LICHT IN DIE WELT 
OO
GEKOMMEN, DAMIT JEDER, DER AN 
OO
MICH GLAUBT, 
NICHT IN DER 
OO
FINSTERNIS BLEIBE.
DENN ICH HABE 
NICHT VON MIR 
OO
SELBST GEREDET, SONDERN DER 
OO
VATER, DER MICH SANDTE, 
DER 
OO
HAT MIR DAS 
GEBOT GEGEBEN, 
OO
WAS ICH REDEN UND LEHREN SOLL. 
OO
UND ICH 
WEISS, DASS SEIN GEBOT 
OO
AUS EWIGEM 
LEBEN KOMMT.
DARUM, 
WAS ICH REDE, REDE ICH 
OO
SO, WIE ES MIR DER VATER 
GE‐ 
OO
SAGT HAT.»
Wie aber im Leuchtenden des Urlichts 
OO
bereits in dieser Zeit des Erdenlebens der 
OO
«
Vater» im «
Sohne» zur 
Selbst‐ 
OO
darstellung kommt, ‒ 
wie der Leuch‐ 
OO
tende 
selbst sich erlebt als «
Sohn» 
OO
des ewigen «
Vaters», des höchsten 
OO
geistigen Oberhauptes aller Leuchtenden 
OO
auf Erden, 
aus dem und 
in dem ein 
OO
jedes Glied dieser geistigen Gemeinschaft 
OO
lebt in absoluter 
Vereinigung, so wird 
OO
auch durch ihn nur der «
Vater», der 
OO
urgezeugte 
Mensch der Ewigkeit im 
OO
Urwort, erkannt in 
erdenmensch‐ 
OO
licher Offenbarung. ‒ ‒
«WIE DER VATER 
LEBEN AUS 
OO
SICH SELBER HAT, SO HAT ER 
OO
AUCH DEM SOHNE 
LEBEN AUS 
OO
SICH SELBST GEGEBEN.»
Aber gleichwie Moses in der Wüste die 
OO
eherne Schlange aufgerichtet hatte, damit 
OO
jeder, der im Glauben zu ihr aufsehe, 
OO
genesen sollte, so muß auch im Menschen OO
dieser Erde das Bild des «Menschen‐ OO
sohnes», des Leuchtenden, «erhöhet» OO
werden über alles andere, in gläubigem OO
Bewußtsein der Wahrheit, daß es das OO
Urlicht selbst ist, das in seiner Selbst‐ OO
aussprache als das Urwort den ewigen, OO
urgezeugten Menschen des Geistes OO
«spricht», der ewiglich in seiner Licht‐ OO
gezeugtheit im Urwort verharrt und OO
«Vater» wird den Leuchtenden, damit OO
durch sie der Menschengeist auf dieser OO
Erde wieder Kunde empfange von seiner OO
Urheimat und von dem Wege, der zu ihr OO
zurückführt. ‒
«GLEICHWIE MOSES DIE SCHLAN‐ OO
GE IN DER WÜSTE ERHÖHTE, SO OO
MUSS DER MENSCHENSOHN OO
‒ DER KÜNDER AUS DEM REICHE OO
DES GEISTES ‒ UND DIE KUNDE, OO
DIE ER BRINGT, ERHÖHET WER‐ 
OO
DEN, DAMIT ALLE, DIE AN IHN 
OO
GLAUBEN, NICHT VERLORENGEHEN 
OO
‒ IN ÄONENLANGER NACHT DER 
OO
NICHTERKENNTNIS ‒, SONDERN 
OO
DAS LEBEN HABEN.»
Und nochmals, um zu zeigen, daß nur 
OO
dem 
Bestätigung wird, der so den 
OO
Leuchtenden des Urlichts 
vertraut, wie 
OO
jene der wundertätigen Schlange des 
OO
Moses 
vertrauen mußten, die genesen 
OO
wollten, läßt der Verfasser der alten 
OO
Sendschrift den Meister sprechen:
«WENN IHR DEN MENSCHENSOHN 
OO
WERDET 
ERHÖHET HABEN, 
DANN 
OO
WERDET IHR ERKENNEN, DASS ICH 
OO
ES 
BIN UND DASS ICH 
NICHTS 
OO
WIRKE 
AUS MIR SELBST ‒ 
OO
ALS ERDENMENSCH, NACH MEINER 
OO
MENSCHLICHEN WILLKÜR ‒, SON‐ OO
DERN REDE, WAS MEIN VATER OO
MICH GELEHRET HAT.»
Immer wieder wird betont, daß der OO
Leuchtende des Urlichts, in dem OO
die höchste geistige Erlebnisfähigkeit OO
in einem Menschen dieser Erde auf der OO
Erde Bekundung findet ‒ der die OO
höchste Geistigkeit dem Tiere zu OO
vereinen weiß ‒, nicht seine eigene OO
erdenmenschliche Weisheit lehrt, OO
sondern aus der Fülle des Erkennens OO
spricht, das ihm der «Vater» offenbart. OO
«MEINE LEHRE IST NICHT MEIN, OO
SONDERN VON DEM, DER MICH OO
SANDTE. WILL EINER NACH DES‐ OO
SEN WILLEN TUN, SO WIRD ER OO
INNEWERDEN, OB DIESE LEHRE OO
AUS GOTT IST ODER OB ICH AUS OO
MIR SELBER GEREDET HABE.»
Als 
Bedingung jeglicher 
Bestäti‐ 
OO
gung der Lehre des Leuchtenden wird 
OO
somit gesetzt, daß der Schüler nicht nur 
OO
die unermeßliche Bedeutung erkenne, die 
OO
der Tatsache innewohnt, daß ein sterb‐ 
OO
licher Mensch vom innersten 
Reiche 
OO
des Geistes Kunde bringen kann, son‐ 
OO
dern daß er auch nach den Gesetzen des 
OO
Geistes 
handelt, von denen der Leuch‐ 
OO
tende nur nach dem «
Willen» seines 
OO
«
Vaters» und im 
Einklang mit ihm 
OO
zu künden kommt. ‒
Doch nicht auf diese äußere Erschei‐ 
OO
nungswelt der 
physischen Sinne allein 
OO
beschränkt sich das Wirken des Leuch‐ 
OO
tenden.
Er wirkt ebenso im innersten 
Reiche 
OO
des Geistes ‒ im 
Reiche der Ur‐ 
OO
sachen ‒ wie auf dieser Erde, wie auch 
OO
in jenen niederen geistigen Welten, OO
die der Menschengeist betritt, wenn er OO
diese Erde verläßt, und von diesem OO
Wirken kündet er mit den Worten:
«ES KOMMT DIE STUNDE, UND OO
SCHON IST SIE GEKOMMEN, DA DIE OO
TOTEN (DURCH MICH) DIE STIMME OO
DES SOHNES HÖREN WERDEN, OO
UND DIE SIE HÖREN, WERDEN OO
LEBEN ‒ DENN SIE KANN DER OO
LEUCHTENDE AUFERWECKEN: OO
‒ KANN SIE BEREITEN ZU DER OO
NEUGEBURT IM GEISTE, DIE DER OO
VATER WIRKT.»
Doch daß man auch nicht glaube, daß er OO
als «Sohn» des Vaters etwa frei nach OO
Willkür schalte, weiß er zu sagen:
«DER SOHN KANN NICHTS AUS OO
SICH SELBER TUN, WENN ER ES OO
NICHT TUN SIEHT DEN VATER; OO
DENN ALLES, WAS 
DIESER TUT: 
OO
AUF 
GLEICHE WEISE TUT ES 
OO
AUCH DER SOHN.
NIEMAND KANN ZU MIR KOMMEN, 
OO
WENN DER 
VATER, DER MICH GE‐ 
OO
SANDT HAT, IHN NICHT ZU MIR 
OO
ZIEHT, DAMIT ICH IHN AUFER‐ 
OO
WECKE AN SEINEM LETZTEN TAGE.» 
OO
Aber 
keinem Menschengeiste kann im 
OO
Reiche des Geistes das dauernde 
Leben 
OO
werden, wenn er nicht 
glaubt, daß er 
OO
dieses Leben finden wird. ‒
Und von diesem 
Glauben allein, der 
OO
ein selbstgewisses 
Vertrauen sein muß, 
OO
hatte der Meister einst gesprochen im 
OO
Hinblick auf seine Lehre, die 
alle Ge‐ 
OO
wißheit aus der 
Geisteswelt durch 
OO
eines 
Menschen Mund 
auf diese 
OO
Erde brachte:
«DIESES ABER IST DAS BROT, OO
DAS VOM HIMMEL HERAB KAM, OO
DAMIT, WER DAVON ISST, OO
NICHT STERBE.»
Es stand dieses Wort einst an der gleichen OO
Stelle, an der gesagt ist:
«WER AN MICH GLAUBT, AUS OO
DESSEN LEIBE WERDEN STRÖ‐ OO
ME LEBENDIGEN WASSERS OO
FLIESSEN. ‒ ER SELBST WIRD OO
GEISTIGES AUS SICH WEITER‐ OO
ZEUGEN IN DER GEISTIGEN OO
ERSCHEINUNGSWELT; DENN VOM OO
'LEIBE' DES GEISTGEBORENEN OO
IST HIER DIE REDE.»
Und von dem gleichen «Leibe» des OO
Geistgeborenen wußte der Meister OO
dort zu sagen, daß dieser «Leib» in OO
geistiger Erscheinungswelt so «wirk‐ OO
lich» sei wie «Fleisch» und «Blut» in OO
dieser 
irdischen Erscheinungsform, so 
OO
daß nur 
der im Geiste bewußtes 
Leben 
OO
haben könne, der dieses 
geistigen 
OO
Leibes 
Eigner geworden sei.
«WENN IHR DAS FLEISCH DES 
MEN‐ 
OO
SCHENSOHNES NICHT 
ERLAN‐ 
OO
GEN WERDET UND 
SEIN BLUT 
OO
NICHT IN 
EUCH SEIN WIRD, SO 
OO
WERDET IHR DAS LEBEN NICHT IN 
OO
EUCH HABEN.»
Alles, was nun in der heute überliefer‐ 
OO
ten Gestaltung der Sendschrift an der 
OO
Stelle steht, an der das Wort vom 
OO
«Brote» sich den Worten vom «Fleisch» 
OO
und «Blute» mengt, ist spätere 
Umfor‐ 
OO
mung und wohlerwogene 
Zutat.
Man fand das Wort von dem 
geistigen 
OO
«Leibe» wohlgeeignet, den neuen 
Kult 
OO
zu stützen, der aus den Kultgepflogen‐ 
OO
heiten mystischer Glaubensgemeinden 
OO
entstanden war, wie sie der Orient in 
OO
jenen Zeiten allerorten kannte.
So formte man des Meisters Worte der‐ 
OO
art um, daß sie von seinem eigenen, 
OO
erdenhaften Fleische und Blute zu 
OO
handeln schienen und nicht von dem, was 
OO
ihm im innersten Reiche des Geistes Trä‐ 
OO
ger seines 
geistigen Bewußtseins war, 
OO
wie hier auf Erden Fleisch und Blut sein 
OO
irdisches Bewußtsein trug. ‒ ‒
Man wiederholte diese eigene Glaubens‐ 
OO
meinung in der Abschrift dann in man‐ 
OO
nigfacher Paraphrase, indem man sie zu‐ 
OO
gleich den Worten, die vom «Brot vom 
OO
Himmel» handelten, in gleicher Para‐ 
OO
phrasierung eng verband.
Wohl waren später unter denen, die des 
OO
neuen Kultes Liturgie und Riten form‐ 
OO
ten, manche Hocherleuchtete und «Wis‐ OO
sende»; allein, sie hatten allbereits schon OO
mit Bestehendem zu rechnen und OO
suchten durch Auslegung umzuwer‐ OO
ten, was sie dem Wesen nach als fremdes OO
Kultgut eingewurzelt fanden.
Indessen endeten die einen als ausgestos‐ OO
sene «Ketzer», während der ande‐ OO
ren Deutung nur insoweit angenommen OO
wurde, als es möglich schien, auch ohne OO
die aus alten Heidenkulten überkomme‐ OO
nen Lehren zu gefährden, denen der Kult‐ OO
kreis seinen mystischen Nimbus dankte. OO
Doch ist es wahrlich kein «Zufall», daß OO
selbst der heute erhaltene Text der Send‐ OO
schrift allein nichts weiß von jenen OO
Worten der drei älteren Berichte, die sie OO
den Meister bei dem letzten Osterfest‐ OO
mahl sprechen lassen und die des glei‐ OO
chen Kultes Stütze wurden! ‒ ‒
Wie hätte doch gerade der Verfasser, dem 
OO
man die falschen Meisterworte von des 
OO
Meisters erdenhaftem Fleisch und Blut 
OO
zu unterschieben wußte: von seinem 
OO
«Fleische», das «wahrhaftig eine Speise», 
OO
und seinem «Blute», das «wahrhaftig ein 
OO
Trank» sei, mit 
denkbar feierlich‐ 
OO
ster Bekräftigung jene Worte beim 
OO
Ostermahl verzeichnet, wäre 
ein einzi‐ 
OO
ger Ausspruch auch nur 
ähnlichen 
OO
Sinnes von ihm an der gefälschten Stelle 
OO
berichtet worden!
So aber wußte er nur zu gut, daß Vor‐ 
OO
stellungen alter 
Heidenkulte hier ein 
OO
neues Leben in des hohen Meisters 
OO
Namen sich begründet hatten. ‒ ‒ ‒ 
OO
Gerade in 
diesem Punkte 
schied sich 
OO
ja das 
geistige Erfassen, in dem er lebte 
OO
und die Seinen festigen wollte, von der 
OO
Lehre und dem äußerlichen Kulte, die 
OO
sich um des Meisters Namen rankten und 
OO
zu der Zeit, als der Verfasser seine Send‐ 
OO
schrift schrieb, schon mancherlei Erfolg 
OO
verzeichnen konnten, da sie den mysti‐ 
OO
schen Kultgemeinden, die man allerorten 
OO
vorgefunden hatte, in jeder Art des Mei‐ 
OO
sters Lehre 
anzugleichen suchten. ‒ 
OO
Die ganze alte Sendschrift ist nur zu ver‐ 
OO
stehen, wenn man weiß, daß sie geschrie‐ 
OO
ben wurde, um den 
Gegensatz zu zei‐ 
OO
gen, in dem des hohen Meisters 
reine 
OO
Lehre, die zu jeder Zeit nur Wenige 
OO
erfassen konnten, zu der neuen 
Glau‐ 
OO
bensmeinung stand, die mehr und 
OO
mehr die Geister fesselte und nicht zum 
OO
wenigsten 
darum Verbreitung fand, weil 
OO
sie das 
Neue so dem 
Überkomme‐ 
OO
nen zu einen wußte, daß alles, was die 
OO
Zeit an mystischer Lehre bot, in ihr zu OO
neuer Geltung kam.
Da sich in solche Glaubensmeinung aber OO
manches Wort des Meisters mischte, OO
das auch den Schülern des Johannes OO
heilig war, so wollte der Verfasser die in OO
seinem kleinen geistigen Kreise Schwan‐ OO
kenden durch seine Sendschrift schüt‐ OO
zen vor der drohenden Gefahr, dem OO
äußeren Kult anheimzufallen. ‒
Den Zweck, den sie erfüllen sollte, hat OO
seine Sendschrift aber auf die Dauer OO
nicht erreicht.
Die letzten Nachfolger der Schüler des OO
Johannes mußten vor dem neuen äuße‐ OO
ren Kulte weichen und, von dessen Gläu‐ OO
bigen als «Ketzer» angesehen, sich ver‐ OO
bergen, so daß schon kaum ein Menschen‐ OO
alter später keiner mehr zu finden war, OO
der in der reinen Lehre lebte.
Als dann die alte Sendschrift in die OO
Hände frommer Glaubenseiferer des OO
neuen Kultes gekommen war, fand bald OO
dieser, bald jener Veranlassung, dem OO
Texte, den man guten Glaubens für OO
ein Werk des Jüngers Johannes hal‐ OO
ten konnte, all das einzufügen, was ihn OO
nach Möglichkeit geeignet machte, in den OO
Versammlungen als Lehrtext verlesen OO
zu werden.
Die Ehrfurcht vor dem «Wort der OO
Schrift» hatte in jenen ersten Zeiten OO
des neuen Glaubens nicht die Bedeu‐ OO
tung, die sie später erlangte.
Weit wichtiger war der Kult des OO
neuen Erlösergottes und die Verteidi‐ OO
gung der Glaubensmeinung gegenüber OO
Juden und Heiden.
So wurden unbedenklich Texte verändert, OO
wie die Bedürfnisse des Kultes es ver‐ OO
langten, der nun den 
Formen alter 
OO
Mysterienkulte neue 
Auslegung 
OO
zu geben suchte, und ebenso unbedenk‐ 
OO
lich änderten Juden- und Heidenchristen, 
OO
aus denen der Kultkreis bestand, was 
OO
in den Berichten ihnen 
bedenklich 
OO
schien vor ihren 
früheren Glaubens‐ 
OO
genossen.
Man glaubte immer, auf solche Weise 
OO
nur der 
Verbreitung des «wahren» 
OO
Glaubens zu dienen und letzten Endes 
OO
ganz in der 
Absicht der alten Ver‐ 
OO
fasser zu handeln.
Fast bleibt es so ein Wunder, daß 
trotz 
OO
allem doch noch der Urschrift 
Spuren 
OO
da und dort erhalten blieben, wenn auch 
OO
der 
ursprüngliche Sinn sehr vieler 
OO
Einzelworte heute in sein 
Gegenteil 
OO
verkehrt erscheint.
Wer aber tiefer schürft und die Verschüt‐ 
OO
tung wegzuräumen sucht, kann heute 
OO
noch allhier die Fundamente eines alten 
OO
Tempels finden, in dem die 
reine 
OO
Lehre einst 
Erfüllung fand, die der 
OO
hohe Meister, 
als ein Leuchtender 
OO
des Urlichts, seinen nächsten
Schülern übermittelt hatte.
*
DER HOHE Meister, der als der OO
Größte aller Liebenden OO
über diese Erde schritt, wußte OO
jederzeit gar wohl, daß er die große OO
Liebestat, die er dereinst vollbringen OO
sollte, nur in seiner Todesstunde und OO
nur im Tode durch Menschen‐ OO
hand vollbringen könne. ‒
So hatte er Zeiten, in denen er sich nach OO
der Stunde seines Todes sehnte, und OO
wieder andere Zeiten, in denen er mit OO
innerem Schauder an sein Ende dachte. OO
Bald wünschte er seinen Tod herbei, bald OO
hoffte er, noch lange Zeit zu leben, um OO
seinen Schülern noch recht lange beizu‐ OO
stehen und ihnen geben zu können, was OO
sie vorerst «noch nicht tragen» konnten. OO
Die hohen Brüder, die er aufsucht in OO
ihrer Einsamkeit, wissen ihm in solchen OO
Stunden des Schauderns und Entsetzens OO
nur zu sagen, daß es einem «Sohne» des 
OO
«Vaters» im Urwort niemals zieme, nach 
OO
dem Kommenden zu fragen...
In solcher Seelenverfassung, sein baldiges 
OO
Ende erahnend, ohne zu wissen, wie nahe 
OO
es sei, schrieb er aus der Einsamkeit einen 
OO
eigenhändigen Brief an seine Getreuen 
OO
und übersandte ihn dem Jünger, den er 
OO
liebte, weil dieser aus allen ihn am 
OO
tiefsten verstand, aus der hellfühlenden 
OO
Liebe, die ihn ihm verband.
Durch diesen Jünger sollte der Brief den 
OO
Getreuen kundgetan werden.
Aus Niederschriften von des Meisters 
OO
eigener Hand stammt 
manches Wort, 
OO
das der Verfasser der alten Sendschrift 
OO
den Meister 
reden läßt; 
hier aber ist 
OO
noch fast der 
ganze Brieftext erhal‐ 
OO
ten, auch wenn er später auseinander‐ 
OO
gerissen und an erwünschteren Stellen 
OO
wieder eingefügt wurde, wie es des neuen 
OO
Kultes Glaube verlangte.
In seine 
Urschrift hatte einst der Ver‐ 
OO
fasser der alten Sendschrift den Text 
OO
der 
Meisterworte solcherart über‐ 
OO
nommen:
«NOCH EINE GERINGE ZEIT ‒ UND 
OO
DIE WELT WIRD MICH NICHT MEHR 
OO
SEHEN.
AN JENEM TAGE WERDET IHR MICH 
OO
UM NICHTS MEHR 
FRAGEN KÖN‐ 
OO
NEN. DOCH ICH WILL EUCH NICHT 
OO
ALS WAISEN ZURÜCKLASSEN.
ICH WERDE DEN 
VATER BITTEN, 
OO
UND ER WIRD EUCH EINEN 
ANDE‐ 
OO
REN HELFER SENDEN AUS 
OO
DEM GEISTE DER WAHRHEIT: 
OO
EINEN, DEN DIE WELT 
NICHT ER‐ 
OO
GREIFEN KANN; DENN SIE SIEHT OO
IHN NICHT UND WEISS NICHTS OO
VON IHM.
IHR ABER WERDET IHN ERKEN‐ OO
NEN; DENN ER WIRD BEI EUCH OO
BLEIBEN UND IN EUCH SEIN.
ER WIRD EUCH ALLES LEHREN OO
UND EUCH AN ALLES ERINNERN, OO
WAS ICH EUCH SAGTE.
NICHT AUS SICH SELBST WIRD OO
ER REDEN ‒ SO WIE AUCH ICH OO
EUCH SAGTE, DASS ICH NICHT OO
AUS MIR SELBER REDE ‒, SON‐ OO
DERN WAS ER HÖRT, WIRD ER OO
REDEN UND EUCH KUNDMACHEN.
ER WIRD MICH BESTÄTIGEN; OO
DENN VON DEM MEINEN WIRD ER OO
NEHMEN UND ES EUCH VERKÜNDEN. OO
ALLES, WAS DER VATER HAT, IST OO
MEIN.
DARUM SAGE ICH: ER WIRD VON 
OO
DEM 
MEINEN NEHMEN.
WER 
IHN AUFNIMMT, DEN ICH 
SEN‐ 
OO
DEN WERDE, DER NIMMT 
MICH 
OO
AUF, UND WER 
MICH AUFNIMMT, 
OO
NIMMT 
DEN AUF, DER MICH 
GE‐ 
OO
SANDT HAT. AN JENEM TAGE WER‐ 
OO
DET IHR 
ERKENNEN, DASS ICH 
OO
IN MEINEM VATER BIN.
EUER HERZ 
BETRÜBE SICH 
OO
NICHT. 
SEID OHNE FURCHT!
ICH HINTERLASSE EUCH IN 
FRIE‐ 
OO
DEN.
MEINEN FRIEDEN GEBE ICH EUCH, 
OO
DEN DIE WELT 
NICHT GEBEN 
OO
KANN.»
Es ist von nichts anderem hier die Rede, 
OO
als daß der Leuchtende verspricht, seinen 
OO
Schülern nach seinem Erdentode einen 
OO
anderen Lehrer zu schicken, und zwar OO
einen derer aus dem hohen Kreise der OO
Leuchtenden des Urlichts, die nicht OO
mehr im Erdenkörper, sondern in gei‐ OO
stiger Gestaltung leben, damit sie unter OO
seiner geistigen Leitung sich vollenden OO
könnten und nicht in Sorge sein müßten, OO
daß er von Menschen ergriffen und seinen OO
Schülern genommen werden könnte wie OO
der Meister selbst.
Ausdrücklich sagt er in den gleichen OO
Worten, daß auch dieser Geisteslehrer, OO
den sie nur in ihrem Innersten zu OO
hören fähig seien, gleich ihm «nicht OO
aus sich selber» rede und ihnen das OO
Gleiche künde, das sie zuvor aus seinem OO
eigenen Munde vernommen hätten.
Aus dem Schatz des gleichen alten OO
Weisheitsgutes, das jeder, der ein «Sohn» OO
des «Vaters» wurde, aus dem Erken‐ OO
nen des Vaters empfängt, werde er 
OO
zu nehmen wissen und dadurch ihn, den 
OO
Meister selbst, bestätigen.
War aber der hohe Meister selbst gar 
OO
bald nach seinem Tode schon den Gläu‐ 
OO
bigen des neuen Kultes zum 
Gotte ge‐ 
OO
worden, so mußte auch dieser 
geistige 
OO
Bruder des Meisters alsbald zum 
Gotte 
OO
werden. ‒
Man hatte 
die 
wirkliche «Dreieinheit» 
OO
nicht erkannt, die darin allein gesehen 
OO
werden muß, daß sich das gestaltlose, 
OO
unfaßbare und alles in sich umfassende 
OO
Urlicht ‒ das unendliche, unergründ‐ 
OO
liche, ewige «Meer der Gottheit» ‒ ewig‐ 
OO
lich selbst als 
Einheit im 
Urwort 
OO
offenbart ‒ das «Wort», das «im An‐ 
OO
fang» ist, der immer 
war und 
ist und 
OO
sein wird: «Gott» in der Gottheit ‒ 
OO
 
und daß das 
Urwort aus sich selber 
OO
offenbart den «
Menschen der Ewig‐ 
OO
keit» ‒ den lichtgezeugten 
ewigen 
OO
Geistesmenschen, der immerdar in 
OO
ihm verharrt und weiterzeugend als 
OO
«
Vater» alle Geisteshierarchien aus sich 
OO
hervorgehen läßt, somit in 
Einheit 
OO
aller 
Vielheit Inbegriff, in sich offen‐ 
OO
barend sich selbst in den 
Zahlen des 
OO
Ursprungs, aus denen hervorgeht alle 
OO
Unendlichfältigkeit des geistigen 
OO
Lebens...
Dieses ewige 
Sein des Geistes, gleich‐ 
OO
zeitig 
Selbstoffenbarung des Gei‐ 
OO
stes und dieser Selbstoffenbarung geistige 
OO
Folge:
     in Unerfaßbarkeit,
     in Einheit,
     in Zahl ‒
die wieder 
Einheit zeugt 
unendlich‐ 
OO
fältig ‒, ist letzte 
Wirklichkeit, mit 
OO
welchen Worten man ihr auch Bekun‐ 
OO
dung geben will; denn mit dem gleichen 
OO
Rechte wäre sie auch zu bezeichnen als: 
OO
     das ewige Unoffenbare,
     das ewig sich Offenbarende,
     das ewige Offenbarte. ‒
Stets wird aber jedes Wort der Men‐ 
OO
schensprache nur ein Stammeln bleiben, 
OO
soll es des 
Geistes Leben künden, das 
OO
allein sich in der 
Liebe fassen läßt, die 
OO
auch den 
Menschengeist, der sich der 
OO
Liebe einst 
entwand, aufs neue seines 
OO
ursprünglichen 
göttlichen Erlebens 
OO
fähig werden läßt. ‒
Der «
Geist der Wahrheit» aber ist 
OO
des Urwortes 
Leben: ‒ das 
Urlicht 
OO
selbst in seiner Unerfaßbarkeit ‒, das 
OO
sich 
als Urwort offenbart und 
in dem 
OO
alle Geisteshierarchien leben, die gleich‐ 
OO
sam 
Ton und Stimme dieses Urwortes 
OO
sind und seine ewig weiterzeugende 
OO
Offenbarung in der Geisteswelt des 
Ur‐ 
OO
lichts.
Auch das 
niedere geistige Leben, das 
OO
dem Menschengeiste noch verblieb nach 
OO
seinem Falle aus hohem Leuchten, lebt 
OO
nur aus dem gleichen 
Geiste der 
Wahr‐ 
OO
heit: dem substantiellen Geiste des ewi‐ 
OO
gen 
Urlichts, von dem der Menschen‐ 
OO
geist auch schon in diesem Erdendasein 
OO
einen «
Strahl» erfassen und in seinem 
OO
eigenen «
Ich» erkennen kann als seinen 
OO
«
Lebendigen Gott».
Das 
Urlicht ist 
allein die ewige 
OO
Quelle alles 
Lebens: das aus sich selber 
OO
Seiende!
In sich als 
Sein unfaßbar für sich selbst, 
OO
«spricht» es sich aus im 
Urwort, das 
OO
in 
ihm allein sein 
Leben hat «aus sich 
OO
selbst»...
Und weiterzeugend, offenbart sich so das 
OO
Urwort in dem 
ewigen Geistes‐ 
OO
menschen, der wieder «aus sich selbst» 
OO
das 
gleiche Leben nur 
im Urlicht 
OO
hat und weiterzeugt die Hierarchien aller 
OO
Geisteswesenheiten, die alle «aus 
OO
sich selbst» das Leben haben, da sie alle 
OO
nur des 
Urlichts nähere und ferne 
OO
Offenbarung durch das 
Urwort 
OO
sind, das selbst des 
Urlichtes erstes, 
OO
ewiges Offenbaren ist. ‒ ‒
Die 
Liebe aber, die 
sich selbst im 
OO
anderen liebt, ist aller dieser Urseins‐ 
OO
offenbarung innerster Impuls. ‒
Wer «
in den Geist» gelangen, wer 
OO
bewußt des 
Urlichts Leben neu in 
OO
sich empfinden will, der trachte vor 
OO
allem, daß er stetig «
in der Liebe» 
OO
sei! ‒
Ihm wird man öffnen jene enge Pforte, 
OO
die zum 
Leben führt; denn er weiß 
OO
anzuklopfen, er sucht auf
rechte Weise, und sicherlich
wird ihn zu finden wissen
‒ der «Paraklet».
*
 
SOWEIT ICH in diesem Buche Worte 
OO
des überlieferten Textes mei‐ 
OO
ner Rede verflochten habe, nahm 
OO
ich sie nur auf, wenn mir die geistige 
Ge‐ 
OO
wißheit wurde, daß sie dem 
Sinn des 
OO
Ursprungstextes noch entsprechen, 
OO
und wo dies 
nicht der Fall war, suchte 
OO
ich in 
meinen Worten diesem ursprüng‐ 
OO
lichen 
Sinn gerecht zu werden.
Da ich in diesem Buche nur die alte 
OO
Sendschrift deute, die als das «
Evan‐ 
OO
gelium Johannis» gilt, so ließ ich 
OO
mit Bedacht die Meisterworte fehlen, die 
OO
ich als gutbegründet auch in den drei 
OO
früheren Berichten von des Meisters 
OO
Erdenleben kenne, obwohl sie dem, was 
OO
 
ich zu sagen hatte, gar oft Bestätigung 
OO
gegeben hätten.
Wer aber meinen Worten folgt, der wird 
OO
das 
Nichtverfälschte in den ande‐ 
OO
ren Berichten unschwer 
selbst heraus‐ 
OO
zufinden wissen, so wie er auch von Fall 
OO
zu Fall die 
Gründe bald entdecken 
OO
wird, die in der alten Sendschrift, wie 
OO
den früheren Berichten, 
Einschub und 
OO
Überarbeitung veranlaßt haben.
Es ist hier nicht zu leugnen, daß so man‐ 
OO
ches Wort, das denen, die im Glauben an 
OO
die 
Göttlichkeit der alten Schriften 
OO
aufgewachsen sind, einst lieb und teuer 
OO
war und ihnen wohl auch heute noch als 
OO
heilig dünkt, nur spätere 
Erdichtung 
OO
ist.
Soweit sich solche Worte aber irgendwie 
OO
als 
Wahrheitsträger dartun lassen, 
OO
sehe ich noch keinen Grund, sie nun ge‐ 
OO
ring zu achten oder gar sie zu verwerfen. 
OO
Die späteren Bearbeiter der alten Schrif‐ 
OO
ten waren ‒ will man sie als «
Dich‐ 
OO
ter» werten ‒ den ursprünglichen 
OO
Schreibern oftmals weitaus 
überlegen. 
OO
Sie fanden manches 
Bild und manche 
OO
Sagenformung, um die Glaubens‐ 
OO
meinung, der sie dienten, in die alten 
OO
Texte einzuführen, die ihnen die ur‐ 
OO
sprünglichen Verfasser wahrlich hätten 
OO
neiden können. ‒
Doch ist es ein Anderes, ob man 
er‐ 
OO
kennen lernen will, was einst die 
Ur‐ 
OO
schrift bot, oder ob man fromme 
Er‐ 
OO
bauung sucht in eines 
Dichters 
OO
Worten, der bemüht ist, seinem inbrün‐ 
OO
stig geliebten Glauben eine Urkunde zu 
OO
schaffen.
Da in der alten Sendschrift, die es hier 
OO
zu deuten galt, zudem die Urschrift durch 
OO
die Dichtung 
überwuchert ist und 
OO
so ein Dokument Verfälschung fand, das 
OO
sich als 
einzige Bekundung jener rei‐ 
OO
nen Lehre, die der hohe Meister nur den 
OO
nächsten Schülern gab, der Nachwelt 
OO
dargeboten hätte, so war es nur zu sehr 
OO
geboten, lediglich der 
Urschrift un‐ 
OO
verfälschten 
Inhalt wieder aufzurich‐ 
OO
ten, soweit der 
Text herangezogen wer‐ 
OO
den mußte.
Durch eine Redeform, die jeden Satz 
für 
OO
sich bestehen läßt und ihm 
fast ab‐ 
OO
geschlossene Bedeutung gibt, auch 
OO
wenn er sich an 
anderer Stelle findet 
OO
als dort, wo er 
zuerst gegeben war, sah 
OO
in der ersten Folgezeit sich jede Glau‐ 
OO
bensmeinung leichthin in der Lage, die 
OO
Sätze, die ihr störend waren, dem Zu‐ OO
sammenklang des Textes zu entreißen und OO
sie nach Willkür dort dann einzufügen, OO
wo sie ihr vorzüglich dienen mußten. OO
Wo dann ein Wort zu finden war, das OO
man nicht gerne lesen mochte, dort schied OO
man unbedenklich als der «Ketzer» Zu‐ OO
tat aus, was Urschriftprägung war; OO
und was doch zu gewichtig schien, um OO
ausgemerzt zu werden, dem gab man OO
einen Einschub oder einen Zusatz, OO
der den ursprünglichen Sinn ins OO
Gegenteil verkehrte.
Auch nahm man nur zu gerne Worte, die OO
der Meister einst in völlig anderem Zu‐ OO
sammenhang gesprochen hatte, in die OO
bald nach seinem Tode schon entstan‐ OO
denen Wundersagen auf, um so den OO
frommen Glauben an die Wundermären OO
zu befestigen.
Unzähliges ist 
entstellt, Unzähliges in 
OO
sein 
Gegenteil verkehrt, und dennoch 
OO
bleibt die Spur der 
reinen Lehre noch 
OO
erhalten, dennoch leuchtet durch den 
OO
ganzen Text die hohe 
Liebe, die als 
OO
Vermächtnis des Apostels auch in den 
OO
fernsten seiner nachgeborenen Schüler 
OO
noch erhalten blieb und die auch den 
OO
Verfasser zeigt als 
Liebenden im Licht 
OO
der 
reinen Lehre, die er den Seinen, 
OO
denen seine Worte galten, 
erhalten 
OO
wissen wollte ‒ 
rein, wie er sie selbst 
OO
empfangen hatte ‒, unvermischt mit 
OO
Glaubensmeinungen, in denen er den Irr‐ 
OO
tum nur zu deutlich sah. ‒ ‒
Von dem, was sonst noch, dieser alten 
OO
Sendschrift gleich, dem 
Jünger zu‐ 
OO
geschrieben wurde, den der Meister 
OO
«
liebte», weil er ihn «
in der Liebe» 
OO
 
fand, ist 
nichts von jenem Jünger einst 
OO
geschrieben worden, und 
nichts davon 
OO
entstammt der Feder des Verfassers dieser 
OO
Sendschrift.
Was man als «
Briefe» des 
Jüngers 
OO
Johannes betrachtet, enthält gewiß so 
OO
manches herrliche Wort der Weisheit und 
OO
ist wahrhaftig eines Menschengeistes Be‐ 
OO
kundung, der «
in der Liebe» lebte; 
OO
allein, diese Briefe wurden erst geschrie‐ 
OO
ben, als die 
Sendschrift, von der hier 
OO
die Rede ist, schon dem neuen Kulte an‐ 
OO
geglichen worden war, und ihr Schreiber 
OO
war ein Gläubiger des neuen Kultes.
Das sogenannte Buch der «
Offen‐ 
OO
barung» aber ‒ die «
Apoka‐ 
OO
lypse» ‒ ist das Werk sehr 
ver‐ 
OO
schiedenwertiger Geister und das 
OO
Zeugnis 
verschiedener Zeiten.
Es finden sich in ihm die Spuren «Wis‐ 
OO
sender» neben dem mysteriösen Ausputz, 
OO
den das Buch durch Gläubige des neuen 
OO
Kultes erhielt, und den freigebigen Zu‐ 
OO
taten späterer Bearbeiter.
Der einst dem Inhalt dieses Buches die 
OO
grandiose dichterische Gestaltung gab, 
OO
benutzte nur ein Material, das lange 
vor 
OO
ihm schon in Fragmenten vorhanden war 
OO
als Bezeugung mystischer Gesichte.
Die 
reine Lehre aber, die der hohe 
OO
Meister seinen nächsten Schülern einst 
OO
gegeben hatte und die nur jener 
Eine, 
OO
den er «
liebte», ganz erfaßte, um sie 
OO
denen zu vermitteln, die zu 
ihm sich 
OO
hielten, ist nur in dieser 
Sendschrift 
OO
zu erkennen, die ein Späterer, der ganz 
OO
im 
Geiste dieser Lehre lebte, auf‐ 
OO
gezeichnet hat.
Möge das 
Weisheitsgut, das diese 
OO
Sendschrift birgt, trotz aller Über‐
formung, die sie leiden mußte, den
Suchenden der kommenden Tage
nicht verloren sein!
*
 
ENDE